Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 83
wurde seitens des Gruppenleiters
der Finanzverwaltung bestätigt, dass in ihrer Geschäftsgruppe eine
Ausgliederung der Wiener Stadtarchäologie vorbereitet wird, die der
Finanzverwaltung vorgelegten Unterlagen jedoch noch nicht beurteilungsreif
wären. Welche Informationen und politischen Rahmenbedingungen haben Sie dazu
veranlasst, eine Ausgliederung - der bislang für die Stadt Wien höchst
erfolgreich arbeitenden - Wiener Stadtarchäologie voranzutreiben?)
Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Der Dipl Ing Margulies
fragt mich bezüglich der Wiener Stadtarchäologie und möglicher
Reorganisationspläne, Stichwort Ausgliederung.
Herr Kollege Margulies,
offen gestanden kann ich Ihnen dazu nicht sehr viel mehr sagen. Wir versuchen
uns naturgemäß neben unserer täglichen Arbeit in allen Verwaltungseinheiten,
immer wieder darüber im Klaren zu sein, ob die Organisationsform passt, ob das
passt, was herauskommt, ob das sozusagen am besten und effizientesten
organisiert ist. Das machen wir nicht nur bei der Stadtarchäologie, sondern
selbstverständlich auch immer wieder bei allen anderen Verwaltungseinheiten.
Insoweit ist das keine Besonderheit. Weiter gediehene Pläne, über die es sich
lohnt, hier oder auch an einer anderen Stelle zu diskutieren oder sie
vorzulegen, gibt es noch nicht, so wie das offensichtlich auch in dem zugrunde
liegenden Ausschuss der Finanzverwaltung gesagt wurde. Daher gibt es darüber
hier an dieser Stelle noch nichts wirklich zu debattieren.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich nehme zur Kenntnis, dass Sie auf die Frage nicht
einmal ansatzweise eingegangen sind, weil die Frage war, welche politischen
Rahmenbedingungen und welche Informationen Sie haben, damit Sie eine
Ausgliederung vorantreiben. Sie haben überhaupt nichts dazu gesagt.
Nichtsdestotrotz gibt es einen
Dienststellenausschussbeschluss, der sich dagegen ausspricht, dass
ausgegliedert wird. Sie wissen genauso gut wie ich, dass die Leitung der
Stadtarchäologie beauftragt wurde, das ein bissel voranzutreiben. Im Finanzausschuss
wurde darüber gesprochen. Alle wissen es anscheinend, dass die Stadtarchäologie
ausgegliedert werden soll, nur Sie nicht!
Nichtsdestoweniger verstehe ich es zum Teil, warum
Sie es nicht sagen wollen, weil es tatsächlich keinen inhaltlichen Grund gibt,
die Stadtarchäologie auszugliedern, sondern einen einzigen Grund und der liegt
in Wirklichkeit - und da sollte sich die Sozialdemokratie genieren - beim
Personal, das bei der Stadtarchäologie beschäftigt ist. Wenn man auf die
Homepage der Stadt Wien schaut, dann sieht man dort 32 Beschäftigte. Wenn
man in den Dienstpostenplan, der jedes Jahr mit dem Budgetvoranschlag
veröffentlicht wird, und in den Rechnungsabschluss schaut, kommen von diesen
32 Personen gerade 2 in diesem Dienstpostenplan vor! Der Rest der
Beschäftigten dort, großteils Akademiker und Akademikerinnen, arbeitet mit
10 Monats-Verträgen nach der Dienstvorschrift für Saisonbedienstete - nur
damit Sie das auch einmal wissen -, die eigentlich für die Stadtgärtner gemacht
wurde, wo es wirklich eine Saison gibt. Bei den Stadtarchäologen aber hat jeder
seine eigene Saison. Sie beginnt, wenn der Vertrag beginnt und hört auf, wenn
das wieder aus ist. Und Sie waren bislang nicht in der Lage, Menschen, die seit
mehr als 10 Jahren mit Kettenverträgen bei der Stadt Wien beschäftigt
sind, ordentliche Dienstverträge zu geben!
Daher ganz konkret für die Stadtarchäologie: Sind Sie
bereit, den jetzt zum Teil seit Jahren bei der Stadtarchäologie Beschäftigten
ordentliche Dienstverhältnisse als Vertragsbedienstete anzubieten, unbefristete
Dienstverhältnisse unter Anrechnung der bislang für die Stadt Wien geleisteten
Arbeitszeit?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Ja, sehr geehrter Gemeinderat!
Erstens einmal ist das nicht unmittelbar meine
Zuständigkeit, Dienstverträge oder Dienstverhältnisse abzuschließen. Aber ich
muss Ihnen schon auch sagen, die Frage, wie etwas organisiert ist und selbst
als Ausgliederung, ist ja keine Frage, wo man sich genieren muss oder wo man
irgendetwas zu verstecken hat, sondern ich möchte nur daran erinnern, dass wir
beispielsweise mit der Neuorganisation des Wien Museums hervorragende
Erfahrungen gemacht haben. Das werden Sie mittlerweile auch nicht mehr in den
Dienstplänen der Stadt Wien finden und es wird niemand behaupten, dass das Wien
Museum deshalb schlechtere Arbeit macht. (GR Dipl Ing Martin Margulies:
Ausgegliedert von der Stadt Wien!)
Na ja, weil Sie sagen, wir müssen uns für
irgendwelche Überlegungen genieren. Also ich geniere mich erstens einmal
prinzipiell nicht für Überlegungen und zweitens schon gar nicht für solche.
Aber noch einmal: Es sind verschiedene Überlegungen im Gange. Ich treibe auch
nichts in dem Sinn voran, dass ich sage, ich drücke irgendjemandem aufs Auge,
sondern wir versuchen, gemeinsam mit der Stadtarchäologie so wie auch mit allen
anderen Einheiten - Magistratsabteilungen und andere Verwaltungseinheiten - die
bestmögliche Lösung für das Aufgabengebiet zu erreichen. Das werden wir
gemeinsam machen. Da brauche ich gar keine Panikreaktionen oder irgendwelche
Vorgaben oder sonstwas, sondern das wird man gemeinsam mit den Beschäftigten
machen. An dem arbeiten wir und sobald es etwas gibt, worüber man diskutieren
kann, sobald das durchgerechnet ist, sobald es etwas gibt, wo man sagen kann,
ja, da sind die Beteiligten einverstanden und auch aus gemeinsamer Sicht ist es
das Bestmögliche für dieses Aufgabengebiet, dann wird man das vorlegen und dann
wird man das darstellen und dann wird man das in den zuständigen Gremien
beschließen inklusive der dafür notwendigen Finanzmittel oder auch der
Dienstpostenstellenpläne und Sonstiges. Also insofern, glaube ich, ist das ein
sehr normaler Vorgang.
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