Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 128 von 130
sehr geehrte Damen und Herren, sind Investitionen in die Zukunft des Lebensmittelpunktes und des Wirtschaftsstandortes Wien.
Dies alles wäre nicht möglich ohne die vielen, vielen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der einzelnen Magistratsabteilungen, die
wieder einmal eindrucksvoll bewiesen haben, dass sie hervorragende Teamplayer
sind. Ich bin sicher, auch im nächsten Jahr werden wir gemeinsam, wir, die
Politik, und vor allem gemeinsam mit der Verwaltung für eine gesunde,
nachhaltige und zukunftsorientierte Umweltpolitik in Wien arbeiten. (Beifall
bei der SPÖ.)
In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung zum
vorliegenden Budget und danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Lachkovics. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Eva Lachkovics (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte mich jetzt, wie ich schon kurz angekündigt
habe, mit Gentechnik beschäftigen. Ich habe mich schon lange mit Gentechnologie
beschäftigt und mit den ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen, vor
allem im Zusammenhang mit meiner entwicklungspolitischen Arbeit, und deshalb
war ich sehr betroffen von den Aussagen von Prof Dr Josef Martin Penninger, dem
Leiter des Instituts für Molekulare Biotechnologie der Akademie der
Wissenschaften, die er vor einigen Tagen getätigt hat. Er hat nämlich die
Gentechnikpolitik der Landesregierung von Oberösterreich, die sich für
Gentechnikfreiheit bei Lebensmitteln und in der Landwirtschaft ausgesprochen
hat, als Schwachsinn bezeichnet, weil er nämlich der Meinung ist, dass
Biotechnologie und Gentechnologie das 21. Jahrhundert vollkommen kontrollieren
und beherrschen wird. Deswegen hat er gemeint, dass das Schlechteste, was
Oberösterreich tun könnte, ist, die Augen vor dem, was in der Welt passiert, zu
verschließen.
Da sein Institut von der Stadt Wien subventioniert
wird und er mit dieser Aussage indirekt auch die Gentechnikpolitik der Stadt
Wien als Schwachsinn bezeichnet hat, sollten wir uns genauer anschauen, was da
der Herr Penninger von sich gibt und was das für Auswirkungen hat.
Der Herr Penninger mag wohl ein sehr guter
Molekularbiologe und Molekulargenetiker sein, aber seine politischen Aussagen
diesbezüglich sind absolut unqualifiziert. Er täte gut daran, selbst die Augen
nicht vor dem zu verschließen, was in der Welt passiert, und die Kriterien der
Wissenschaft anzuwenden, wenn er politische Aussagen macht, nämlich alle Daten
und Studien zu berücksichtigen.
Angesichts der fortgeschrittenen Stunde möchte ich
Sie nicht zu sehr mit den Ausführungen über die ökologischen Auswirkungen der
Gentechnologie belasten – das können Sie sicher ganz gut auf den Homepages von
Greenpeace und Global 2000 nachlesen –, aber dazu gehören die
Kontamination und Verdrängung biologischer Vielfalt, Herbizidresistenzen,
Gefährdung von Nützlingen und Resistenzen gegen das Toxin Bacillus
thuringensis, Auskreuzungen in natürliche Verwandte der genmanipulierten
Pflanzen und so weiter.
Bezüglich Gesundheit gibt es recht wenig Daten. Man
müsste jede einzelne Pflanze und jeden einzelnen Mikroorganismus genau
untersuchen, und das kann natürlich nicht so schnell vonstatten gehen.
Langfristige Studien gibt es recht wenig.
Ich möchte, da wir heute eine Budgetsitzung haben,
auf die ökonomischen und sozioökonomischen Auswirkungen und Zusammenhänge der
Gentechnologie aufmerksam machen. Schauen wir uns einmal an, wem der Herr
Penninger die Kontrolle über unsere Nahrungsmittel und Nahrungskette in die
Hand geben möchte. 90 Prozent der derzeit mit genmanipulierten Pflanzen
bebauten Anbaufläche dieser Welt wird von Monsanto beherrscht. Das ist fast ein
Monopol über Pflanzen wie hauptsächlich Soja, Mais, Raps und Baumwolle.
Insgesamt gibt es fünf riesige Agro-Biotech-Konzerne,
die den globalen Saatgutmarkt beherrschen. Da ist natürlich wieder Monsanto
einer davon und Syngenta, der größte Agro-Konzern der Welt.
Was bei der Gentechnologie noch eine große Rolle
spielt, sind die Patente, Patente auf Pflanzen, Saatgut, ja, sogar Tiere, und
das in den Händen dieser Konzerne, die dann natürlich eine enorme Macht auf
Bauern und Bäuerinnen, die das Saatgut verwenden, ausüben. Ich kann Ihnen
erzählen, wie die Verträge von Monsanto mit den Farmern und Farmerinnen in den
USA ausschauen. Diese Verträge enthalten die Zustimmung, dass Monsanto seine so
genannte Genpolizei bis zu fünf Jahre nach Vertragsende unangemeldet in die
Felder der Vertragspartner schicken kann, und wann immer dort Gene, die
Monsanto in seine Pflanzen eingebaut hat, gefunden werden, so ist das eine
Vertragsverletzung, wenn der Vertrag nicht mehr aufrecht ist.
Die Bauern müssen sich auch verpflichten, nur
Monsanto-Chemikalien zu verwenden, und sie müssen zustimmen, dass sie keinerlei
rechtliche Schritte setzen. Das heißt, es gibt für sie kein Ausstiegsszenario.
Und das, obwohl das US Department of Agriculture festgestellt hat, dass es kaum
ökonomische Vorteile für den Anbau von genmanipulierten Pflanzen gibt. Das ist
das Landwirtschaftsministerium der USA, also sicher keine verdächtige,
subversive, antikapitalistische NGO.
Ich möchte dann noch gerne ein
Beispiel bringen, das vielleicht auf den ersten Blick ein positives Beispiel
für die Anwendung von Gentechnologie in der Landwirtschaft sein könnte, aber
bei genauerem Hinsehen eben nicht, das ist der so genannte Golden Rice, an dem
seit etwa 1992 geforscht und entwickelt wird. Der Leiter des Projekts an der
Schweizer ETH, Herr Potrykus, wollte sich da sicher einen Namen damit machen,
indem er Provitamin A in den Reis eingebaut hat, um, wie er sagt, den
Vitamin-A-Mangel in Asien zu beheben, der auf Grund von Mangelernährung, da
sich die armen Menschen dort hauptsächlich von Reis und nichts anderem
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