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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 22.11.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 83 von 110

 

damit schon auch potenzielle Bewerber und Bewerberinnen, weil da immer wieder Gerüchte durch die Gegend ziehen, gar nicht auf die Idee kommen, beim Herrn Stadtrat oder bei mir oder bei wem auch immer anzurufen und sich selbst ins Spiel zu bringen, sondern dass auch potenzielle Bewerber und Bewerberinnen wissen, dass in Zukunft Bewerbungsverfahren im Spitzenbereich des Kulturbereichs in dieser Stadt nach reinen professionellen und transparenten Kompetenzkriterien abgewickelt werden sollen. Das ist hier für einen der wichtigsten Jobs, den diese Stadt zu vergeben hat, gelungen.

 

Etwas Ähnliches ist übrigens auch in einem anderen sehr wichtigen Bereich gelungen, nämlich bei der Geschäftsführung des Filmfonds Wien. Etwas anderes exerzieren wir bei einem Projekt vor, das die GRÜNEN selbst ins Leben gerufen haben, auf das ich später noch zu reden kommen werde, nämlich dem Projekt „Wienwoche", wo derzeit das Bestellungsverfahren läuft, wo derzeit Hearings stattfinden, wo es ein offenes Bewerbungsverfahren gegeben hat. Um gleich allen Gerüchten vorzubeugen, bei diesem Bestellungsverfahren sind die GRÜNEN nicht eingebunden, weder ich noch andere Grüne, sondern das wird von unabhängigen Kulturexperten und Kulturexpertinnen durchgeführt. Aber ich komme später noch darauf zu sprechen.

 

Noch ein letzter Punkt, dann beschäftige ich mich bis auf Weiteres nicht mehr mit der Opposition. Ich weiß nicht, woher du das mit der 15-Prozent-Einsparung bei Filmförderung hast. Aber das kannst du mir gern nachher zeigen. Dann haben wir vielleicht unterschiedliche Budgets. Ich habe das nicht gefunden, sondern im Gegenteil, wir haben es gerade im Bereich Film auch mit Hilfe der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Stadtrats geschafft, auch für die Zukunft wegweisende Schritte zu setzen.

 

Ich gehe jetzt gleich einmal auf eines der ersten wichtigen Projekte ein, das wir gemeinsam vereinbart haben, nämlich die von den GRÜNEN seit vielen Jahren geforderte Digitalisierung der Programmkinos, die wir auf den Weg gebracht haben, die auf Schiene ist, die auch gemeinsam mit dem Bundesministerium für Kultur finanziert ist und wo auch die Finanzierung für die nächsten Jahre vereinbart und gesichert ist. Wir haben die Digitalisierung der Programmkinos vorangebracht.

 

Wir haben eine Sache, die mich wirklich sehr freut, es wird ab, wenn ich mich nicht täusche, 2014 eine neue Intendanz der Festwochen geben, wo zwei der international wirklich interessantesten Menschen diese Intendanz durchführen werden, Markus Hinterhäuser und Shermin Langhoff. Shermin Langhoff ist derzeit diejenige, die den sogenannten postmigrantischen Kulturraum im Ballhaus Naunynstraße in Berlin aufgebaut hat, international für das, was sie dort Neues geschaffen hat, akklamiert ist.

 

Sie hat nämlich erkannt, dass in einer Gesellschaft, die wir eine postmigrantische nennen - ich erkläre Ihnen dann gern auch noch den Ausdruck -, es auch notwendig ist, diese Tatsache, dass wir in Zuwanderungsgesellschaften leben, auch auf die Bühne zu bringen, und zwar sowohl in Form, dass Menschen, die hier leben, die zugewandert sind, repräsentiert sind als Personen, als auch die Geschichten, die sie zu erzählen haben, auf die Bühne oder überhaupt ins öffentliche Bewusstsein gebracht werden. Shermin Langhoff ist wahrscheinlich das Paradebeispiel für einen neuen, sehr qualitätsvollen Zugang zu diesem Thema, die in den internationalen Feuilletons dafür gelobt wird. Ich freue mich wirklich sehr, dass es gelungen ist, sie für die Festwochenintendanz nach Wien zu holen, gemeinsam mit Markus Hinterhäuser, der durch seine bisherige Arbeit auch internationale Standards geleistet hat. Diejenigen von Ihnen, die die Berichterstattung über die Salzburger Festspiele heuer verfolgt haben, haben gesehen, dass er eine unglaublich hervorragende Arbeit geleistet hat, gleichzeitig ein unglaublich netter, sympathischer, zugänglicher Mensch ist und nicht, wie es in manch anderen Bereichen manchmal üblich war, jemand, der den Hals nicht vollkriegt und ein Nehmer ist oder sich allzu sehr als Person in den Vordergrund spielt, sondern dem wirklich an der Kunst gelegen ist. Das ist, glaube ich, eine Richtung, in die wir weiterarbeiten wollen, die uns sehr wichtig ist.

 

Weil ich schon über dieses Kernanliegen der postmigrantischen Kulturarbeit geredet habe: Das ist so etwas wie eines der Kernanliegen des rot-grünen Kulturprogramms, über das ich mich letztes Jahr schon sehr gefreut habe, wo wir in Wien ein bisschen eine schwierigere Situation gehabt haben, als sie in Berlin vielleicht vorgeherrscht hat, weil das in Berlin in vielen Jahrzehnten wachsen konnte und Shermin Langhoff auch auf vieles aufbauen konnte, wo wir in Wien draufgekommen sind, dass es zwar sehr viele Strukturen gibt, wo das bereits passiert, aber wo die Politik nicht sagen kann, wir haben jetzt beschlossen, Migranten und Migrantinnen in der Kultur sichtbarer zu machen und wir diktieren das von oben, sondern wo wir gemeinsam draufgekommen sind, dass diese Prozesse von unten entstehen müssen, Dinge, die bereits da sind, zusammengeführt werden müssen, sichtbar gemacht werden müssen und auch diskutiert werden müssen. Das haben wir jetzt ganz konkret auf die Reihe, auf Schiene gebracht, mit einem Projekt, das der Stadtrat und ich gemeinsam vor ein bisschen mehr als einem Monat vorgestellt haben, nämlich dem Projekt „Pimp My Integration, Projektreihe Postmigrantischer Positionen" in der Garage X, das im Zentrum dieser Stadt seit einem guten Monat, seit dem Nationalfeiertag, stattfindet. Das ist ein Projekt, das ich Ihnen wirklich sehr ans Herz lege, sich einmal anzuschauen, zumindest die Kultursprecher oder die Kulturinteressierten, so es sie gibt, auch bei den Oppositionsparteien. Da gibt es, verschränkt mit Diskursformaten, eine Reihe von Theaterproduktionen aus Wien und auch aus dem deutschen Sprachraum, die das Thema der Zuwanderungsgesellschaft auf die Bühne bringen.

 

Jetzt erkläre ich Ihnen, was postmigrantisch heißt, damit da keine Verwirrung entsteht. Postmigranten und Postmigrantinnen sind wir alle. Also auch du, Gerald.

 

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