Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 130
Eigentum, für
hochqualitative solidarische Daseinsvorsorge im Interesse der Menschen. All
jenen, die ohne lange nachzudenken alles privatisieren wollen, sage ich: Jetzt
in der Krise zeigt sich, wie richtig der Wiener Weg war und auch in Zukunft
sein wird, denn in Wien können sich die Menschen auf die Stadt verlassen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und
Herren! Wir erleben in diesen Tagen, dass die Finanzmarktkrise zu einer Krise auf
den Güter- und Dienstleistungsmärkten und in Folge auch auf den Arbeitsmärkten
führen wird. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut ist das Wachstum in Österreich
bereits im 3. Quartal 2008 de facto zum Erliegen gekommen. Unser
Hauptaugenmerk muss jetzt auf allen Ebenen, in der Europäischen Union, auf
Bundesebene, in den Ländern, in den Städten und Gemeinden, der Realwirtschaft,
den arbeitenden Menschen, gerade auch den kleinen und mittleren Betrieben
gelten. Wir müssen Vertrauen und Sicherheit schaffen, denn es kann und darf
nicht sein, dass Menschen das Gefühl haben, dass lediglich Banken gerettet
werden. Wir müssen jetzt Jobs, Einkommen und Zukunftsperspektive sichern. Das
ist die Stunde der Politik. Die Botschaft, die wir ihnen heute mitgeben
möchten, lautet: Es wird in dieser Krise etwas für die Menschen getan – hier
und jetzt! Das ist das Signal, das von diesem Wiener Budget 2009 ausgeht: Wir
lassen die Menschen nicht im Stich! Wir lassen niemanden alleine! (Beifall
bei der SPÖ.)
Wir investieren in einem
Voranschlag mit einem Volumen von über 11 Milliarden EUR ganze
573 Millionen EUR, also über eine halbe Milliarde Euro zusätzlich –
ich betone: zusätzlich! – in nachfragewirksame Ausgaben und noch einmal 100
Millionen EUR in ein eigenes Wiener Konjunktur- und Beschäftigungspaket.
Das sind 673 Millionen EUR mehr für Wien, 673 Millionen EUR für
Wiener Arbeitsplätze, für Wertschöpfung in Wien und Österreich.
Um einen Vergleich zu
bemühen, damit diese Dimension vielleicht ein bisschen greifbarer wird: Das
Wiener Beschäftigungs- und Konjunkturpaket in der Höhe von 673
Millionen EUR entspricht von der Größenordnung her etwa dem Jahresbudget
der ganzen Stadt Linz mit rund 200 000 Einwohnern und Einwohnerinnen. Das,
sehr geehrte Damen und Herren, muss uns erst einmal jemand nachmachen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vertrauen ist das
Schlüsselwort in diesen Tagen, denn alle sind sich einig, diese Krise ist sehr
stark eine Vertrauenskrise. Mit der Steigerung der Nachfrage durch das reguläre
Budget und das Konjunkturpaket im Ausmaß von nahezu 700 Millionen EUR
liefert die Stadt Wien einen ganz wichtigen Beitrag zur Herstellung des
Vertrauens und für die wirtschaftliche Zukunft unserer Stadt.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit hier im Gemeinderat
gerade an die Vertreter und Vertreterinnen der oppositionellen Fraktionen
appellieren: Spielen Sie bitte in diesen so schwierigen Zeiten nicht mit der
Unsicherheit! Stimmen Sie bitte nicht ein in den Chor der Schwarzmaler! Bitte
springen Sie über Ihren Schatten und versuchen Sie nicht, politisches Kleingeld
mit den Ängsten und Sorgen der Wiener und Wienerinnen zu machen! (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Das zweite
Schlüsselwort in diesen Tagen heißt Zukunft. Die Wiener Stadtregierung hat sich
sofort dazu entschlossen, die Herausforderung eines zu erwartenden und wohl
schmerzhaften Konjunkturabschwunges anzunehmen und ihr offensiv und mit
gebündelter Stärke entgegenzutreten.
Eines möchte ich vorausschicken: Wir als Stadt, wir
als Kommune, ja, selbst ein ganzer Staat kann, wenn die Prognosen des
Internationalen Währungsfonds und anderer Organisationen zutreffen, nicht
alleine gegen einen dermaßen starken Konjunkturabschwung anfinanzieren. Das
muss man den Menschen ehrlicherweise sagen. Jeder Politiker, jede Politikerin,
die behauptet, ich kann diese Schwierigkeiten von meiner Stadt, von meinem Land
gänzlich fernhalten, weiß nicht, wovon er/sie spricht. Die Wirtschafts- und
Finanzpolitik in Wien wird und muss alle – und ich unterstreiche: wirklich
alle! – Hebel bedienen, damit sich die Menschen im nächsten Jahr konkret auf
uns verlassen können, damit den Menschen im nächsten Jahr ganz konkret geholfen
wird. Wir tun das, und wir tun das ganz konsequent.
Wien war – und ich bin stolz darauf – das erste
Bundesland in Österreich, das am 28. Oktober alle Sozialpartner und die
zentralen Einrichtungen des Landes an einen Tisch geholt hat, und ich möchte
die Gelegenheit nutzen, mich hier nochmals bei allen – bei der Arbeiterkammer,
bei der Wirtschaftskammer, bei der Industriellenvereinigung, beim
Gewerkschaftsbund und der Landwirtschaftskammer – sehr für ihre Beiträge und
ihre Vorschläge zu bedanken. Wir haben sehr konzentriert über zielgerichtete,
ökonomisch sinnvolle und vor allem schnell wirksame Maßnahmen diskutiert, aber
auch darüber, dass diese Maßnahmen aufeinander abgestimmt sein müssen, dass sie
koordiniert sein müssen, auch mit dem, was gerade jetzt auf Bundesebene passiert. Denn es kann
natürlich nicht das Ziel sein, dass wir in Beliebigkeit verfallen und irgendwelche
Wunschzettel, woher immer sie auch kommen, abarbeiten. Der Haushalt der Stadt
Wien ist kein Wurlitzer nach dem Motto „Wünsch dir was".
Wenn wir Geld – und wohlgemerkt, das ist das Geld der
Steuerzahler und Steuerzahlerinnen – in die Hand nehmen, dann für zwei ganz
grundlegende Dinge: für einen Schutzschirm für die Wiener Arbeitsplätze und für
die Zukunft dieser Stadt. Das heißt, für eine langfristig angelegte Forschungs-
und Technologieförderung, für eine maßgeschneiderte Wirtschaftsförderung, für mehr
Klimaschutz, für mehr Energieeffizienz. Und das, sehr geehrte Damen und Herren
– erlauben Sie mir, das anzumerken –, sind auch genau jene Schwerpunkte, die
die Europäische Kommission laut einem Medienbericht vom vergangenen Mittwoch
für ein EU-Konjunkturpaket vorschlagen möchte.
Wenn wir dem Konjunkturabschwung entgegentreten, dann mit
einer Vielzahl an Projekten, die der Zukunft Wiens und seinen Menschen sowie
kommenden
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