Gemeinderat, 61. Sitzung vom 29.06.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 110
das in eine Halbtagsschule kommt, kann am Nachmittag nicht in der Offenen Schule betreut werden, aber das Kind, das in der Offenen Schule ist, kann dort am Standort betreut werden. Insofern geht es nicht darum – und das möchte ich auch ganz klar sagen –, dass ein Kind, das bis jetzt in den Hort gehen konnte, den nicht mehr besuchen kann, sondern die Kinder, die den Hort besuchen, werden natürlich den Hort auch dort beenden und haben nicht in die Offene Schule zu wechseln. Neueintretende haben, wenn eine Offene Schule geführt wird, hier ihr entsprechendes Betreuungsangebot. Dazu bekenne ich mich auch.
Zu dem angesprochene Fall möchte ich dazusagen – ich gehe sonst wirklich sehr ungern auf angesprochene Fälle ein –, dass am nächsten Tag die unmittelbare Kontaktaufnahme mit meinem Büro und noch einmal eine Erklärung erfolgt ist. Da ist es aus meiner Sicht überhaupt nicht um irgendwelche Darstellungen gegangen, sondern die Eltern sind am nächsten Tag bereits kontaktiert worden, und wir haben ihnen die Situation auch entsprechend erklärt. Aber wir werden nicht jede beliebige Kombinierbarkeit sicherstellen können.
Wie gesagt, dazu bekenne ich mich. Dieses System funktioniert auch im Großen und Ganzen sehr gut, wir werden aber immer wieder natürlich im Einzelfall – und das ist durchaus auch meine Überleitung zum Bereich der Kindergärten – auch Diskussionen führen müssen. Ja, das ist so. Wir können einen Hort, der voll ist, nicht voller machen. Wir können eine Schule, die voll ist, nicht voller machen. Wir können einen Kindergarten, der voll ist, nicht noch voller machen. Dies geschieht im Interesse der Kinder, aber auch der Eltern, nämlich auch zur Sicherstellung der pädagogischen Qualität, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Mir war klar, dass die Rechnungsabschlussdebatte im heurigen Jahr angesichts der bevorstehenden Wahlen natürlich auch eine Debatte ist, wo man noch einmal alle Forderungen auf den Tisch legt. Trotz alledem wiederhole ich doch meinen Appell – da ich ja durchaus für den pädagogischen Bereich ein wenig zuständig bin, soll man ja auch die pädagogischen Ansprüche nicht gleich in den Keller werfen –, ein wenig seriös zu bleiben. Wenn wir hier mit einem Antrag konfrontiert werden, der schlicht und ergreifend fordert, die Gruppengrößen in Wien zu halbieren, dann heißt das auf der anderen Seite schlicht und ergreifend eines: Wir haben nur mehr halb so viele Plätze.
Jetzt kann ich darüber pädagogisch diskutieren, was ich will, ich wage aber zu bezweifeln und ich bin auch überzeugt davon, dass man das in der angesprochenen Form, dass man von 15 auf 8 hinuntergehen und damit de facto halbieren soll – sollen es 48 Prozent sein, um die man damit weniger Plätze schafft –, tatsächlich ernst meint. Auch aus der pädagogischen Sicht bin ich mir nicht 100-prozentig sicher, ob man das tatsächlich so begründen soll, aber das kann ja so nicht gemeint sein. Auf der anderen Seite kritisiert man, es gibt zu wenig Personal, man bildet zu wenig aus, auf der dritten Seite sagt man, aber einen Rechtsanspruch soll es geben. Also das alles in irgendeiner Form unter Kontrolle zu bringen, wäre ganz nett.
Da sage ich nur, werfen wir wirklich einen kritischen Blick durchaus auch über die Grenzen Wiens hinaus. Schauen wir uns die Gruppengrößen an, denn wir diskutieren ja gerade noch immer leider Gottes über bundeseinheitliche Standards im Bereich der Kindergärten. Eine Diskussion, die ich sehr, sehr begrüße, wir waren ja durchaus auch hier Vorreiter im Wiener Landtag und Gemeinderat, indem wir die entsprechende Forderung auch aufgestellt haben. Nur, woran scheitern wir derzeit? Wir scheitern derzeit nicht an der Zahl, wie viele Kinder in einer Gruppe sein sollen, sondern wir scheitern daran, dass man sich auf etwas, was in Wien gang und gäbe ist, nämlich Gruppengrößen auf Basis von Quadratmetern festzulegen, nicht einlassen möchte.
Während es bei uns klarerweise Standard ist, dass ich sage, bei 15 Kindern in der Krippe müssen das so und so viele Quadratmeter sein, diskutiert man in anderen Bundesländern – und vielleicht ist das durchaus eine Aufklärungs- und eine Überzeugungsarbeit in Richtung der ÖVP –, soll man das an eine Größe koppeln, wie groß der Raum sein soll. Wir sagen Ja. Für uns ist das Standard, für uns ist das ein Bereich, den wir 2003 noch um 50 Prozent von 2 auf 3 m² pro Kind erweitert haben. In anderen Bundesländern will man sich überhaupt auf keine entsprechende Regelung einlassen.
Genauso möchte man sich nicht darauf einlassen, in welcher Form pädagogische Ausbildung wirklich Voraussetzung für eine entsprechende Gruppenführung ist. Wenn man da von pädagogisch qualifiziertem Personal spricht, redet man nicht wie bei uns von Personen, die eine fünfjährige oder eine dreijährige Ausbildung haben und abgeschlossen haben, sondern da genügt viel, viel, viel weniger Ausbildung.
In diesem Zusammenhang nur ein Hinweis. Wenn Sie die pädagogischen Hochschulen ansprechen, Kollegin Riha, so wissen Sie ganz genau, es gibt eine Autonomie der pädagogischen Hochschulen, und wenn sie es anbieten würden, dann wäre es eine Ausbildung für Lehrerinnen und Lehrer. Dafür sind sie in diesem Bereich da. Also das, was Sie hier fordern – wobei ich vom öffentlich-rechtlichen Teil ja wohl ausgehe im Sinne dessen, dass man das will; da wird ja gerade über Dienstrechte diskutiert, aber ich gehe ja davon aus, Sie wollen das eben öffentlich regeln –, das geht gar nicht in diesem Bereich, und Sie wissen es ja in dem Zusammenhang auch ganz genau.
Ich bin sehr stolz darauf und bin natürlich auch sehr froh, dass es uns eben auch durch unsere – weil es auch angesprochen wurde – Werbemaßnahmen und Imagemaßnahmen gelungen ist, letztendlich darzustellen, welche hervorragende Arbeit die Pädagoginnen und Pädagogen leisten. Leider sind es noch immer zu wenig Pädagogen, daher ist ja auch ein zentraler Fokus gerade bei dieser Werbe- und Imagemaßnahme immer wieder gewesen, mehr Männer für diesen Beruf zu begeistern. Es zeigt sich, dass das auch Früchte trägt, zwar noch nicht in dem Ausmaß, wie wir es gerne hätten, aber immer mehr Menschen steigen in diesen Beruf ein, und darüber bin ich sehr froh. Ich bin auch sehr froh darüber,
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