Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 108
Dezentralisierungsverordnung Finanzierungsaufgabe der Bezirke ist und eine Reihe von Bezirken, vor allem solche mit einem überwiegenden Altschulbestand, vor Probleme stellt. Heuer wie in den vergangenen Jahren haben wir daher immer wieder über das hinaus, was sich aus der Dezentralisierungsverordnung an Finanzzuweisungen ergibt, den Bezirken zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt. Es ist in den Jahren seit 1991 ein Gesamtbetrag von etwas mehr als 72 Millionen EUR gewesen, der zugewiesen worden ist. Auch in der aktuellen Situation haben wir sowohl für das laufende Jahr als auch für das kommende Jahr - im kommenden Jahr werden es 4,5 Millionen EUR sein - zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt.
Will man das Problem der Bezirksbudgets in der Frage
der unterschiedlichen Entwicklungen in diesen Bereichen grundlegend verändern,
dann muss man in der Tat wieder dort ansetzen, wo dies seinerzeit, am Beginn
der Dezentralisierungsverordnung 1988 und später in der weiteren Ergänzung,
getan worden ist: Nämlich ein Modell zu finden, das generell auf die
verschiedenen Strukturen der Bezirke Rücksicht nimmt und daher gegenüber den
Bezirken auch fair ist. Will man das nicht und schafft man das nicht, dann kann
man nur zu Einzelproblemen Lösungen suchen, wobei ich überzeugt davon bin, dass
gerade auch für den Schulsektor so etwas zustande kommen wird.
Unverständlich ist mir etwas, was mir beim Lesen der
APA in den letzten Tagen aufgefallen ist, nämlich ein Bericht über die Situation
in der Josefstadt, wo die der ÖVP nahe stehende Pro-Josefstadt-Fraktion das
Bezirksbudget quasi abgelehnt hat, und zwar mit der Begründung, dass darin die
Kosten für die Schulen zu hoch sind, dass im Bezirksbudget zu viel für die
Schulen aufgewendet wird - was für mich eine unverständliche Reaktion ist, wenn
ich dort lese, dass angeblich damit spekuliert wird, dass man damit die Stadt
unter Druck setzen möchte. Ich glaube, das ist keine faire Vorgangsweise, und
ich bin eher dafür, dass man sich zusammensetzt und Lösungen findet.
Zusammen mit den Investitionsvorhaben der
Unternehmungen der Stadt ergibt sich für den Stadt-Wien-Konzern ein
Rekord-Investitionsvolumen von 2,35 Milliarden EUR; das ist ein Plus
von 287 Millionen EUR oder eine Steigerung um 13,9 Prozent.
201 Millionen EUR der Investitionen entfallen auf den Bereich des
Wiener Krankenanstaltenverbundes, das ist ein Plus von 16 Millionen;
338 Millionen EUR auf den U-Bahn-Ausbau, ein Plus von
40 Millionen EUR; 68 Millionen EUR auf High-Tech-Immobilien.
1,5 Milliarden EUR aus dem Budget sind vorgesehen für Bau- und
Baunebengewerbe - das überschneidet sich natürlich mit der Investitionssumme -,
160 Millionen EUR für Wirtschaftsstandort-Maßnahmen,
56 Millionen EUR für Arbeitsmarktpolitik, 40 Millionen EUR
für Wissenschaft, Forschung und Technologie, 929 Millionen EUR für
Bildung. - Das sind nur einige Punkte aus diesem Voranschlag 2007.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Je höher die
Investitionsquote ist, desto höher ist auch der Anteil, der nachhaltig und
zukunftsorientiert investiert wird, und desto geringer ist der Anteil, der in
die laufenden Ausgaben geht. Das sagt auch etwas aus über die Effizienz des
Personaleinsatzes.
Der Personalvoranschlag sieht, in
Vollbeschäftigungsäquivalenten ausgedrückt, für den Magistrat plus
Unternehmungen 58 327 Bezüge vor. Das ist ein Minus von 45 gegenüber
heuer, und das trotz zusätzlicher Aufgaben und Personalvermehrungen in
einzelnen Bereichen! 33 volle Bezüge für die Vollziehung des Fremdenrechts, 31
für den Sozialhilfebereich, zusätzliche 20 für die Überwachung des ruhenden
Verkehrs, 10 volle Bezüge für die Einsatzleitstelle der Rettung, weitere volle
Bezüge in der MA 10 für zusätzliche Gruppen in den Kindergärten sind nur
einige Beispiele dafür.
Andererseits - auch das soll erwähnt werden - ist es
gelungen, der Bildungsministerin zusätzlich 386 Stellen für Landeslehrer
abzuringen. Etwas mehr als 338 dieser Stellen gehen in den Pflichtschulbereich,
48 in den Berufsschulbereich. Wir liegen derzeit in dem Bereich bei
10 721 Stellen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Seit rund einem
Jahrzehnt ist die Wiener Wirtschaftspolitik Schritt für Schritt über die
klassische, traditionelle Wirtschaftsförderung hinausgewachsen, ohne die
ursprünglichen Bereiche wie Geschäftsstraßen, Weihnachtsbeleuchtung - jetzt
aktuell - oder Nahversorgung in irgendeiner Weise zu vernachlässigen.
Gemeinsamer Nenner dieser neuen Wirtschaftspolitik ist das Ziel, unsere
Innovationsquote zu verbessern - das heißt, die Fähigkeit, am Standort Wien
Wissen zu schaffen und dieses in neue, marktfähige Produkte oder
Dienstleistungen umzusetzen - und, zweitens, dafür befähigte Personen in
geeigneter Weise auszubilden. Also beides ist notwendig: Im Wirtschaftssektor
Innovation, und im Ausbildungssektor dafür geeignete Qualitäten zu schaffen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit Recht sehen
nicht nur wir diese Frage der Innovationsquote als zentrale Zukunfts- und
Wettbewerbsfrage der europäischen Wirtschaft. Wenn Sie vergleichen, dass die
Innovationsquote und das Innovationsvolumen in den USA im Wirtschaftssektor
107 Milliarden US-Dollar ausmacht und dass jenes Land in Europa, das am
meisten in diesem Bereich einsetzt, lediglich 27 Milliarden US-Dollar
ausgibt, dann sieht man, welche Dynamik möglicherweise im Auseinanderdriften
der Wirtschaftsentwicklung allein in diesem Bereich gegeben ist.
Schritte in dieser von mir
angesprochenen Weiterentwicklung der Wiener Wirtschaftspolitik waren die
wettbewerbsorientierten Calls - zunächst einmal im Technologiesektor, dann auch
in der allgemeinen Wirtschaftsförderung -, die Entwicklung maßgeschneiderter
High-Tech-Immobilien - Vienna Biocenter ist eine Gütemarke, in der Muthgasse
wird ein ähnliches Zentrum entstehen -, die Entwicklung des überregionalen
Automotive Clusters gemeinsam mit Niederösterreich - die Vienna Region -, die
Gründung der Arbeitsgemeinschaft LISA und die vertikale Verbindung mit dem
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