Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 130
Generationen dienen. „Yes, we can!" war und ist
der Leitspruch des gewählten US-Präsidenten Barack Obama. Mut und Zuversicht
werden auch in Wien die Herangehensweise an die schwierige Situation des
kommenden Jahres prägen. Die Stadt wird mit einer verantwortungsvollen Finanz-
und Wirtschaftspolitik ihren Beitrag dazu liefern. Und, ja, wir können es
schaffen, sehr verehrte Damen und Herren, und wir werden es schaffen.
Miteinander! (Beifall bei der SPÖ.)
Erlauben Sie mir noch eine Anmerkung: Alle – und das
ist verständlich, und es ist wichtig, darüber zu sprechen –, alle sprechen von
der Krise, alle sprechen von Niedergang, von Negativszenarien. Aber wir müssen
gleichzeitig auch sehen, dass wir starke und innovative Betriebe haben, dass
wir gut ausgebildete Arbeitskräfte in Wien haben und dass wir zum Beispiel im
Bereich Forschung und Innovation in Wien schon sehr lange auf jene Bereiche
setzten, die die Zukunft des Wirtschaftsstandortes bestimmen werden.
Das trifft auch auf den Wien-Tourismus zu, der ja von
manchen Experten vor Kurzem medial schon feierlich bekränzt und fast zu Grabe
getragen wurde. Die Oktoberzahlen mit einem Plus von über 6 Prozent haben
dann die Dinge wieder etwas zurechtgerückt. Aber auch hier, sehr geehrte Damen
und Herren, verschließen wir nicht die Augen vor den auf uns zukommenden
Problemen. Natürliche hat eine Wirtschaftskrise Auswirkungen auf alle Bereiche
des Wirtschaftslebens, aber jede Form von öffentlicher Panikmache ist fehl am
Platz.
Bevor ich auf die Details des regulären Voranschlages
zu sprechen komme, möchte ich das zusätzliche 100 Millionen-Paket für Konjunktur
und Beschäftigung ganz speziell in den Vordergrund rücken. Die Stadt bekennt
sich dazu, dass wir heute mit einem Ergänzungsantrag neben den 573
Millionen EUR für nachfragewirksame Ausgaben im Jahr 2009 noch einmal
zusätzlich 100 Millionen EUR in die Hand nehmen, um so mit 673 Millionen
EUR offensiv gegenzusteuern. Wir werden dafür 2009 zusätzliche Mittel
aufnehmen. Jawohl, wir erhöhen damit die Verschuldung der Stadt in einem
verantwortbaren Ausmaß, weil das Investitionen sind, die den Menschen in
unserer Stadt schnell zugute kommen, und dazu bekenne ich mich mit vollem
Herzen. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben in den Budgets der vergangenen Jahre –
viele meiner Vorgänger haben da ganz wichtige Arbeiten geleistet – dafür die
Grundlagen gelegt. Der Schuldenstand ist seit Anfang des Jahrzehntes um ein
Drittel zurückgegangen und eröffnet uns damit jetzt die notwendigen Spielräume
für verantwortungsvolles Handeln in einem schwierigen Umfeld.
Die Schwerpunkte dieses Extrapaketes in Wien sind
klar umrissen. Ganz wichtig: Wir stellen für den Arbeitsmarkt als Schutzschirm
für die Wiener Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen Mittel bereit. Die
Arbeitslosenzahlen in Wien haben sich – Sie wissen es – in den vergangenen vier
Jahren äußerst erfreulich entwickelt. Im September und Oktober war es Wien,
gemeinsam mit Niederösterreich, das unter den Bundesländern als einziges einen
deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit um 8,6 Prozent verzeichnen
konnte. Das zeigt die Robustheit des Wiener Arbeitsmarktes, aber wir wissen,
dass die heraufziehenden wirtschaftlichen Stürme natürlich auch vor dem Wiener
Arbeitsmarkt nicht halt machen werden.
WIFO-Chef Dr Aiginger hat im Oktober einen sehr
bildhaften und, wie ich meine, auch sehr treffenden Vergleich mit Blick auf die
Entwicklung der Wirtschaft gewählt, er hat in einer „Pressestunde"
sinngemäß gesagt: Ich habe eine Sturmwarnung abgegeben, gekommen ist ein Orkan.
Und am Freitag nannte er die momentane Entwicklung die – ich zitiere: „größte
Herausforderung unserer Generation."
Deshalb, sehr geehrte Damen und Herren, bereiten wir
uns schon länger auf eine schwieriger werdende Situation am Arbeitsmarkt vor.
Der Wiener ArbeiternehmerInnen Förderungsfonds, eine Einrichtung, die es – man
kann es nicht oft genug sagen – in vergleichbarer Form in keinem anderen
Bundesland in Österreich gibt, der WAFF also, wird mit Arbeitsstiftungen
bereitstehen, und wir werden einmal mehr die Anstrengungen im Bereich der
Fortbildung und Qualifikation intensivieren. Wir bekennen uns zu dieser einzigartigen
kommunalen Unterstützung der Arbeitsmarktpolitik, und die 56 Millionen EUR
im regulären Arbeitsmarktbudget und die zusätzlichen Mittel, die dann auch aus
dem Konjunkturpaket dazukommen, sind bestens angelegt. Eine höhere
Qualifikation, die bessere Ausbildung garantiert – mehrere Studien belegen das
–, bedeutet höheres Einkommen und bessere Beschäftigungschancen.
Meine Botschaft ist klar: Wien steht den Wienern und
Wienerinnen mit dem WAFF zur Seite. WAFF wirkt ganz besonders jetzt, sehr geehrte
Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Das Gebot der Stunde für die Wiener ArbeitnehmerInnen
ist klar. Wir alle müssen optimalste Rahmenbedingungen setzen, um die Kaufkraft
zu stärken. In diesem Sinn begrüße ich außerordentlich die positiven ersten
Signale und die Pläne der kommenden Bundesregierung, eine Steuerreform, die
genau diese Kaufkraft steigert, schon mit 1.1.2009 in Kraft zu setzen.
Weitere Schwerpunkte, sehr geehrte Damen und Herren,
dieses zusätzlichen 100 Millionen-Pakets liegen in den Bereichen Wirtschaft,
Technologie und Forschungsförderung sowie beim Klimaschutz. Ich kann hier nur
beispielhaft einige Maßnahmen aufzählen, die im Paket Berücksichtigung finden
werden und die auch beim Gipfel schon diskutiert und festgelegt wurden. Speziell
sind dies Maßnahmen in der Wirtschaftsförderung, etwa bei der
Internationalisierung und Innovation.
Aber auch im Bereich des Tourismus wird es eine
Sonderförderung von 500 000 EUR für zusätzliche Werbe- und
Marketingmaßnahmen von Wien-Tourismus geben. Also diese halbe Million kommt
noch einmal dazu.
Ganz wichtig ist natürlich – das
war auch ein großes Anliegen der Industriellenvereinigung –, wir investieren
zusätzlich in den Ausbau der Infrastruktur. Wir
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