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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 30.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 98 von 110

 

rem auf der anderen Seite an die Wiener Wirtschaftskammer und Herrn Dr. Biach. Das ist ein hervorragendes Projekt, das darf man nicht vergessen, das gehört auch hier einmal erwähnt.

 

Abschließender Punkt: Ich bin davon betroffen, gehe jetzt gar nicht im Detail auf die Zahlen ein, denn diese tun wirklich weh bei 2.500 Todesfällen allein in Wien. Ich selbst habe einige Familienangehörige und Freunde zu betrauern. Im Hinblick darauf bin ich für die Meinungsfreiheit im Voltair‘schen Sinn, da bin ich ganz bei Kollegin Matiasek. Ich will niemandem grundsätzlich etwas vorschreiben. Ich selbst habe mich mit meiner Familie entschieden, dass wir uns impfen lassen. Ich selbst bin der Überzeugung, dass das der richtige Weg ist. Ich selbst stehe hier als Nichtmediziner und sage: Aus meiner Sicht ist Impfen die richtige und einzige Methode, diese Pandemie in den Griff zu bekommen. Keineswegs kann das Mittel der Wahl irgendein Pferdeentwurmungsmittel sein, davon halte ich nichts, das finde ich widerlich, und ich halte es auch für unverantwortlich, das zu propagieren.

 

In diesem Sinne: Bitte geht impfen! Bleiben Sie gesund! Und stimmen Sie dem Budget zu. - Danke schön.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Herr Gemeinderat! Ich darf Sie noch ersuchen, das Rednerpult zu desinfizieren. Die selbstgewählte Redezeit wurde leicht überschritten, es waren jetzt 11 Minuten. Die fraktionelle Restredezeit beträgt 20 Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berner. Selbstgewählte Redezeit und fraktionelle Restredezeit 6 Minuten. Bitte, ich erteile das Wort.

 

20.17.27

GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE)|: Liebe Zuseher und Zuseherinnen am Livestream! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Wagner!

 

Es ist schon spät am Abend, aber wir können trotzdem sagen: Wien ist eine solidarische Stadt. Und darauf bin ich stolz. Die hier gelebte Solidarität macht den Charme, aber auch die Lebensqualität in dieser Stadt aus.

 

Zu Solidarität entscheidet man sich immer bewusst. Als rot-grüne Regierung haben wir zehn Jahre lang daran gearbeitet, dass Solidarität mit den Schwächsten in dieser Stadt eingeschrieben wird, und wir hoffen natürlich, dass das so weitergeht.

 

Ein Beispiel für die Solidarität ist die Wiener Mindestsicherung, und der wichtigste Meilenstein im Kampf gegen die vererbte Armut ist ein Teil der Wiener Mindestsicherung, nämlich die Kindermindestsicherung. In diesem Jahr waren bis September 35 Prozent der Bezieher der Mindestsicherung unter 18 Jahre alt, von der Mindestsicherung wird also ein Drittel als Kindermindestsicherung bezogen. Das ist ein Zeichen, wie wichtig dieses Instrument ist. Wir wollen, dass das weitergeht, und wir bitten Sie sehr, das beizubehalten. - Herzlichen Dank.

 

In Wien werden derzeit jährlich zirka 20.000 Kinder geboren, und bei 10 Prozent der Babys und deren Familien läuft es halt leider nicht so, wie man sich das vorher vorgestellt hat. Es gibt zum Beispiel Entwicklungsverzögerungen, oder es tauchen psychische Probleme in der Familie auf. Wenn solche kleinen Kinder und ihre Familien Unterstützung bekommen, bevor sich gravierende Probleme einschleifen, dann haben sie eine Chance, sich gesund zu entwickeln.

 

Genau das ist die Aufgabe der Frühen Hilfen. Die Frühen Hilfen unterstützen Eltern mit Kindern zwischen null und drei Jahren in psychosozial schwierigen Situationen. Sie helfen den Eltern oder ihren Betreuungspersonen, dass die Kinder gut und verlässlich versorgt werden und liebevoll eine gute Bindung aufgebaut wird.

 

Was aber sind die Frühen Hilfen konkret? - Sie sind therapeutische Unterstützungsangebote aus verschiedenen Richtungen wie Ergometrie, Physiotherapie, soziale Beratung, Ernährungs- oder Erziehungsberatung, psychologische Betreuung. Die Frühen Hilfen begleiten ganz junge Mütter zum Teil schon in der Schwangerschaft bis ins Kindergartenalter. Die frühe Kindheit gilt als die wichtigste Lebensphase, in der sozial bedingte gesundheitliche Ungleichheiten effizient reduziert werden können. Das entspricht einer aktuellen Bestandsaufnahme durch die WHO. Das denken sich nicht irgendwelche Experten aus, sondern das ist vielfach abgesichert. Auch dort heißt es, dass Investitionen in frühkindliche Entwicklungen und Bildungen sowohl aus gesundheitlicher als auch ökonomischer Perspektive als höchst relevant eingeschätzt werden. Diese Investitionen bieten die Chance, die Fortschreibung von gesundheitlichen Ungleichheiten von einer Generation auf die nächste zu stoppen, und damit zählen sie zu den sichersten Präventionsmaßnahmen, die in der frühen Kindheit stattfinden müssen, damit sie besonders effizient sind.

 

Die Frühen Hilfen sind also in erster Linie eine sozial gerechte und notwendige Maßnahme. Und wem das nicht reicht, dem sage ich: Sie sind auch eine ökonomisch intelligente Maßnahme. Der sogenannten Return of Investment - und somit das Kosten-Nutzen-Verhältnis - ist bei Maßnahmen in der frühen Kindheit am höchsten.

 

Das Stichwort lautet: Wer früh hilft, hilft doppelt. Der Wirtschaftsnobelpreisträger James Heckman sagt sogar: Wer früh hilft, hilft achtfach. Jeder einzelne früh investierte Euro spart in Zukunft die Ausgabe von rund 8 EUR in Sozial- und Gesundheitssysteme. Und noch stärker ausgeprägt ist diese Rate bei Familien, die sozial benachteiligt sind. Diesfalls liegt der sogenannte Return of Investment sogar bei 1 zu 16.

 

Derzeit können in Wien aber leider nur Kinder und Familien, die im Westen der Stadt wohnen, unterstützt werden, beziehungsweise stimmt das nicht ganz, denn wenn die Kinder in einem Krankenhaus im Westen der Stadt geboren werden, dann werden sie auch unterstützt, aber ansonsten haben sie wenig Chancen auf diese Frühen Hilfen. Das ist unsinnig, das wissen alle, und deshalb stellen wir hiermit auch einen Antrag, diese Unterstützung auszubauen, und zwar in dem Bewusstsein, dass das, was jetzt an Unterstützungen geboten wird, eigentlich nur die Spitze des Eisbergs ist. Sozusagen unter der Wasseroberfläche gibt es nämlich noch viele Familien, die eigentlich Präventionsmaßnahmen brauchen, bevor es eskaliert, und es wäre ganz wichtig,

 

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