Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 129 von 130
mehr ernähren, entsteht.
Dafür hat er einmal in der Schweiz zehn Jahre lang
mit öffentlichen Geldern geforscht, und danach wurden die kommerziellen Rechte
an Syngenta, also den größten Agro-Konzern der Welt verkauft. Seither wird noch
weiter geforscht, und den Golden Rice, der die Armen in Asien vor Blindheit
retten soll, gibt es noch immer nicht auf dem Feld. Möglicherweise wird das im
Jahr 2012 der Fall sein, also nach 20 Jahren, in denen eine Unmenge an
finanziellen und personellen Ressourcen verpulvert worden ist.
In diesen 20 Jahren hätte man eine Unmenge an viel
kostengünstigeren Maßnahmen ergreifen können, um den Vitamin-A-Mangel und nicht
nur den, denn die einseitige Ernährung fast nur durch Reis bedingt ja auch
viele andere Mängel, zu beheben. Es gibt jede Menge Versuche, etwa in
Bangladesh oder Thailand, mit Hausgärten, in denen Gemüse angebaut wird,
wodurch eine ausgewogene Ernährung gewährleistet werden kann, auch für arme
Familien, und somit auch ein viel besserer Gesundheitszustand, sodass das
Provitamin A überhaupt erst aufgenommen werden kann.
Aber das Golden Rice Projekt hat natürlich auch einen
anderen Sinn. Es geht viel weniger darum, die Armut zu bekämpfen, denn das kann
die Technologie sowieso nicht, aber es soll die Akzeptanz der Gentechnologie in
Europa heben.
Es stimmt nicht, was die Befürworter der
Gentechnologie immer wieder behaupten, dass nur die Gentechnologie die Welt
ernähren kann, denn im FAO-Bericht von 2000 steht, dass die Welt derzeit über
Jahrzehnte hinweg die Menschheit mehr als adäquat ernähren kann und dass wir
derzeit etwa doppelt soviel Nahrung produzieren, als wir nötig haben. Aber die
Herren Penninger und Potrykus hätten das halt gerne anders. Sie sind von der
Machbarkeit und der Kontrolle über das Leben fasziniert und blicken eben nicht
über ihren Tellerrand.
Das, was in Österreich dann auch noch ganz wichtig
ist für die Gentechnologie, ist, dass es 2002 einen Studienauftrag des Landes Oberösterreich im Bundesministerium
für Sicherheit und Generationen gegeben hat. Laut dieser Studie ist es in
Österreich nicht möglich, konventionelle biologische und genmanipulierte
Landwirtschaft zu betreiben. Das heißt, die Empfehlung ist, dass ganz
Österreich eine gentechnikfreie Zone sein muss.
Deswegen stellen wir, meine Kollegin Claudia Smolik
und ich, den Antrag, dass der Wiener Gemeinderat die pauschale und
unqualifizierte Verherrlichung der Gentechnik zurückweist und weiterhin den
Grundsatz bestätigt, den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen aus Wiens
Feldern und Glashäusern fernzuhalten, um so eine Gefährdung des konventionellen
und biologischen Landbaus zu verhindern. - In formeller Hinsicht beantragen wir
die sofortige Abstimmung dieses Antrages.
Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir danken auch. (Lebhafte
Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)
Zu Wort gelangt nun Frau Amtsf StRin Mag Sima.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, um einen
herzlichen Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsgruppe
Umwelt von dieser Stelle hier auszusprechen, auch einen speziellen Dank an alle
meine Abteilungsleiter und Abteilungsleiterinnen. Ich bin wirklich sehr stolz
auf das gute Team in der Geschäftsgruppe Umwelt, das täglich unermüdlich für
den Umweltschutz im Einsatz ist. Herzlichen Dank!
Dank möchte ich auch meinem wunderbaren Büroteam
aussprechen, das mich auch immer nach besten Kräften unterstützt, und ich
glaube, dass wir gemeinsam im nächsten Jahr auch wieder sehr viel für den
Umweltschutz in dieser Stadt bewegen werden.
Ich möchte jetzt auf ein paar der Anmerkungen
eingehen, die in der Debatte gefallen sind, werde mich aber angesichts der
späten Stunde möglichst kurz fassen. Einmal möchte ich Applaus von allen Seiten
bekommen, deswegen sage ich das jetzt. (Allgemeiner
Beifall und Bravorufe.)
Es ist die neue Müllverbrennungsanlage einige Male angesprochen
worden, und ich kann nur sagen, auch in Richtung FPÖ, dass ich wirklich sehr
stolz darauf bin, dass wir in Wien die Eröffnung einer Müllverbrennung mit
einem Fest begehen. Wir kennen andere Städte – ich sage nur das Stichwort
Neapel –, wo es wirklich massive Kämpfe und Auseinandersetzungen zu diesem
Thema gibt. Ich glaube, dass uns das in Wien sehr gut gelungen ist, das sehr
konsensual über die Bühne zu bringen, und dass wir, was umweltpolitisch sehr,
sehr wichtig ist, in der Lage sind, mit 1. Jänner nächsten Jahres die
Deponieverordnung zu 100 Prozent zu erfüllen. Das heißt, es kommt kein
unbehandelter Müll mehr auf die Deponie in Wien.
Das ist vielen anderen Bundesländern nicht gelungen.
Die müssen ihren Müll ins benachbarte Ausland exportieren. Das ist für mich
kein Ruhmesblatt. In Wien ist es wirklich so, dass wir die gesamte
Entsorgungskette vom Anfang der Sammlung bis zur Verbrennung, bis zur
Deponierung in einer Hand halten. Darauf bin ich wirklich sehr, sehr stolz. Ich
glaube, dass das auch umweltpolitisch wichtig ist.
Eine Müllverbrennungsanlage kostet
220 Millionen EUR, sage ich jetzt einmal. und ich glaube, dass es
schon angesagt ist bei so einer großen Anlage, die wirklich der Bevölkerung
nahezubringen. Ich kann auch alle beruhigen: Das war nicht ich, die von den
Plakaten heruntergelacht hat, sondern das Müllmonster. Also sollte es da
seitens der ÖVP zu irgendwelche Verwechslungen gekommen sein, bitte ich Sie,
das nächste Mal vielleicht ein bisschen genauer hinzuschauen.
Den Kollegen Maresch kann ich
beruhigen. Wir haben in keinster Weise vor, Müll aus dem Ausland, aus Neapel
oder von sonst irgendwo, in dieser Anlage zu verbrennen. Auch die vielzitierten
Überkapazitäten kann ich in den nächsten Jahren überhaupt nicht sehen. Es wird
eine Revision der Spittelau geben, die uns sicher
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