Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 108
Republik stark steigen werden. Davon profitieren wir mittelbar, und insofern können wir mit Mehreinnahmen rechnen, auch über das hinaus, was die Steuerreform 2005 und das KMU-Paket möglicherweise in Form der Verringerung von Steuereinnahmen kosten wird.
Wir sind allerdings etwas zurückhaltender als der frühere
Finanzminister. Hätten wir seine Prognosen zugrunde gelegt, dann hätten wir
erst gar nicht einen Abgang ausweisen müssen. Bei der vorsichtigeren
Kalkulation, die wir anstellen, kommen wir zu einem ausgewiesenen Abgang von
138,3 Millionen EUR; das sind 1,4 Prozent des Ausgabenvolumens.
Wir gehen davon aus, dass damit nicht automatisch - und das ist auch nicht
gewollt - eine Neuverschuldung verbunden ist. Sollten die optimistischen
Prognosen zutreffen, dann haben wir überhaupt kein Problem. Sollten sie nicht
im vollen Umfang zutreffen, dann werden wir uns bemühen, im Budgetvollzug
geeignete Maßnahmen zur Einsparung zu finden.
Wir bekennen uns - ich möchte das hier nachdrücklich
unterstreichen - einmal mehr zur stabilen Haushaltsführung, und wir wollen auch
die Ziele des österreichischen Stabilitätspaktes einhalten, auch wenn die
Europäische Kommission vor Kurzem angemerkt hat, dass sie nicht wirklich
glaubt, dass es Österreich gelingen wird, das vom früheren Finanzminister
propagierte Ziel des Nulldefizits 2008 zu erreichen.
Man muss aber dazusagen, dass 2007 die
Maastricht-Latte für die Bundesländer deutlich höher als in den vergangenen
Jahren gelegt ist. Diese Steigerung ergibt sich nicht nur aus dem wachsenden
Bruttoinlandsprodukt - davon wird ja das Maastricht-Ergebnis berechnet -,
sondern auch durch die vorgesehene Anhebung des Prozentsatzes von 0,6 auf
0,7 Prozent des BIP. Das bedeutet für Wien einen ziemlich ordentlichen
„Rucksack": Wir haben in dem „Rucksack" 370 Millionen EUR
drinnen! Gegenwärtig ist es, wie auch in den vergangenen Jahren, nicht möglich,
dies im Voranschlag bereits zur Gänze darzustellen. Wir stellen es mit
197,5 Millionen EUR dar, aber auch hier bin ich aus der Erfahrung der
vergangenen Jahre optimistisch. Sie können jedenfalls davon ausgehen, meine
sehr geehrten Damen und Herren, dass, sollten der Bund und alle anderen
Bundesländer in der Lage sein, die Maastricht-Auflagen zu erfüllen, garantiert
auch Wien sie erfüllen können wird!
Anders als andere Bundesländer haben wir unsere
Wohnbaudarlehen nicht zu raschem Geld gemacht, Herr Wohnbaustadtrat, und werden
das auch in Zukunft nicht tun. Wir werden sie nicht verkaufen, wie die
Kommunistische Partei der Leopoldstadt in einer Bezirksanfrage vermutet hat.
Wir tun das auch nicht, um unsere Schulden abzubauen. Ein Schuldenabbau in Wien
ist auch ohne Verkaufsaktionen gelungen, auch ohne dass wir unsere
Wohnbaudarlehen zu Geld gemacht hätten.
Man muss ja auch dazusagen, dass es
wohnbaupolitischer Wahnsinn ist, wenn man sozusagen den Rückfluss der Mittel
stoppt, damit einmal Geld auf der hohen Kante hat und dann in Zukunft immer
weniger Mittel für den weiteren Wohnbau verfügbar hat. (Beifall bei der
SPÖ.) Ich bin sehr froh, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass der
Wohnbaustadtrat nicht der Einzige ist, der hier eine gewisse Solidarität
aufbringt. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Denn es wäre ja nahe liegend, dass
vielleicht andere Ressortverantwortliche denken: Schade um das schöne Geld!
Außerdem muss man noch dazusagen, dass das nicht einfach an andere veräußerbar
ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist uns
einmal mehr gelungen, den Schuldenstand herunterzudrücken. Im Vergleich zu
allen anderen europäischen Millionenstädten sind wir mit einer
Pro-Kopf-Verschuldung von unter 1 000 EUR - es sind knapp über
900 EUR pro Kopf, also pro Wienerin und Wiener - europäischer Benchmark:
Bremen - ich nehme einmal die Bundesrepublik Deutschland her, zur Verkürzung
des Zeitaufwandes - 18 759 EUR Pro-Kopf-Verschuldung, Berlin -
bekanntes Beispiel - 17 275 EUR, Hamburg 12 239 EUR; alles
Länder, die auch Städte sind. Auch die deutschen Musterschüler Bayern und
Baden-Württemberg weisen eine drei bis vier Mal so hohe Pro-Kopf-Verschuldung
wie Wien auf.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herausragendes
Merkmal des Voranschlags-Zahlenwerks ist die Rekord-Investitionssumme von
1,514 Milliarden EUR und der Spitzenwert in der
Voranschlags-Investitionsquote von 15 Prozent. Natürlich werden die
Investitionssumme und die Investitionsquote im Rechnungsabschluss weitaus höher
sein, wie auch in den vergangenen Jahren, nachdem wir bei der Quote und bei der
Summe im Voranschlag viel weniger angesetzt hatten, die Beträge im
Rechnungsabschluss immer höher waren - dies nicht zuletzt auch deswegen, weil
im Rechnungsabschluss auch jene Investitionen, die aus den Bezirksbudgets
getätigt werden, in die Summe der Investitionen hineinkommen.
Übrigens wird die Summe der Bezirksbudgets im
kommenden Jahr mit 157 Millionen EUR um 6 Millionen höher als
heuer sein. Ich füge hinzu: Diese Beträge sind nicht ein Ermessensspielraum des
Finanzstadtrats, sondern sie ergeben sich aus der Dezentralisierungsverordnung,
die hier im Gemeinderat - meines Wissens einhellig - beschlossen worden ist,
wobei abgestellt wird vor allem auf die Einnahmen aus der Dienstgeberabgabe
oder U-Bahn-Steuer, die in der Gesamtentwicklung in den letzten Jahren sinkend
waren, und die Einnahmen aus dem Bereich der Kommunalsteuer, wo es ja auch,
gemessen an den Wirtschaftsentwicklungen, immer wieder Schwankungen gegeben
hat. Da die Berechnungen um zwei Jahre nachhinken, wird der Aufschwung, der
hier gemacht worden ist, erst in den kommenden Jahren nachgeholt werden. Daher:
Aufschwung jetzt - um 6 Millionen EUR mehr!
Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Es haben sich hier auch zwei Bezirksvorsteher
zum Wort gemeldet. Ich möchte vorweg Folgendes klarstellen: Ich verkenne nicht
- und das gilt für die Mitglieder der Stadtregierung genauso -, dass es einen
wachsenden Erhaltungsaufwand für die Schulen gibt, der nach der
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