Gemeinderat, 15. Sitzung vom 22.11.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 110
EUR für die Projektförderung und die Jahresförderungen, die jährlich 3 Mal von den KuratorInnen entschieden werden, und 8,5 Millionen EUR für die Struktur- und Standardförderungen, die durch die Kulturabteilung vergeben werden.
Die Erfolge der freien Szene sind großartig. Es würde hier den Rahmen sprengen, alles aufzuzählen. Ich sage nur, zeitgenössisches Musiktheater. Viele haben das wahrscheinlich nicht gesehen. Ich habe in den letzten 6, 7 Wochen 4 großartige zeitgenössische Musiktheaterproduktionen gesehen: das Festival der Operngruppe „Sirene" mit 11 Kammeropern nach Erzählungen aus „Tausendundeiner Nacht" in der Ankerbrot-Fabrik; die ganz witzige Wirtschaftsoper von „toxic dreams“ im „brut“, ein moderiertes Gespräch zwischen Hayek und Keynes als Oper; „Oskar Serti geht ins Konzert. Warum?", die außergewöhnliche Inszenierung zeitgenössischer Musik der Operngruppe „NetZZeit" mit dem Klangforum Wien im Konzerthaus. – Sie haben das leider alle nicht gesehen. Ich kann Ihnen nur sagen, es war ein ganz großartiger, mehr als sechsstündiger Abend, eine Demonstration für die zeitgenössische Musik in dieser Stadt. Und das Letzte, die höchst erfreuliche Uraufführung von Wolfgang Mitterers Oper „Baron Münchhausen" im Rabenhof in einer Koproduktion mit „Wien Modern“.
Die Theaterreform hat in diesen acht Jahren große Erfolge gebracht. Das Koproduktionshaus „brut“ ist auf Tour. Das heißt, es gelingt ihnen, nicht nur in Wien einen Spielplan zu gestalten, der ein großes Publikum hat, sondern auch als Netzwerkpartner für die freie Szene zu wirken und es zu schaffen, dass freie Gruppen aus Wien den Weg ins Ausland finden, auch dort gezeigt werden. Aus dieser langen, langen Liste von „brut on tour“ nenne ich nur zwei Beispiele: „God’s Entertainment“ auf Kampnagel in Hamburg, Doris Uhlich im HAU in Berlin und im Theaterhaus Gessnerallee in Zürich. All das sind Entwicklungen, die durch „brut“ möglich geworden sind.
Wir werden die Effizienz der Theaterförderung steigern, nämlich durch die Evaluierung der Theaterreform im Jahr 2012, nach acht Jahren Theaterreform. Diese Evaluierung des Jahres 2012 wird die Basis für die nächste Periode der vierjährigen Konzeptförderung ab 2013 sein.
Die Kulturstadt Wien wurde immer wieder lange Zeit nur als Stadt des Theaters, der Oper und der Musik gesehen, aber es ist jetzt auch eine Stadt der bildenden Kunst geworden. Es gibt einen Run auf Ausstellungen, es gibt neue Museen. Gerade vor wenigen Tagen wurde das neue, zu den Bundesmuseen gehörende 21er-Haus beim zukünftigen Hauptbahnhof, eröffnet. Die Lange Nacht der Museen bringt Massen in die Museen. Es gibt eine Vielzahl und eine große Qualität in der Galerienlandschaft. Vergangenes Wochenende sehr erfolgreich: Vienna Galerie Weekend, eine Demonstration für die zeitgenössische Kunst. Es gibt mehrere internationale Kunstmessen, insbesondere die Viennafair, und mit dem Erfolgsprojekt KÖR haben wir zeitgenössische Kunst in den öffentlichen Raum gebracht.
Erfolge in der bildenden Kunst gibt es auch in den eigenen Einrichtungen der Stadt Wien. Ich erwähne drei: Das Wien Museum, das in den letzten Jahren ein großartiges neues Profil als neues, zeitgemäßes Stadtmuseum entwickelt hat, das MUSA, wo die Sammlung der Stadt Wien präsentiert wird, wo es aber auch eine Stadtgalerie für Ausstellungen junger bildender KünstlerInnen gibt; dort ist auch die Heimstätte der Artothek.
Der dritte Bereich ist die Kunsthalle Wien, vor 15 Jahren als Schaufenster der zeitgenössischen Kunst gegründet. Sie wurde immerhin in „The New York Times“ als das Mekka der Kunst bezeichnet. Die Kunsthalle Wien zeigt genau jene Kunst, die sonst in Wien nicht zu sehen ist, mit einer Reihe von Eigenproduktionen, derzeit zum Schwerpunkt Mode und Fotografie. Diese Eigenproduktionen der Kunsthalle Wien gehen dann ins Ausland und nicht umgekehrt! Wir kaufen nicht im Ausland ein, wir produzieren und geben ins Ausland, wie beispielsweise die Ausstellung von Keith Harings Frühwerk, die Ausstellung über „Female Pop Art" und die Ausstellung der iranischen Künstlerin Shirin Neshat.
Man könnte über die Erfolge der Wiener Kultur lange reden. Ich verweise nur darauf, dass mein Kollege Peko Baxant noch zu den Bereichen Film, Musik und Wissenschaft ausführlicher Stellung nehmen wird. Ich komme zum Schluss zu einem Bereich, der uns als Sozialdemokratie besonders wichtig ist, nämlich Kultur für alle, die Breite und die Vielfalt in der Kunst und Kultur, die Kunstvermittlung und die bessere Zugänglichkeit von Kunst und Kultur für alle Menschen in Wien.
2011 ist das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit. Ich möchte daher heute in diesem Debattenbeitrag insbesondere die vielen Tausend Ehrenamtlichen in der Kulturarbeit vor den politischen Vorhang bitten. Es gibt hunderte Vereine in dieser Stadt, hunderte Initiativen, die großartige Arbeit leisten. Diese Arbeit ist nur möglich durch das Engagement von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, von vielen Tausend Menschen in dieser Stadt.
Drei Beispiele. Bezirksmuseen: In den 23 Bezirksmuseen und 5 Sondermuseen arbeiten 400 Ehrenamtliche. Sie erreichen mit ihrer Arbeit 10 000 bis 15 000 BesucherInnen im Jahr, und das bei freiem Eintritt, und machen die Bezirksmuseen nicht nur zu einem Ort der Sammlung, der Aufarbeitung und Präsentation lokaler Geschichte, sondern auch zu Kulturstützpunkten in den Bezirken, die unter anderem viele Ausstellungen und zusätzliche Konzerte organisieren und durchführen.
Träger der dezentralen Kulturarbeit in Wien ist das neue Volksbildungswerk, die neue Basis.Kultur.Wien, mit neuem Namen, mit neuen Ideen, mit viel neuem Programm und viel neuem Schwung. In der Basis.Kultur.Wien sind 343 Vereine organisiert, in 8 Fachgruppen, mehr als 1 500 MitarbeiterInnen sind in diesen 343 Vereinen ehrenamtlich tätig. Sie organisieren fast 1 500 Veranstaltungen, erreichen über 115 000 BesucherInnen, und zwar ohne „Wir sind Wien.Festival der Bezirke“, das da nicht mitgerechnet wurde.
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