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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 102 von 115

 

heitlichen)|: Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Gemeinderat! Meine Damen und Herren!

 

Wieder ein medizinisches beziehungsweise ein Gesundheitsthema, zu dem ich Stellung nehmen darf. Ich glaube, bevor man zum Thema Fördersatz für behinderte Kinder übergeht, muss man sich auch unser neues Gesetz für Chancengleichheit in Erinnerung rufen, das im September letzten Jahres beschlossen wurde, nämlich dass man diesen Personenkreis einmal präzisiert: Wen betrifft es überhaupt?, dass man die Definition der Behinderung anpasst, vor allem durch die Eliminierung der als diskriminierend empfundenen Begriffe, die Betonung und Förderung von Chancengleichheit und eben die förderbaren Leistungen, für die diese Fördersätze gemacht sind. Hier gehört die Frühförderung, die ich besonders betonen möchte, dazu.

 

Von Persönlicher Assistenz wurde schon gesprochen. Natürlich umfasst es auch andere, körperliche Behinderungen, die dem Gebärdensprachdolmetsch, Beratungsleistungen und so weiter dienen.

 

Nun, die Definition der Behinderung: Ich glaube, dass es sich die Zielgruppe verdient, dass man sich mit dieser Definition wirklich auseinandersetzt und auch neue Begrifflichkeiten, die eben dieses Chancengleichheitsgesetz mit einbezieht, besonders betont.

 

Ich darf ganz kurz zitieren: Die Personen, die auf Grund nicht altersbedingter körperlicher, intellektueller oder psychischer Beeinträchtigungen oder auf Grund von Sinnesbeeinträchtigungen in ihrer Entwicklung oder in wichtigen Lebensbereichen, insbesondere bei der Berufsausbildung, der Ausübung einer Erwerbstätigkeit oder der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft, dauernd wesentlich benachteiligt sind. Ausgenommen sind Defizite im Bereich schulischer Fertigkeiten, die nicht als Behinderungen gelten, sondern als Lerndefizite. Beziehungsweise nicht als Behinderung gelten im Sinn dieses Gesetzes auch die Beeinträchtigungen durch Alkohol- oder Drogenkonsum, allerdings die Folgen schon.

 

Leider Gottes komme ich mir vor wie in „Täglich grüßt das Murmeltier", diesem oft zitierten Film, denn meine erste Frage muss wieder heißen: Wie viele behinderte Kinder werden tatsächlich gefördert? Beziehungsweise: Wie viele Kinder brauchen eine Förderung, die derzeit kaum oder gar nicht gefördert werden? Wo sind die Zahlen? Diese Grundzahlen fehlen leider! Ich kann nur aus der österreichischen Statistik, die ich von der ÖBIG beziehungsweise vom Statistischen Zentralamt aus dem Jahr 2009 entnehmen kann, grobe Schätzungen vorstellen. Dazu möchte ich Ihnen kurz ein paar Zahlen über schwerkranke und behinderte Kinder in Österreich vor Augen führen.

 

In Österreich leben derzeit rund 8 Millionen Menschen, davon sind 15 Prozent Kinder unter 15 Jahren, der Jugendlichenanteil liegt bei 6 Prozent; jugendlich ist klar: von 15 bis 19 Jahren. Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf Jugendliche und Kinder.

 

Kranke Kinder in Österreich pro Jahr sind 228 000 Kinder unter 20 Jahren, die pro Jahr ein- oder mehrmals in österreichischen Krankenhäusern stationär behandelt werden; das sind 13 Prozent der Altersgruppe. 182 000 unter 20 Jahren werden pro Jahr stationär aufgenommen, allerdings 20 Prozent davon wegen Verletzungen und 20 Prozent wegen typischer Ursachen wie zum Beispiel den berühmten Mandel- und Blinddarmoperationen, die jeder über sich ergehen lassen muss im Laufe seines Lebens.

 

Aber 14 200 sind pro Jahr wegen schwerwiegender Ursachen in Spitalsbehandlung; schwerwiegend bedeutet, dass diese Erkrankungen/Verletzungen intensive medizinische Betreuung erfordern. Die häufigsten schweren Erkrankungen sind Epilepsie, Asthma bronchiale, Suchterkrankungen, schwere seelische Erkrankungen und Krebserkrankungen. Die häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern sind Leukämie und Gehirntumor.

 

Diese chronischen Erkrankungen wie Asthma bronchiale schließen diese Kinder aber auch aus der Gesellschaft aus, indem sie zum Beispiel eine Schule nicht besuchen können und dementsprechend ihre schulische Bildung gegenüber gesunden Kindern hintenan steht. 120 000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren leiden an chronischen Krankheiten, und 20 000 davon sind allein Atembehinderungen. 6 500 sind blind oder stark sehbehindert, 2 500 sind schwerhörig auf beiden Ohren.

 

25 000 können auf Grund ihrer körperlichen Behinderung beziehungsweise ihrer chronischen Krankheit nicht alle Tätigkeiten des täglichen Lebens ohne fremde Hilfe ausführen. Davon benötigen 3 000 sogar für das Zubettgehen beziehungsweise Aufstehen fremde Hilfe, 7 000 Hilfsmittel, und 1 200 Kinder und Jugendliche in Österreich fahren mit dem Rollstuhl. Pro Jahr sterben rund 650 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren, davon fast 30 Prozent auf Grund von Unfällen.

 

Nun habe ich leider nur die österreichischen Zahlen ermitteln können, aus Wien gibt es - auch nach Auskunft des Fonds Soziales Wien - leider keine konkreten Zahlen. Man kann also hier für Wien nur Hochrechnungen aus eigenem Gutdünken machen. Ich habe das versucht und bin auf zirka 4 000 Kinder gekommen, grob geschätzt, die in Wien behindert sind und einer wirklich intensiven Betreuung bedürfen. Wie gesagt, das ist eine grobe Schätzung von den Zahlen her, die mir zur Verfügung stehen. Es sind aber nur etwas weniger als die Hälfte wirklich gut versorgt, dementsprechend haben wir hier ein Manko von zumindest 1 000 Plätzen.

 

Nun, in Wien wird sehr viel angeboten, Integrationsgruppen und Integrationsplätze in Kinderkrippen, Kindergärten, Kinderhorten, Spezialinstituten wie dem Institut Keil. Aber man muss da trotzdem fordern, es scheinen hier 1 000 Plätze zu wenig zu sein. Ein Bedarf an diesen berühmten Grundzahlen ist hier zu fordern, es kann nicht sein, dass man hier keine Bedarfsprüfung macht. Das ist auch insofern wichtig, als ja das Personal berechnet werden muss. Gerade das Personal in diesem Bereich ist natürlich am stärksten oder jedenfalls wahnsinnig stark mit Burn-out belastet. Die Gefährdung, einen Burn-out zu erwerben, ist in diesem Bereich logischerweise und nachvollziehbar sehr groß.

 

Ein soziales Netz, das wir derzeit für die behinderten Kinder haben, wo mehr als die Hälfte durchfällt, ist eigentlich verbesserungswürdig und in dieser Form abzu

 

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