Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 108
Ministerehren kommen sollten, würde ich Ihnen schon raten, sich solche Taktiken nicht zu leisten. Das Budget, so wie es jetzt aussieht, ist nicht unbedingt eine Empfehlung für die bundespolitische Zukunft einer SPÖ-Regierungsbeteiligung oder umgekehrt.
Für Wiens Umweltzukunft bedeutet das jedenfalls eine
mangelhafte Weichenstellung – und deshalb lehnen wir dieses Budget ab. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Kato. Ich erteile es ihr.
GRin Sonja Kato (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Ich muss gestehen, es ist meine erste Rede für den
Umweltausschuss, das erste Mal, dass ich zum Budget der Geschäftsgruppe Umwelt
reden darf.
Wenn man der Opposition mit klaren Ohren zuhört, hat
man einerseits den Eindruck, Sie reden von einer anderen Stadt, was merkwürdig
genug ist, andererseits hat man den Eindruck, dass man hier in einem
Medizinhörsaal ist, denn so viel Besorgnis über den HNO-Zustand unserer
Umweltstadträtin hätte ich nicht erwartet. Morgen ist die Geschäftsgruppe
Gesundheit dran, und wenn jemand Sorge hat, kann er sich sicher dort mit den
Fachleuten beraten.
Außerdem höre ich immer den Begriff Retropolitik.
Natürlich ist Fluglärm ein Thema in dieser Stadt, und mehr werde ich dazu nicht
sagen, weil ich nicht die Expertin bin, aber sich zu erwarten, dass wir wieder
zum Segelflugzeug zurückkehren, halte ich für einen merkwürdigen Ansatz von
Retropolitik.
Ich halte Kritik für gut und bin in meiner Fraktion
als jemand bekannt, der Kritik ernst nimmt, wenn sie berechtigt ist. Was ich
nicht nachvollziehen kann, ist Polemik mit persönlichen Untergriffen. Ich
denke, Unterhaltsamkeit ist eines, und Kollege Maresch war heute sehr unterhaltsam,
aber Wahrheitsgehalt ist oft etwas anderes. (GR Mag Rüdiger Maresch:
Das können wir gerne überprüfen!)
Ich finde
hingegen, dass die Umweltpolitik in Wien und wahrscheinlich nicht nur in Wien,
sondern in jeder Stadt ein maßgeblicher Beitrag zu einer hohen Lebensqualität
ist. In Wien ist es nachgewiesener Maßen eine international anerkannte hohe
Lebensqualität. Anders als in anderen Städten in Österreich, auf der Welt, aber
auch auf Bundesebene, wird in Wien Umweltpolitik als Querschnittpolitik betrieben,
die meiner Meinung nach zwei wichtigen Zielen verpflichtet ist: Das ist
einerseits die Nachhaltigkeit und andererseits die BürgerInnenfreundlichkeit.
Wien zeigt damit vor, wie es auch gehen kann. Umweltpolitik setzt bei den
Kleinsten an: Einerseits bei konkreter Wissensvermittlungen in Kindergärten und
Schulen, aber auch zum Beispiel bei der Gestaltung des Lebensraumes von Kindern
in Kindergärten oder Schulen – da wird sehr massiv investiert.
Umweltpolitik ist in Wien die Gestaltung und
Bepflanzung der Parks und Grünflächen ebenso wie eine klare und eindeutige
Absage an Atomenergie und Gentechnik. Umweltpolitik in Wien heißt, einen der
größten Biobauern ganz Österreichs zu fördern und ökologisch nachhaltige Waren
und Leistungen einkaufen zu können. Umweltpolitik in Wien gibt Themen vor,
greift Initiativen auf, mischt sich ein und denkt an die Zukunft. Ich denke,
Umweltpolitik ist so etwas wie das Gewissen der Politik. Und ich sage, in Wien
können wir mit diesem Gewissen nicht nur ruhig schlafen, sondern auch unseren
Kindern in die Augen schauen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte in weiterer Folge kurz zu ein paar
Abteilungen sprechen, über die ich mich besonders schlau gemacht habe und wo
ich für mich auch Schönes und Neues erfahren habe – das möchte ich mit Ihnen
teilen und vor allem auch einen Überblick über das geben, was im nächsten Jahr
die Vorhaben sind. Die MA 22 ist so etwas wie das Kernstück der Wiener
Umweltpolitik und umfasst eine Vielzahl von Bereichen und Maßnahmen, wie sicher
viele von Ihnen wissen.
Ich möchte ein auf den ersten Blick kleines Projekt
herausgreifen, das aber aus meiner Sicht sehr exemplarisch für das
Selbstverständnis der Wiener Umweltpolitik ist: das Projekt ÖkoKauf. Dabei geht
es um die Ökologisierung des gesamten Beschaffungswesens der Stadt Wien. Ich
finde – das ist an die ZuhörerInnen der anderen Ausschüsse gerichtet –, dass
man sich das einmal vorstellen muss. Eine Millionenstadt wie Wien gibt im Jahr
ungefähr 5 Milliarden EUR für Leistungen oder Produkte aus und hat
sich zusätzlich selbst auferlegt, dass keine dieser Waren und Leistungen viel
Verpackung erzeugen. Es dürfen also kein PVC und keine Chlorbleiche beinhaltet
sein, es dürfen keine Tropenhölzer bei der Papiererzeugung verwendet werden. Es
handelt sich also um sehr umweltfreundliche Vorgaben für die Beschaffung.
Ich bin der Meinung, das verdient unseren Respekt und
verdient es, unter die Menschen getragen zu werden. Ich lese und entnehme, dass
dieser Weg nicht nur fortgesetzt, sondern auch intensiviert wird. Es gibt auch
wunderbares Bildungsmaterial, das von diesem Projekt ÖkoKauf gestaltet wurde.
Mir ist dabei vor allem die „Biobox“ aufgefallen –
wie Sie wissen, bin ich Biosprecherin meiner Fraktion und habe natürlich ein
besonders Augenmerk auf diese Maßnahmen –, wodurch in Kindergärten und Schulen
gerade den Kleinen schon vermittelt werden soll, wie Tierhaltung aussieht, was
der Unterschied zwischen konventioneller und biologischer Tierhaltung ist, wie
Getreide und wie Pflanzen wachsen. Ich denke, damit leisten wir einen ganz
wertvollen Beitrag zur Umwelterziehung.
Die MA 42, die
nächste Abteilung, über die ich ein wenig genauer sprechen werde, ist so etwas
wie das Gesicht der Stadt, wenn man das so sagen kann: 50 Prozent der
Stadtfläche sind Grünfläche. Es gibt enorm viele Grün- und Parkflächen in der
Stadt – und die gute Nachricht ist, sie werden mehr! Allein im Jahr 2007
stehen 5 Parkneubauten in Stadterweiterungsgebieten, aber auch in
traditionellen Siedlungsgebiet bevor. Ein besonders schönes Beispiel – Herr
Kollege Nevrivy hat es schon erwähnt – ist der Generationenspielpark im
22. Bezirk, der geplant ist, der einerseits bewirken soll,
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