Gemeinderat, 15. Sitzung vom 22.11.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 110
Kultur nach Wien, sondern es kommen auch Journalisten und Kulturpolitiker aus dem europäischen Ausland nach Wien, die immer wieder zu uns kommen und fragen, wie wir das machen, dass es ein so hohes Kulturbudget und ein so vielfältiges, breites Kulturleben gibt.
Wenn man das vergleicht, ist Wien wirklich einzigartig. In Wien ist trotz finanziell schwierigen Zeiten keine kulturelle Institution gefährdet. Das ist anderswo nicht selbstverständlich. Blicken wir beispielsweise nach New York. New York ist nun im Großraum zehn Mal so groß wie Wien und Umfeld. New York hat zwei Opernhäuser und sperrt jetzt die City Opera. Das heißt, sie haben dann ein Opernhaus für zirka 15 Millionen Einwohner. Wien hat vier Opernhäuser. Wir haben vor fünf Jahren ein neues Opernhaus eröffnet, das unbestritten jetzt schon zu den besten Opernhäusern Europas zählt. Wenn die Kammeroper völlig ohne Verschulden der Stadt Wien in Schwierigkeiten kommt, dann suchen und finden wir gute Lösungen, auch die Kammeroper für die Zukunft zu erhalten und besser aufzustellen.
Wir verfolgen eine Politik des vernünftigen Sparens und gehen einen Weg, mit gleich viel Geld mehr machen zu können. Durch die Nutzung von Synergien und intelligenten Kooperationen schaffen wir auch in finanziell schwierigen Zeiten Spielraum für Neues in der Kulturpolitik. Ich bringe hier nur drei Beispiele:
Kammeroper: Es war so, dass die Hälfte der Subvention weggefallen ist und wir uns gemeinsam mit der Kammeroper überlegen mussten, wie man den Standort, den es übrigens seit den 60er Jahren gibt, absichert. Es gibt jetzt eine sehr gute Kooperation zwischen der freien Opernszene, zwischen der Kammeroper und einem neu zu schaffenden Opernstudio des Theaters an der Wien, sodass hier aus der Not Besseres für die Zukunft passiert und die Kammeroper nachhaltig gesichert wird.
Genau dasselbe gilt für das Odeon, ein Theater, das seit vielen Jahren großartige Theateraufführungen durch das Serapions Theater bringt. Sie haben immerhin drei Mal den Nestroy gewonnen. Es ist aber unterdotiert. Wir haben es jetzt durch eine Kooperation mit OdeonTanz und OdeonMusik geschafft, dass hier eine sinnvolle Kooperation möglich ist.
Genau dasselbe mit der Garage X, eine Kooperation mit freien Theaterinstitutionen, insbesondere mit daskunst von Asli Kislal, wo jetzt ein Pilotprojekt läuft, „Pimp My Integration", ein Pilotprojekt für den postmigrantischen Kulturraum, das nun tatsächlich sehr gut gestartet ist.
Das Theater spielt eine große Rolle in Wien im Bewusstsein des Wiener Publikums. Das zeigt sich auch beim Blick auf das tägliche Theaterprogramm. Nirgendwo auf der Welt gibt es, bezogen auf die Bevölkerungszahl, so viele Aufführungen, so viele Bühnen, die täglich Aufführungen bringen und so viele Besucherinnen und Besucher als in Wien. Die große Rolle des Theaters in Wien zeigt sich auch im Kulturbudget. Rund 100 Millionen EUR werden für die darstellende Kunst, für technische und bauliche Investitionen im Theaterbereich aufgewendet. Wir fördern damit Große und Kleine, damit nicht irgendwie der Verdacht auftaucht, es geht nur zu den Großen. Und beides macht den großen Erfolg der Kultur- und Theaterstadt Wien aus.
Die größte Einrichtung sind natürlich die Vereinigten Bühnen Wien. Sie hatten im Jahr 2010 ihr bestes Ergebnis der letzten Jahre. Einzigartig ist die Erfolgsgeschichte des neuen Wiener Opernhauses im Theater an der Wien. Aber auch die Musical-Sparte hat in zwei Häusern große künstlerische und wirtschaftliche Erfolge mit einer Auslastung von weit mehr als 90 Prozent erzielt. Das Musical ist in Wien einfach besser und anders. Das sieht man mit freiem Auge, wenn man sich in Hamburg oder wo auch immer Musicals anschaut, die dann auch in Wien zu sehen sind. Dann sieht man, dass Wien einfach auf wesentlich höherem künstlerischen Niveau ist und das da einfach besser ankommt.
Wir haben dafür ein eigenes Orchester, hoch qualifizierte 80 Musikerinnen und Musiker angestellt. Wir haben 750 hoch qualifizierte und hoch motivierte MitarbeiterInnen in den Vereinigten Bühnen Wien, im Jahr 600 000 Besucherinnen und Besucher, doppelt so viele Besucherinnen und Besucher der Wiener Musical-Produktionen im Ausland. Insgesamt in 17 Ländern werden Musical-Produktionen der Vereinigten Bühnen Wien gezeigt. Wir freuen uns jetzt schon auf die Premiere von „Rebecca“ im April kommenden Jahres am Broadway.
Diese großen wirtschaftlichen Erfolge und das höchst effiziente Management der Vereinigten Bühnen Wien hat ermöglicht, dass letztes Jahr Gewinne gemacht wurden, die auch in der Bilanz ausgewiesen wurden; und wir haben verhandelt, dass 750 000 EUR von diesen Gewinnen heuer eingespart werden können, sodass die Subvention für die Vereinigten Bühnen Wien um 750 000 EUR niedriger sein wird. Der Finanzbeitrag der Stadt Wien für die Vereinigten Bühnen Wien ist in den letzten 4 Jahren um 10 Prozent gesenkt worden – ich erwähne das, weil Sie immer das Gegenteil behaupten –, nämlich von rund 40 Millionen EUR auf rund 36 Millionen EUR.
Das ist nun eine beachtliche Leistung des gesamten Teams, der gesamten Mannschaft der Vereinigten Bühnen Wien, aber insbesondere auch des Managements. Das ist auch der Grund, warum wir den Vertrag des geschäftsführenden Direktors ohne Ausschreibung verlängert haben. Wir müssten ziemlich verrückt sein, wenn wir einem Direktor, der in vier Jahren das alles zustande gebracht hat, was wir von ihm eigentlich wollten, den Vertrag nicht verlängern und sagen, jetzt probieren wir es doch mit einem anderen, vielleicht kann’s der schlechter. Also: Wir sind der Meinung, dass er weiterarbeiten soll. Daher wurde sein Vertrag um vier Jahre verlängert.
Das Off-Theater erhält in Wien eine Förderung von 25 Millionen EUR – das ist ein Viertel des Budgets des Wiener Theaters –: 14 Millionen EUR für die Konzeptförderung für 31 Gruppen, die durch die Jury für 4-jährige Verträge ausgewählt worden sind, 2,5 Millionen
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