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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 30.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 99 von 110

 

auch diese Familien frühzeitig zu erreichen, damit sie Unterstützung bekommen können.

 

Es geht also um eine Frage der Nachhaltigkeit. Das Sprichwort besagt: Wer früh hilft, hilft doppelt. Es geht aber oft um noch viel mehr.

 

Bitte stimmen Sie unserem Antrag zu beziehungsweise gehen Sie mit! Wir haben uns schon darauf geeinigt, dass er zugewiesen wird. - Herzlichen Dank.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Holawatsch. Selbstgewählte Redezeit fünf Minuten. Bitte, Sie sind am Wort.

 

20.23.36

GR Ing. Erol Holawatsch, MSc (ÖVP)|: Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

 

Ich darf noch einmal ganz kurz die Kampagne des Rewe-Konzerns in Erinnerung rufen, weil das ein Beispiel dafür ist, woran es in diesem Bereich an Sensibilität fehlt. Wenn man wirklich etwas bewirken möchte im Bereich der Inklusion, dann braucht man Wertschätzung, Sensibilität und Akzeptanz.

 

Dieser Bereich der Behindertenpolitik umfasst viele Themen. Ich erlaube mir, ein Thema hervorzuheben und einen kurzen Einblick zu geben. Die Corona-Krise an sich war für uns alle eine große Herausforderung. Wir haben es aber geschafft, durch Videokonferenzen und durch Online-Chats einen gewissen sozialen Lebensstandard beizubehalten.

 

Es gibt jedoch in Österreich zirka 63.000 Menschen, die an einer Sehbehinderung leiden, und diese hatten diese Möglichkeit nicht. Warum hatten sie diese Möglichkeit nicht? - Weil es keinen Rechtsanspruch auf Hilfsmittel gibt. Menschen, die sich keinen PC und kein Internet leisten können, sind mehr oder weniger in der Einsamkeit allein gelassen. Das müsste nicht sein, doch schauen wir uns den Förderdschungel der Stadt Wien in diesem Bereich genauer an! Das ist wirklich ein Dschungel. Menschen mit Behinderungen müssen tagtäglich durch diesen Dschungel durchkommen, und das ist bei Gott nicht einfach!

 

Nun aber etwas Positives: Versuchen wir, die Chance der Digitalisierung mehr zu nutzen! Versuchen wir, die Menschen in den Arbeitsprozess zu integrieren, die in der Vergangenheit diese Chance nicht hatten. Versuchen wir, Sensibilität zu schaffen und bei der Wirtschaft und den Betrieben aufzuzeigen, welches Potenzial, welche Möglichkeiten, welche Talente in diesem Zusammenhang verborgen sind, die jeder Unternehmer in seinem Betrieb gut nutzen kann. - Die Stadt Wien könnte als Beispiel vorangehen. Die Stadt Wien könnte Menschen mit Behinderungen eine Chance geben, in den Arbeitsprozess einzusteigen und sich in die Arbeitswelt zu integrieren. Ich glaube, hier hat die Stadt Wien durchaus Potenzial, noch mehr zu tun.

 

Oder denken wir an die vielen Kampagnen, die jedes Jahr gestartet werden, denken wir daran, wie viele Millionen Euro in Kampagnen investiert werden. Überlegen wir, ob es nicht sinnvoll wäre, eine Kampagne für diese Menschen zu starten, um Vorurteile abzubauen, um diesen Menschen eine Chance zu geben, um diese Menschen vor den Vorhang zu holen. Ich denke, in diesem Bereich wäre das Geld viel besser angelegt.

 

Wir können heute mit unserem Antrag ein kleines Zeichen setzen. Es ist kein großer Schritt für uns, aber es ist ein großer Schritt für diese Menschen. Unterstützen Sie unseren Antrag auf Zuweisung zu barrierefreier Müllentsorgung, denn gerade gehbehinderte Menschen oder Rollstuhlfahrer haben diesbezüglich massive Schwierigkeiten. Ich ersuche Sie um Unterstützung. - Danke schön.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Herr Gemeinderat! Ich bitte Sie noch, das Rednerpult zu desinfizieren, beziehungsweise hat das die Kollegin jetzt für Sie übernommen. Danke. - Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GR Dr. Ngosso, und ich erteile es ihr. Selbstgewählte Redezeit zehn Minuten. Bitte schön.

 

20.28.01

GRin Dr. Mireille Ngosso (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen vor dem Livestream!

 

Seit fast zwei Jahren bestimmt die Corona-Pandemie unser Leben. Unser Alltag hat sich gänzlich verändert und uns auch vor neue medizinische Herausforderungen gestellt, die wir nur gemeinsam und solidarisch bewältigen können. Als Ärztin habe ich voriges Jahr drei Monate lang auf einer Corona-Normalstation gearbeitet, und ich habe gesehen, wie wichtig ein gut funktionierendes Team ist, wie wichtig der interdisziplinäre Austausch zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen ist und wie wichtig es ist, nicht alleine zu sein, um PatientInnen die bestmögliche medizinische Versorgung bieten zu können.

 

Wien hat ein sehr gut funktionierendes Gesundheitssystem. Gleichzeitig braucht es im Hinblick auf die Zukunft neue Überlegungen zur Zusammenarbeit. Besonders im niedergelassen Bereich, wo in den nächsten 10 Jahren in ganz Österreich fast 50 Prozent der niedergelassenen Hausärzte und Hausärztinnen in Pension gehen werden, wird es sehr wichtig sein, diese Herausforderung auch gut zu meistern. Wir brauchen neue Angebote, um die Erwartungen junger Ärzte und Ärztinnen zu erfüllen. Als Ärztin habe ich den Wunsch, meinen Beruf gut ausüben zu können. Ich habe aber genauso den Wunsch, meine Freizeit mit meiner Familie und meinen FreundInnen zu verbringen. Und das ist machbar.

 

Die Wiener Primärversorgungseinheiten bieten genau diese Voraussetzung. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass AllgemeinmedizinerInnen mit Mitgliedern anderer Gesundheits- und Sozialberufe in multiprofessionellen Teams zusammenarbeiten. Dadurch wird eine breite Palette an Leistungen angeboten, und die Arbeit in einer PVE, also in einer Primärversorgungseinheit, ist insbesondere für junge Ärztinnen und Ärzte interessant, da man in Teams strukturiert und organisiert gut zusammenarbeitet. Dadurch kann sich jedes Teammitglied besser auf seinen oder ihren Bereich konzentrieren, und damit stellen wir die Behandlung der Patienten und Patientinnen in den Mittelpunkt. Zudem kann man die Arbeitszeit flexibel gestalten und den individuellen Bedürfnissen einzelner Teammitglieder anpassen. Gleichzeitig wird aber durch die Teamstruktur eine kontinuierliche Versorgung der Patientinnen und Patienten sichergestellt.

 

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