Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 130
es ist auch keine soziale Stoßrichtung oder Ausrichtung erkennbar, was ich demnächst bei diesem Kapitel aus unserer Sicht erklären möchte.
Meine Damen und Herren! Schauen wir nach Amerika, zu
Ihrem Präsidentschaftsfavoriten, der ja mit einem großen Votum zum Präsidenten
gewählt wurde: Was macht Barack Obama in der Situation des
Konjunkturabschwunges und der Finanzkrise? – Selbstverständlich investiert
er und zwar in die Infrastruktur. Das ist in seinem Programm so vorgesehen: Es
wird in Straßen, in den öffentlichen Verkehr, in Schulen, in den Wohnbau, in
den Hochbau und in die Sanierung investiert.
Wie schaut das bei uns aus? – Bei Straßen ist
außer dem Desaster der Tangente nicht viel zu erkennen, die A24 wird bis auf
eine kleine Verbindung Richtung Rothneusiedl nach hinten gereiht. Bei den
öffentlichen Verkehrsmitteln ist ein Stillstand eingetreten, was die
Finanzierung betrifft. Bei den Schulen können sich die Bezirke trotz des Sonderprogramms
die Sanierung nicht mehr leisten, weil sie verschuldet sind. Und im Wohnbau
sind Sanierungsmaßnahmen gekürzt worden.
Meine Damen und Herren! Es wäre im Sinne der
Konjunkturbelebung ausgesprochen wichtig, den U-Bahn-Bau etwas mehr in den Vordergrund
zu stellen und mehr zu finanzieren. Wir stellen uns dafür zum Beispiel eine
50-prozentige Erhöhung des Bauvolumens von 260 Millionen im Jahr 2008 auf 390
Millionen im Jahr 2009 vor. Dadurch könnte man das Ausbauprogramm der U2
beschleunigen. Man könnte auch den Ausbau der U1 in Richtung Süden wieder
einmal andenken. Es wäre konjunkturpolitisch wirklich sinnvoll, die Verbindung
Richtung Oberlaa neu anzudenken beziehungsweise voranzutreiben. Außerdem könnte
man die Planung der U5, die wir schon vor Jahren vorgestellt haben, von
Dornbach in Richtung Rathaus und darüber hinaus in Richtung Gudrunstraße
vorantreiben, und man könnte natürlich auch die Verlängerung der U2 in
nördliche Richtung bis zur Gutheil-Schoder-Straße in Angriff nehmen.
Interessant ist übrigens bei der Fortschreibung des
Masterplans 2003, dass dort jetzt von der 4. Ausbaustufe bis 2019 die Rede ist.
Es gibt Dokumente der Stadt Wien und auch der Wiener Verkehrsbetriebe, in denen
schon vor Jahren immer die Rede davon war, dass die 4. Ausbaustufe 2017 beendet
sein muss. Also auch hier sind wir bereits um zwei Jahre in Verzug.
Das einzig Erfreuliche – und jetzt komme ich
schon schön langsam zum Evaluierungs- und Fortschreibungsbericht des
Masterplans – ist die Vorziehung der geplanten Verlängerung der U3 nach
Kaiserebersdorf. Das entspricht ebenfalls einer langjährigen freiheitlichen
Forderung, und man hat auch als Oppositionspolitiker Freude, wenn die Mehrheit
gute Ideen von uns aufnimmt.
Meine Damen und Herren! Betreffend Straßenbahn gibt
es seit einigen Wochen eine neue Linienführung, gegen die ich überhaupt nichts
habe, und auch die FPÖ hat dem selbstverständlich zugestimmt, weil es Sinn
macht, die ehemaligen Linien J, D und 65 in Richtung Ring zu führen und dann zu
verlängern. Dagegen gibt es nichts einzuwenden, das ist auch im Hinblick auf
das Umsteigen sinnvoll.
Die ganze Geschichte hat nur einen Haken, und daher
haben wir schon letztes Mal einen Antrag eingebracht, der hoffentlich demnächst
im Ausschuss behandelt werden wird: Man braucht trotzdem zusätzlich auf dem
Ring eine Ringrundlinie. Über die Intervalle kann man diskutieren, aber das ist
unbedingt notwendig. Warum ist es notwendig? – Ich fahre fast jeden Tag
mit dem alten J, der jetzigen Linie 2, von der Station Josefstädter Straße,
also vom Gürtel, in Richtung Rathaus. Ich habe vier Minuten gewartet, das ist
üblich, und ich bin ich dann 13 Minuten bis zum Rathaus gefahren, weil vor uns
ein Müllwagen gestanden ist. Und dieser fährt ja nicht nur einmal in der Woche,
sondern er dreht seine Kreise, und es gibt auch andere Behinderungen. Meine
Damen und Herren! Das heißt aber, dass auf der Strecke zwischen
Schwarzenbergplatz und Urania nichts fährt, wenn der 2er, ehemals J-Wagen, in
den Außenbezirken oder zwischen Gürtel und Ring aufgehalten wird. Das heißt,
die Leute müssen dort warten, wenn sie das Stück fahren wollten, weil jetzt
dort nur mehr eine Linie fährt.
Für die Streckenführung von der Börsegasse bis zum
Schwedenplatz gilt genau das Gleiche. Auch dort gibt es nur eine Linie, und
wenn der 1er ebenfalls in den Außenbezirken aufgehalten wird, müssen die Leute
auch warten. Man hat nichts davon, wenn alle Linien eingebunden werden und
zwischen Parlament und Börse in Zukunft vier Linien fahren, denn es wird ja
auch noch der 4er irgendwann dazu kommen. Es ist schön, dass es das gibt, aber
davon haben die Leute, die nur ein Stück auf dem Ring fahren wollen, vor allem
bei Schlechtwetter, nichts! Daher ist es unser Ansinnen, trotzdem wieder eine
Ringrundlinie einzuführen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Uns wurde vor
Kurzem im Arbeitsausschuss der Stadtentwicklungskommission die Evaluierung und
auch die Fortschreibung des Masterplans Verkehr 2003 präsentiert. Es war damals
nicht möglich, sich intensiv damit zu beschäftigen, denn unser Klub und, wie
ich glaube, auch die anderen haben die über 200 Seiten erst kurz vor der
Sitzung bekommen. Inzwischen haben wir uns das aber natürlich zu Gemüte
geführt, und ich möchte jetzt auch einige Punkte zur Evaluierung und
Fortschreibung dieses Masterplans sagen, weil das auch in der Budgetsituation
2009 seinen Niederschlag finden soll, wird und muss. – Ich werde mich kurz
fassen, weil das sonst den Zeitrahmen sprengen würde, wir werden aber im
Gemeinderat im Dezember noch Zeit haben, ausgiebig darüber zu diskutieren.
Meine Damen und Herren! Sie haben evaluiert, und die
drei- oder vierseitige Zusammenfassung der Evaluierung ist nichts anderes als
eine Kurzfassung der restlichen fast 100 Seiten.
Im Punkt 2 schreiben Sie erfreut:
„Das bedeutet eine Reduktion des PKW-Verkehrsaufkommens, bezogen auf eine
konstante Einwohnerzahl um nahezu 17 Prozent.“ – Meine Damen und
Herren! Das ist schon richtig! Zu dem wichtigen Wort „konstante
Einwohnerzahl" ist allerdings festzustellen, dass diese Einwohnerzahl seit
2003, als
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