Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 130
der Masterplan erstellt wurde, bis jetzt natürlich gestiegen ist. Zwei Absätze später schreiben Sie: „Die an sich reduzierten Kfz-Fahrleistungen werden durch ein höheres Bevölkerungswachstum – Klammer: 2001 bis 2006: plus 6 Prozent - kompensiert.“ Das Wachstum der PKW-Fahrten im die Stadtgrenzen überschreitenden Verkehr steigt sogar um 2,1 Prozent, die PKW-Fahrleistung der Nichtwienerinnen und Nichtwiener, also die zu uns hereinkommen, ist sogar um 17 Prozent gestiegen. Was ist das also für ein Erfolg in den letzten drei Jahren? – Es ist Stillstand, genau wie in Ihrem Budget! Es hat sich beim Auto überhaupt nichts verändert!
Weiter schreiben Sie: „Die durchschnittlichen
PKW-Weglängen sind konstant geblieben, jene der NichtwienerInnen haben sich
reduziert.“ Gemeint sind jene, die zu uns hereinkommen. Zwei Absätze später
schreiben Sie: „Die PKW-Fahrleistung der Nichtwienerinnen und Nichtwiener ist
noch stärker gewachsen, nämlich um 17 Prozent.“ Das habe ich zuerst schon
gesagt. – Was stimmt jetzt, meine Damen und Herren? Stimmt jetzt, dass es
einen Anstieg gegeben hat, oder stimmt, dass es keinen Anstieg gegeben
hat? – Ich glaube, dass es tatsächlich einen Anstieg gegeben hat. Das
beweisen auch die Zahlen in den graphischen Darstellungen.
Meine Damen und Herren! Die Wegelängen sind ja das
Entscheidende, denn darunter versteht man die Kilometer, die jeder Einzelne mit
dem Auto fährt, und es ist entscheidend, ob man diese Zahl reduzieren kann. Da
geht es nicht nur darum, dass man weniger mit dem Auto fährt, sondern es geht
auch darum, dass diejenigen, die fahren, weniger Kilometer fahren.
Sie können im Evaluierungspapier lesen, dass die
Wegelängen zwischen 1993 und 2006 von 7,8 km pro Person und Tag auf
7,5 km gesunken sind. Das sind 300 m in 13 Jahren, meine Damen und
Herren, und im Übrigen waren es auch schon im Jahre 2001 7,5 km. Es
hat sich also in den letzten 5 Jahren überhaupt nichts mehr verändert! Meine
Damen und Herren! Wo sehen Sie da Ihrerseits einen Erfolg? Ich sehe hier
überhaupt keinen Erfolg!
Sie setzen sich sehr eingehend mit dem
Fußgängerverkehr und mit den subjektiven oder objektiven Gefahren für die
Fußgänger auseinander und nennen unter anderem als neues Ziel die Erhöhung der
Verkehrssicherheit für Fußgänger und Fußgängerinnen. – Wie Sie das
schaffen wollen, wenn sie gleichzeitig ununterbrochen neue Mischwege für
Fußgänger und Radfahrer planen beziehungsweise schon gebaut haben, ist mir ein
Rätsel! Ich werde dann später noch auf den Radverkehr eingehen.
Außerdem nennen Sie als Maßnahme die „Einführung
einer durchgehenden Gehsteigmindestbreite von zwei Metern". – Darüber
habe ich schon gelacht, als ich es vor Monaten gehört habe. Wie wollen Sie
einen Gehsteig für Fußgänger von zwei Metern schaffen, wenn Sie gleichzeitig
diese neuen breiten Gehsteige, die in Wien jetzt laufend gebaut werden, auf
denen Kinderwagen, Familien und Einkaufswagen Platz haben sollen, wiederum für
Mischverkehr mit Fahrrädern anlegen? Das ist nicht das, was wir uns unter
Sicherheit für Fußgänger vorstellen!
Noch etwas hat mir gar nicht gefallen: Auf Seite 21
schreiben Sie von der „Anhebung des subjektiven Sicherheitsgefühls“. – Das
ist genauso, wie wenn man sagt, dass die Leute „subjektiv“ den Eindruck haben,
dass es mehr Kriminalität in Wien gibt. Was heißt da „subjektiv“? Das ist auch
ein objektives Kriterium!
Und dann schreiben Sie auch hinein: „Neben den
klassischen ‚Angsträumen’ zählt zur subjektiven Sicherheit auch die Reduktion
von Ängsten, die durch Konflikte zwischen VerkehrsteilnehmerInnen ausgelöst
werden, zum Beispiel Radfahren am Gehsteig.“ – Meine Damen und Herren! Das
ist kein subjektives Sicherheitsgefühl, sondern es ist tagtäglich Realität,
dass die Radfahrer am Gehsteig fahren, egal, ob das dort ein Mischweg ist oder
nicht! Das ist einfach so! Das wird jeder schon erlebt haben, und jeder ist
wahrscheinlich schon einmal irgendwo gesprungen, falls er noch jung genug ist,
um zu springen; ältere Leute, Behinderte oder Kinder haben sehr oft diese
Möglichkeit nicht. Das gefällt mir, wie gesagt, gar nicht! Was heißt
„subjektives Sicherheitsgefühl“? Das ist einfach unsicher, und zwar nicht nur
„subjektiv“ für den Fußgeher! Das ist unserer Meinung nach ein vollkommen
falscher Ansatz!
Als Ziel für den Radverkehr nennen Sie unter anderem
dann noch einmal „die flächige Erschließung im Mischverkehr“- – Genau das
wollen wir nicht, nämlich den Mischverkehr! Und auch die internationalen
Studien sowie die Untersuchungen von Fahrradvertreterorganisationen wie etwa
Argus gehen eindeutig in diese Richtung. Sie empfehlen, vom Mischverkehr
abzugehen, egal, ob auf der Straße oder auf dem Gehsteig. Davon geht man ab. Es
soll entweder reine Radwege oder gar nichts geben, sodass der Radfahrer dann
eben auf der Straße fährt. Dass man diese Lösung des Masterplans Verkehr 2003
weiterhin als Ziel für 2008 gelten lässt, halte ich schlicht und einfach nicht
für richtig. Man sollte sich hier etwas überlegen, dass das in eine andere
Richtung geht!
Mit Zahlen haben Sie es überhaupt
ein bisschen beim Fahrradverkehr. Sie kratzen die Kurven nie! Sie kratzen die
Kurve in Richtung 8-prozentigen Anteil des Fahrradverkehrs beim Modal-Split
nicht, und Sie werden ihn auch nicht erreichen, meine sehr geehrten Damen und
Herren! Wenn es so weitergeht wie jetzt, werden Sie dieses Ziel nicht
erreichen! Außerdem operieren Sie immer wieder mit verschiedenen Zahlen. Zum
Beispiel auf Seite 23 bei der Evaluierung beziehungsweise Fortschreibung –
Sie kombinieren da zwei verschiedene Werke – ist für 2007 von 4,5 Prozent
Anteil an Radfahrern die Rede. In der Fortschreibung, dem anderen großen Werk,
das wir bekommen haben, schreiben Sie, dass es von 2002 bis 2006 einen Anstieg
von 2 auf 4 Prozent und 2007 auf 5 Prozent gibt. – Dazu möchte ich
bemerken, dass bei diesen kleinen Prozentzahlen ein halbes Prozent sehr
entscheidend ist. Das ist in Wirklichkeit nämlich relativ viel! Und wenn Sie
bei der Evaluierung einen Balken in Höhe von 4,5 Prozent haben und
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