Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 82
Sind wir jetzt bei den...?) Denken Sie einmal ein bisschen darüber nach, welche Situation wir
jetzt haben. (GR Mag Wolfgang Gerstl: Lenken Sie nicht schon wieder ab!)
Der nächste Punkt (GR
Mag Wolfgang Gerstl: Bleiben wir bei den Abwassergebühren! Bei den
Müllgebühren!): Brinek, ÖVP-Wissenschaftssprecherin: „Österreich drohen
keine Studiengebühren. Der Bildungsgang von der Volksschule bis zum
akademischen Abschluss wird auch weiterhin von der Gesellschaft getragen
werden." Das sind Ankündigungen! (GR Mag Wolfgang Gerstl: Reden wir vom
Tagesordnungspunkt! Abwassergebühr! Kanalgebühr!)
Oder: New Public
Management heißt auch Kostenrechnung, dann werde man auch wissen, ob etwa die
Passgebühr kostendeckend ist; bei der jüngsten Erhöhung dieser Gebühr ist
allerdings ein anderes Motiv im Vordergrund gestanden, das mit der neuen
Verwaltung nichts zu tun habe, wie Finz, der Ihnen, glaube ich, auch nicht
unbekannt ist, gesagt hat: (GR Mag Wolfgang Gerstl: Passgebühr gehört schon
zur Gemeinde?) "Wir haben es halt gemacht, weil uns noch etwas im
Budget gefehlt hat." (GR Mag Wolfgang Gerstl: Sorry! Passgebühren sind
nicht Gemeindeangelegenheit!)
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Hier sind Ankündigungen gemacht worden, die tatsächlich nicht
eingehalten wurden. Bei uns - und das ist nämlich das Gegenteil - wissen die
Wählerinnen und Wähler, woran sie sind. Sie wissen - sie haben die Wahl, und
sie haben diese Wahl auch dementsprechend getroffen -, dass es bei uns, der
Sozialdemokratie, um Verlässlichkeit und Seriosität geht, dass es um
Wirtschaftskompetenz geht und dass es um soziales Engagement geht.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Lassen Sie mich noch ein paar Anmerkungen zur Wirtschaftspolitik
machen, weil natürlich auch das von Ihnen angesprochen wurde. Ich kann Ihnen
das ganz einfach nicht schenken. Es wurde von der ÖVP angekündigt, vom Herrn
Bundeskanzler persönlich, wie gut in unserem Land alles ausschauen wird. Aber
wie schauen wir jetzt tatsächlich aus?
Ich lese Ihnen dazu ein
paar Punkte vor: Das Wirtschaftswachstum ist im Jahr 2005 geringer als 1999. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Die Arbeitslosigkeit ist im Jahr 2005/2006 höher als 1999. Das
Beschäftigungswachstum ist schwächer als im Jahr 1999. Die Inflation ist um ein
Vielfaches höher als im Jahr 1999. Das Wachstum des privaten Konsums ist
geringer als im Jahr 1999. Die Zahl schlecht bezahlter Jobs ist so hoch wie nie
zuvor. Die öffentliche Investitionsquote ist die niedrigste in ganz Europa. Und
die Staatsschulden sind heuer um 29 Milliarden EUR höher als 1999. (GR
Mag Wolfgang Gerstl: Die geringste Erhöhung seit Jahren!)
So schaut die Politik auf
Bundesebene tatsächlich aus! Das ist in Wirklichkeit ein krasser Widerspruch zu
dem, was Sie unter Bundeskanzler Schüssel angekündigt haben. (GR Mag
Wolfgang Gerstl: Lassen Sie sich die Zahlen... vorlegen!)
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Lassen Sie mich noch einmal auf die heutige Debatte zurückkommen. Was stellen Sie sich
überhaupt vor? Was stellen Sie sich überhaupt vor, wenn Sie sich hier
herstellen und Folgendes sagen: Die einen sprechen von drei Jahren
Gebührenstopp, die anderen sprechen von fünf Jahren Gebührenstopp, und dann
machen Sie, Herr Kollege Stiftner, noch Anmerkungen über Müllberge, klapprige
LKW und so weiter. (GR Mag Wolfgang Gerstl: Ich möchte eine Gebührenerhöhung
nur dann haben, wenn sie betriebswirtschaftlich notwendig ist!) Das wäre
möglicherweise ein Szenario, wenn die ÖVP in Wien das Sagen hätte, aber das
wird es in Wien nicht geben, solange die Sozialdemokratische Partei das Sagen
hat. (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag Wolfgang Gerstl: Aber Sie machen eine
Gebührenerhöhung, weil Sie es finanzpolitisch nicht schaffen! - Weitere
Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, besonders von
der ÖVP! Je lauter Sie schreien, desto untauglicher werden Ihre Argumente. Das
ist ganz einfach so. Sie tun sich natürlich sehr, sehr schwer, denn manche in
Ihrer Partei sehen sich nach wie vor auch als Wirtschaftsvertreter und bemühen
sich, aber Sie haben diese Wirtschaftskompetenz - leider, muss ich sagen -
schon sehr, sehr lange abgegeben.
Sie müssen sich schon darüber Gedanken machen, dass
es, wenn man die Verantwortung in einer Regierung hat, gewisse Maßnahmen gibt,
die hin und wieder nicht angenehm, aber doch notwendig sind. Da geht es auch
darum, dass man sich das genau überlegt: Was ist für die Wienerinnen und Wiener
dringend notwendig? Was brauchen Sie? Was ist im Vordergrund? Was muss man
wirklich machen?
Wir machen es uns nicht leicht, wenn es zu
Anpassungen kommt. Ich habe schon einmal erwähnt und möchte es noch einmal
wiederholen: Da geht es um bestmögliche Serviceleistungen für die Wienerinnen
und Wiener. Da geht es um bestmögliche Dienstleistungen für die Wienerinnen und
Wiener. Da geht es um Investitionen - die auch der Wirtschaft zugute kommen -
für die Wienerinnen und Wiener. Da geht es um Arbeitsplätze, da geht es um
soziales Engagement, und da geht es um soziale Absicherung. Das alles machen wir
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sehr gerne, und wir sind sehr stolz
darauf, dass die Wählerinnen und Wähler, die Sie heute sehr oft genannt haben,
diesen Weg auch unterstützen. (GR Mag Wolfgang Gerstl: Die Ärmsten der
Armen, für die erhöhen Sie die Kosten! - Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Lassen Sie mich zum Schluss noch
eines sagen. (GR Mag Wolfgang Gerstl: Für die Ärmsten der Armen!) Ich
bin im Gegensatz zum Herrn Vizebürgermeister eigentlich traurig darüber, dass
es hier nicht mehr Öffentlichkeit gibt. (GR
Dr Matthias Tschirf: Wir sind auch sehr, sehr traurig!) Ihre Beiträge
sollten sich die Wienerinnen und Wiener sehr wohl genau ansehen (GR Mag
Wolfgang Gerstl: 80 Jahre SPÖ...!), denn dann wird es weiterhin so
sein, dass wir von einem Wahlerfolg zum anderen eilen, und das wird uns
besonders freuen. -
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular