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Gemeinderat, 12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 83

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: So, die 2. Frage, Herr GR Dr Wolf.

 

GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja, Herr Stadtrat, Sie haben von der Notwendigkeit der Reorganisation der Wiener Stadtarchäologie gesprochen. Worin besteht diese und welche Schwächen hat die derzeitige Organisation, beziehungsweise welche Schwächen haben die derzeitigen Ergebnisse der Stadtarchäologie?

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Na, Herr Gemeinderat, wenn Sie mir genau zugehört hätten, dann habe ich nicht von der Notwendigkeit der Reorganisation gesprochen, sondern ich habe gesagt, wir überlegen uns für alle unsere Einheiten und zwar relativ permanent, wie wir Dinge noch verbessern können. Sie wissen, das Bessere ist immer der Feind des Guten. Es ist ja nirgendwo festgemeißelt, dass alles immer so bleiben muss, wie es ist, ohne dass man deshalb sagen muss, das ist jetzt schlecht, sondern wir überlegen uns, wie wir Dinge verbessern können. Das geschieht nicht nur in der Stadtarchäologie, sondern auch in allen anderen Einheiten. Insofern ist das für mich jedenfalls ein Routinevorgang, der für die Stadtarchäologie genauso zutrifft wie für den Rest der MA 7, für die MA 8, für die MA 9 und für das Wien Museum. Wie in all diesen Einheiten überlegen wir uns sozusagen in regelmäßigen Abständen, ob Dinge verbesserungsfähig sind. Insoweit gilt das natürlich auch für die Stadtarchäologie. Und ich wiederhole mich: Sobald wir zu einem Ergebnis gekommen sind, bin ich gerne bereit, das im zuständigen Ausschuss, oder wo auch immer, zu präsentieren und zu diskutieren.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr GR Dr Ludwig.

 

GR Dr Michael Ludwig (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Basierend auf Ihren Überlegungen zur Organisation: Welche Aufgaben für die Zukunft sehen Sie im Bereich der Stadtarchäologie und welche Leistungen kann die Stadtarchäologie für die Stadt Wien erbringen?

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!

 

Ich glaube, dass es auch einmal ganz wichtig ist, in einer Diskussion eben nicht nur zu sagen, wie wird sie neu organisiert oder wird sie überhaupt neu organisiert, sondern es ist zunächst einmal die Frage zu stellen, in welche Richtung soll es gehen und was sind eigentlich die wirklich wichtigen Aufgabengebiete.

 

Jetzt muss man wissen, dass die Geschäftseinteilung des Magistrats per 1.7.2003 die Angelegenheiten der Stadtarchäologie und des Kulturgüterschutzes der MA 7 zugeordnet hat. Die Stadtarchäologie hat in der Tat ganz, ganz wichtige Aufgabengebiete: Zunächst einmal die archäologische Erforschung der Vergangenheit hier in Wien. Untersuchungen von Bodendenkmälern vor deren Zerstörung durch Neubauten oder größere Vorhaben der Stadt, wie zum Beispiel den U-Bahn-Bau, gehören zu den dringlichsten Aufgaben der Stadtarchäologie. Da ist naturgemäß ein sehr flexibles Reagieren notwendig, wie man sich vorstellen kann, weil da oft sehr schnell sehr rasch gehandelt werden muss, um nicht unnötige Verzögerungen herbeizuführen.

 

Die Kernaufgaben sind aber nicht nur auf die archäologischen Ausgrabungen beschränkt, sondern haben darüber hinaus noch ganz wichtige Bereiche, etwa Grabungen im Rahmen der Bodendenkmalpflege. Dazu gehören die archäologische Prospektion und Baustellenbeobachtung, archäologische Überwachung und Betreuung der Baustellen im Wiener Stadtgebiet, Notgrabungen, die Erfassung und Ausarbeitung archäologischer Projekte in Zusammenarbeit mit Bauwerbern in Abstimmung mit dem Bauablauf und Forschungsgrabungen etwa in Unterlaa. Ich hatte erst kürzlich Gelegenheit, einen Tag in Unterlaa mit Schülerinnen und Schülern zu verbringen, die dort übrigens gemeinsam mit Senioren an der Grabungsstelle arbeiten und dort, glaube ich, sehr anschaulich die Geschichte Wiens vermittelt bekommen. Wir werden das im Übrigen auch verstärken - ich halte das für einen ganz essentiellen und zentralen Punkt –, dass die Stadtarchäologie selbstverständlich auch jungen Menschen auf eine sehr spannende Art und Weise die Geschichte ihrer Stadt vermitteln kann. Ich kann im Übrigen immer nur allen empfehlen, beispielsweise an die Grabungsstellen nach Unterlaa zu kommen, um dort dabei zu sein.

 

Ein zweiter ganz wichtiger Bereich ist die wissenschaftliche Aufarbeitung und Auswertung von den Grabungen. Dazu gehören natürlich auch die Kooperationen mit anderen Instituten, beispielsweise Volkshochschulen und viele andere mehr. Zur Publikation: Auch da haben wir in den letzten Jahren, glaube ich, sehr schöne Produkte und Ergebnisse präsentieren können wie CD-Roms, die sozusagen die alte römische Stadt Vindobona sehr anschaulich miterleben lassen und natürlich auch die Restaurierung der verschiedenen Grabungsstellen ebenso wie die Dokumentation und die Betreuung, Fundstellenkataster, Kulturgüterkataster und vieles, vieles andere mehr und schließlich eben auch die Öffentlichkeitsarbeit. Da ist mir auch ganz wichtig, dass das über die Stadtarchäologie passiert, die Vermittlung. Da gibt es eben die Initiative “Seniorenarchäologie“, wie ich schon gesagt habe, wo freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen Restaurierung und Grabung (GR Dipl Ing Martin Margulies: Das steht genau da drinnen!) da mitmachen. Was sagen Sie ganz richtig? (GR Dipl Ing Martin Margulies: Ich habe nur mitgelesen!) Wo haben Sie mitgelesen? (GR Dipl Ing Martin Margulies, Unterlagen zeigend: Ich habe hier nur mitgelesen! Das steht hier genau drinnen!) Na ja, das freut mich, dass Sie gut lesen können.

 

Daneben gibt es natürlich auch die “Juniorarchäologie“, die ganz wichtige Projekte für Schulklassen und Lehrerfortbildung beinhaltet, Ausstellungen und so weiter und so fort. All das, Kollege Margulies, erzähle ich nicht nur, damit Sie mitlesen können, sondern um die ganze Bandbreite der Aufgabenstellung der Stadtarchäologie

 

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