Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 82
Dankeschön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
nächste Wortmeldung: Frau amtsf StRin Mag Sima. - Bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Ich möchte noch ein paar inhaltliche Argumente zur
Debatte beitragen, weil gerade von Seiten der GRÜNEN ein bisschen bezweifelt
worden ist, dass es inhaltliche Argumente aus der Geschäftsgruppe für diese
Gebührenerhöhung gibt. Ich glaube, dass wir sehr gute inhaltliche Argumente
vorgelegt haben.
Nur in Stichworten, Sie haben es ja dem Antrag
durchaus auch entnehmen können: Ich verweise nur auf die Kläranlage, die wir
gebaut haben, unser ganzes Gewässerschutzprogramm, die Kanalnetzsteuerung, den
neuen Wientalkanal, die neuen Sammelkanäle, den Liesingbach-Sammelkanal. Das
war eine gigantische Investitionssumme, die wir da getätigt haben, von
424 Millionen EUR, und das ist umso wichtiger, weil wir wissen, dass
die öffentlichen Investitionen von Bundesseite massiv zurückgegangen sind und
es der Stadt Wien ein großes Anliegen ist, gerade in Zeiten schwacher
Konjunktur zu investieren und auch Arbeitsplätze zu schaffen.
Auf der anderen Seite ist es, glaube ich, auch eine
sehr, sehr gute und wichtige Umweltinvestition, auf die wir alle stolz sind,
dass wir gemeinsam gern diese Kläranlage eröffnet haben. Aber jetzt, da es an
die Rückzahlung und um die Betriebskosten geht, sehe ich alle ein bisschen
verschwinden und sagen: Na ja, die Kläranlage war schon super, aber zahlen, hm?
- 80 Millionen EUR zahlen wir jährlich an Rückzahlungen,
18 Millionen EUR machen die Betriebskosten aus, die dazukommen. Das
sind keine kleinen Summen, und das können wir nicht aus der Portokasse zahlen.
Daher denke ich, die Begründungen sind handfest, sie liegen auf dem Tisch, und
das kann auch wirklich jeder nachvollziehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ebenso ist es
bei der MA 48, auch hiefür gibt es gute Begründungen. Wir haben die
Verbrennungs-ALSAG; da habe ich noch im Parlament persönlich dafür gekämpft,
dass sie ein Jahr später kommt, geplant war sie schon für 2005. Das belastet
natürlich Wien massiv, weil wir vor allem auf die Müllverbrennung setzen. Wir
haben die Raten für die MVA 3 und für die Biogasanlage - auch ein
gemeinsames Projekt - jetzt ebenfalls zu leisten. Das sind durchschnittlich
rund 11 Millionen EUR im Jahr, und das sind keine kleinen Summen.
Ich kann nur noch einmal sagen: Von nichts kommt
nichts. Wenn wir uns dazu bekennen, solche High-Tech-Umweltprojekte in Wien zu
machen - und dazu bekennen wir uns als SPÖ -, dann muss man natürlich auch
irgendwann die Rechnung zahlen, das ist völlig klar. Das legen wir jetzt auf
den Tisch, und ich persönlich halte das für eine sehr, sehr gute Investition in
die Zukunft, weil wir dann unseren Kindern eine intakte Umwelt übergeben
können, intakte Flüsse, intakte Gewässer und ein Wien, das nicht mit
zusätzlichen Deponien übersät ist, sondern wo der Müll ordnungsgemäß und vorbildlich
in einer Hand entsorgt wird: In der Hand der Stadt Wien. (Beifall bei der
SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren von der ÖVP! Ich
habe ja bei Ihrer Graphik fast lachen müssen; ich weiß nicht, wie lange Sie
herumgesucht haben, bis Sie die Einnahmen pro Laufmeter Kanal gefunden haben.
Ich glaube, wir einigen uns darauf, dass es darauf ankommt, was die Leute
zahlen, und dass das der relevante Faktor ist. Da haben Sie offensichtlich
nicht belegen können, dass Wien da teurer ist, deswegen habe Sie auf diese
Verlegenheitslösung zurückgreifen müssen. Denn wenn Sie die Zahlen anschauen,
so sprechen die für sich: Wien liegt absolut im unteren Bereich. (Zwischenruf
von GR Dipl Ing Roman Stiftner. - GR
Christian Oxonitsch: Das erklären Sie den Grazern! Viel Spaß!)
Genau, dann gehen wir jetzt einmal zu den konkreten
Zahlen! Graz, eine Stadt mit einem ÖVP-Bürgermeister: Wie viel zahlt man dort
für die Entleerung einer 120 l-Tonne pro Jahr? Sie können gerne mitraten,
ich kann es Ihnen auch verraten: 339 EUR zahlt man dort. (GR Harry
Kopietz: Hört, hört!) Wie viel zahlt man in Wien? 196 EUR - das ist
eine Differenz von 140 EUR im Jahr! Und Sie stellen sich hierher und
zeigen mit dem Finger auf uns? (GR Dr
Matthias Tschirf: Zu welcher Partei gehört der Finanzstadtrat?) Machen Sie
einmal Ihre Hausaufgaben, und dann reden wir weiter! (Beifall bei der SPÖ. -
GR Dr Matthias Tschirf: Zu welcher
Partei gehört der Finanzstadtrat? - Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Oder schauen wir nach Klagenfurt: Dort zahlt man 221 EUR.
Wir sind österreichweit am günstigsten, mit dem größten Leistungsspektrum - die
MA 48 muss sich da überhaupt nicht genieren -, und wir tätigen wichtige
Investitionen in die Zukunft. Dazu stehen wir! Natürlich kostet das etwas,
natürlich ist es nicht lustig, Gebühren zu erhöhen, aber diese Investitionen
setzen wir sinnvoll für die nachfolgenden Generationen, und dazu stehe ich! (Beifall
bei der SPÖ.)
Wissen Sie, meine Damen und Herren, ein bisschen sehe
ich bei Ihnen schon einen Widerspruch. Einerseits kritisieren Sie diese
Gebührenerhöhung, andererseits kommen Sie mit so einer Liste an sündteuren
Wünschen, was wir nicht alles zahlen und finanzieren sollen. Gerade heute
wieder kommt dieser höchst amüsante Antrag - das macht nämlich auch die
MA 48 - zur Entfernung von Schmierereien auf Wiener Gebäuden; und zwar
wird hier verlangt, dass wir das gratis machen sollen, auch für alle privaten
Hausbesitzer. Das ist eine nette Verlagerung der Kosten von den Privaten zur
öffentlichen Hand, zahlen sollen es wir!
Solekehrmaschinen, kostenlose
Sperrmüllentsorgung, Partikelfilter - Sie haben netterweise ohnehin alles
aufgeführt, das ist so eine Liste! Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer das
finanziert? Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wer diese
Wünsche, diese teuren Wünsche, erfüllt? Wir haben keine Budgetüberschüsse, die
MA 48 hat ein jährliches Defizit von 50 Millionen EUR. Wenn Sie
das Budget lesen könnten, dann wüssten Sie das und würden sich nicht hier
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular