Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 108
Versicherungsrisiko auf
den Einzelnen überwälzen, ohne dass damit irgendeine weitere
Selbstständigkeit gewonnen ist, sondern eigentlich die Abhängigkeit
weiterbesteht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Aus dieser
Überprüfung sind auch gesetzliche Konsequenzen zu ziehen. Ich betrachte das als
eine der Aufgaben der künftigen Bundesregierung, nachdem die frühere dieses
Thema wirklich verschlafen hat. Ich bin froh darüber, dass die
Wirtschaftskammer Österreich am 12. Oktober jedenfalls ein Programm für
die Ein-Personen-Unternehmen vorgelegt hat. Auf Wiener Ebene haben wir dieses
Thema bereits am 28. April 2006 in einer fachlich exzellent ausgerichteten
Enquete behandelt. Die Dokumentation über diese Enquete ist fertig gestellt,
und ich werde mir erlauben, sie den Klubs zur Verfügung zu stellen.
Wir haben als sofortige Konsequenz aus den
Ergebnissen dieser Enquete im Konzept des WAFF alle diese neuen Selbstständigen
in die Ausbildungsprogramme einbezogen. Darüber hinaus haben wir zum Thema
Ein-Personen-Unternehmen eine Studie in Auftrag gegeben, die jetzt vorliegt,
und wir setzen nun in demselben Bereich, in dem wir die Enquete organisiert
haben, also gemeinsam mit den Sozialpartnern, die Beratungen fort. Ich glaube,
dass dies ein gutes Beispiel dafür ist, wie der WAFF über seine traditionelle
Rolle hinaus längst in eine Vorreiterrolle für zukunftsorientierte Projekte auf
dem Arbeitsmarkt hineingewachsen ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Unter diesem
Gesichtspunkt ist es erfreulich, dass sowohl die Dotation des WAFF im
Gemeinderat am 25. Oktober als auch das Arbeitsprogramm und der Wirtschaftsplan
des WAFF im Kuratorium am 10. Oktober einstimmig, das heißt, mit den
Stimmen aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen, beschlossen worden sind.
Nicht ganz nachvollziehen kann ich den Ausreißer in Form der Gegenstimmen der
ÖVP in der Landesregierungssitzung am 17. Oktober, als die ÖVP gegen den
territorialen Beschäftigungspakt und vor allem auch gegen das
Jugendlichenausbildungsprogramm gestimmt hat. Mir ist bis zum heutigen Tag
nicht klar, welchen Sinn das gehabt haben soll.
Zum Zeitpunkt der Gründung des WAFF - 1995, das war
damals also eine sehr zukunftsorientierte Entscheidung - hat die Grunddotation
4,7 Millionen ausgemacht. Heute, im Wirtschaftsplan für das Jahr 2007,
sind wir bei 46 Millionen - der Einsatz der Mittel in diesem Bereich hat
sich verzehnfacht! Man muss auch dazusagen, dass sich der Multiplikator, der
Effekt dieser Leistungen, auf ein Zehnfaches vervielfacht hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sehen im
Rahmen des Voranschlages für Arbeitsmarktpolitik insgesamt rund
56 Millionen EUR vor. Wir haben also diesen Rahmen nicht
zurückgenommen, auch wenn das nach manchen Prognosen der Wirtschaftsexperten
vielleicht möglich gewesen wäre. (Beifall
bei der SPÖ.)
Einer der Schwerpunkte unserer Arbeitsmarktpolitik
sind Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern im
Beruf. Noch immer bleiben die Einkommen der Frauen hinter denen der Männer
deutlich zurück, auch wenn die Schere in Wien um vieles weniger
auseinandergeht, als es österreichweit berechnet worden ist. Auch die im
Österreich-Vergleich sehr hohe Frauenerwerbsquote von fast 80 Prozent in
Wien ist für uns kein Anlass, von weiteren Förderungsmaßnahmen Abstand zu
nehmen. Wir brauchen mehr Frauen am Arbeitsmarkt, und zwar vor allem auch aus
volkswirtschaftlichen Gründen.
Andererseits, meine sehr geehrten Damen und Herren,
ist die hohe Frauenerwerbsquote in Wien sicherlich auch ein Beweis dafür, dass
es durch den Ausbau von Kinderbetreuung und frauenspezifischer Förderung sehr
wohl möglich ist, auch in einer schwierigen Arbeitsmarktsituation Frauen die
Chance zu gleichwertiger Erwerbstätigkeit und nicht bloß zu Billigjobs zu
eröffnen, ohne dass deshalb Kind und Familie auf der Strecke bleiben müssen.
Deshalb ist die Ausrichtung unseres Voranschlages auf
eine geschlechtergerechte Budgetierung nicht bloß ein emanzipatorisches Federl
am Hut der Frau Frauenstadträtin oder ein Gefälligkeitsakt des Finanzstadtrates
gegenüber der Kollegin, vielmehr geht es dabei aus meiner Sicht auch um
Innovations- und Standortpolitik. Ich möchte nur zwei Beispiele dafür nennen.
Beispiel 1: Das FemCubator-Projekt im Business- und
Research-Center Höchstädtplatz im 20. Bezirk. Dort gibt es in dieser auf
Wissenschaft und Forschung ausgerichteten High-Tech-Immobilie auch eine
Einrichtung, die Kinderbetreuung, Einkaufsleistungen, Spielraum und Ruheräume
anbietet. Damit wird Frauen nach der Babypause der Wiedereinstieg gerade in den
Bereich von Wissenschaft und Forschung erleichtert.
Beispiel 2: Nach dem ersten, erfolgreichen
FemPower-Call im Juni 2004 führen wir jetzt den zweiten, den FemPower-Call
Vienna 2007, durch. Er richtet sich an Forschungs- und Entwicklungsprojekte in
Wiener Unternehmen, bei denen Frauen entweder eine führende oder überhaupt eine
zentrale Rolle spielen. Die Einreichungsfrist endet am 25. Jänner des
kommenden Jahres.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das geplante
Investitionsvolumen und die Finanzierung von Strukturmaßnahmen, die stark
steigenden Ausgaben, von denen ich gesprochen habe, schlagen natürlich auf den
Ausgabenrahmen des Voranschlages 2007 voll durch. Dieser überschreitet erstmals
nach sieben Jahren wieder die 10 Milliarden-Grenze. Damals allerdings
waren diese 10 Milliarden nicht in Schilling ausgedrückt, sondern ohne Ausgliederungen;
das bedeutet natürlich, dass die Vergleichbarkeit etwas relativ ist. Gegenüber
dem Vorjahresvoranschlag sehen wir 325 Millionen EUR an Mehrausgaben
vor.
Was die Einnahmenseite betrifft,
rechnen wir mit höheren Einnahmen aus den Ertragsanteilen. Ich unterstreiche
das noch einmal: aus den Ertragsanteilen! Allgemein - und das ist nicht nur
eine Interpretation von uns - wird damit gerechnet, dass deswegen, weil jetzt
das Wirtschaftswachstum auch zunehmend vom Konsum getragen wird, die
Verbrauchsteuereinnahmen der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular