Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 82
die Einleitung des Konkurses.
Von 1999 bis 2003 stiegen die Einnahmen aus den
Beiträgen der Schüler recht deutlich um 130 Prozent. Das ist sehr viel.
Doch dessen ungeachtet sind die Jahresverluste von 21 000 EUR im
Jahre 1999 in ununterbrochener Folge auf 225 000 EUR, trotz
Subventionen, gestiegen, und das, obwohl sich die Schülerzahl durchaus
erfreulich entwickelt hat von 29, wie ich gelesen habe, auf 80 im Jahre 2004.
Davon sind immerhin, wie im Bericht zu lesen ist, zirka 30 wirklich auch im
Filmgeschäft beruflich gelandet, also durchaus nicht schlecht, was das
betrifft. Aber die wirtschaftliche Lage und die wirtschaftliche Gestion der
Betreffenden ist eine Katastrophe.
Die sonstigen betrieblichen Erträge: Wenn man von den
Subventionen der Stadt Wien absieht, bleiben ja nur mehr 10 Prozent über
von der Gesamtsumme. Diese 10 Prozent sind für das Kontrollamt nicht
nachvollziehbar gewesen, denn bei diesen Erlösen aus betrieblichen Erträgen und
bei den Sachaufwänden hat es wieder diese klassischen In-Sich-Geschäfte mit dem
Weinviertler Verein gegeben.
Mit ein Grund für das Desaster dieses "Vereins
Filmschule", des FSW, waren aber neben diesen geschilderten chaotischen
Vorgängen vor allem die völlig überzogenen Anmietungen, die ohne Zweck und ohne
richtige Verwendung vorgenommen wurden. Die stiegen vom Jahr 1999 bis 2003 um
ganze 537 Prozent. Davon hat sich diese Filmschule finanziell nicht mehr
erholt.
Aber als Höhepunkt überhaupt der ganzen Entwicklung
würde ich Folgendes bezeichnen: Im Ausbildungsvertrag war vorgesehen eine
Unfallversicherung für die Schüler. Dafür wurde auch ein Beitrag entrichtet im
Rahmen eben dieser bis 500 EUR gehenden monatlichen Beiträge. Aber bis zum
Jahre 2003 wurde für die Schüler keine Unfallversicherung abgeschlossen. Das
ist ja ungeheuerlich! Die Mittel wurden anderweitig verwendet. Ein
unverantwortliches Verhalten einer Führung einer Schule! Man hat die Gesundheit
der Schüler aufs Spiel gesetzt! Es war offensichtlich Glück im Spiel, dass
nichts passiert ist. Ansonsten wäre das ja überhaupt eine echte Katastrophe.
Welcher Zynismus spricht da aus den Verantwortlichen,
dass sie zu einer solchen Handlungsweise fähig sind? Ich frage mich, ob da
nicht letztlich auch eine strafrechtliche Komponente mit ins Spiel kommt. Das
wäre zu überprüfen.
Aber ebenso schlimm ist die andere Seite der Münze.
Ich glaube, die MA 7 ist von diesen unglaublichen Vorfällen offensichtlich
nicht berührt worden. Entweder ist Ihnen nichts aufgefallen, oder Sie haben
zumindest nicht die geringsten Konsequenzen gezogen und weiter insgesamt eine
Million Euro investiert.
Was haben eigentlich die verantwortlichen Stadträte
gemacht? Ich glaube, die Unfähigkeit auf Seiten des Vereines ist festzustellen.
Ein klares Nichthandeln und Versagen der entsprechenden Gemeindedienststellen
ist aber ebenfalls hier festzustellen bei dieser Sache. Na ja, dazu wird das
Geld hergegeben, dass man es kontrolliert, Frau Stadträtin!
Ich würde eines dazu sagen: Es ist ein unglaublicher
Vorfall, der zeigt, mit welcher Leichtfertigkeit Geld hier verschleudert wird
und in welchem Ausmaß hier Subventionen fließen, ohne dass es eine echte
Kontrolle gibt.
Wie gesagt, meine Damen und Herren: Die Zustimmung der
FPÖ zum Antrag erfolgt trotzdem, weil wir natürlich die verbliebenen Schüler
nicht einer Gefährdung aussetzen und ihnen nicht Schaden zufügen wollen. Keine
Frage. Aber die Vorgangsweise ist symptomatisch. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang
Ulm: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ringler. Bitte
schön.
GRin Mag Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Vorredner hat ja bereits in aller Breite und
Länge ausgeführt, was sich so im Kontrollamtsbericht zur "Filmschule
Wien" an wirklichen Problemlagen und durchaus auch der einen oder anderen
kleineren Ungeheuerlichkeit findet. Insofern sind wir einerseits dankbar, dass
das Kontrollamt geprüft hat und damit in diese Sache, die uns ja jetzt schon einige
Jahre begleitet, ein bisschen mehr Licht gebracht hat. Sie erinnern sich, wir
haben ja viele hitzige Debatten hier im Gemeinderat gehabt, durchaus auch unter
Begleitung der Schülerinnen und Schüler der "Filmschule Wien", die
sich da sehr eingesetzt haben, manche für, manche gegen die Filmschule und ihre
derzeitige Leitung.
Tatsache ist jedenfalls, dass man, wenn man diesen
Kontrollamtsbericht liest, ihn genau liest und ihn ernst nimmt, sagen muss,
dass man leider eigentlich diesem Verein keinen Cent öffentliches Geld mehr in
die Hand drücken sollte. Ich muss auch feststellen, dass es quasi einen roten
Faden an personeller Kontinuität bei der "Filmschule Wien" gibt, die
eine Verantwortung hat, auch wenn die Geschäftsführer natürlich immer die
meiste Verantwortung für die problematische kaufmännische Gebarung tragen.
Wir werden daher, durchaus auch nicht leichten
Herzens, diesem vorliegenden Akt nicht zustimmen können, weil wir glauben, dass
es nicht sehr verantwortlich ist, hier noch einmal Gelder in einen Verein zu
stecken, der so eine Geschichte vorzuweisen hat.
Wir wollen aber natürlich betonen, dass es uns
einerseits sehr, sehr wichtig ist, dass es so etwas wie die "Filmschule
Wien" auch in Zukunft gibt, hoffentlich unter anderer Führung, Leitung und
auch durchaus in ausgebauter Form. Wir haben ja immer wieder auch darüber
diskutiert, dass es wichtig ist, dass es hier ein breites Angebot an
Filmausbildung gibt, dass nicht nur die Filmakademie zur Verfügung steht.
Es gibt, glaube ich, was ich so höre, ja auch diese
gute Ideen und Angebote in Richtung Fachhochschulen und auch Zusammenarbeit mit
Vereinen, die sich im Zuge dieser Streitigkeiten gebildet haben. Das begrüßen
wir sehr.
Wir hoffen sehr, dass diese Form der Ausbildung
weitergeführt wird, dass es hier auch einen Anschluss gibt. Aber bei allem
Verständnis dafür, dass es wichtig
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