Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 82
ausverkauft!)
Das ist auch der Grund dafür, Herr DDr Schock, dass ich Ihre Bemerkungen
"Wahlbetrug" und "Missbrauch" wirklich nicht ernst nehmen
kann, weil sonst müsste ich eigentlich einen Ordnungsruf für Sie verlangen! Das
tue ich nicht, weil ich diese Bemerkungen im Gesamtzusammenhang, wie sich Ihre
Rede darstellt, einfach nicht ernst nehmen kann!
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die heutige
Debatte über Gebührenerhöhungen im Bereich der Müllentsorgung und
Abwasserentsorgung hat schon etwas mit der gesamtösterreichischen Situation zu
tun. Damit meine ich jetzt ausnahmsweise nicht gleich die Bundesregierung, wie
Sie vermuten könnten, sondern die Gesamtsituation. Wenn Sie die Entwicklung im
letzten Jahr vergleichen, dann wird das, glaube ich, am besten durch einen
Beitrag in der "Presse" vom 12. Oktober 2005 kommentiert.
Dort wird betitelt: "Höchste Gebühren in Wien? Nein!" Das heißt, es
ist hier die Gesamtsituation einfach so, dass man insgesamt, wenn man es
vergleicht, zum Ergebnis kommt, und ich meine jetzt nicht nur unsere beiden zur
Diskussion stehenden Gebühren, sondern insgesamt, dass Wien in der Frage des
Entgelts für Dienstleistungen für die Bewohner der Stadt von allen, nicht nur
der Landeshauptstädte, nicht nur der Umlandgemeinden, sondern in vielen
Bereichen einfach für die Betroffenen deutlich günstiger abschneidet. Das heißt,
wir haben ein Gebührensystem, das die Bewohner der Stadt weitaus weniger
belastet.
Das findet sich auch in der internationalen
Beurteilung der Mercer-Studie über Standorte wieder, wo ein Vergleich mit der
Situation von New York aufgestellt wird, aber eben nicht nur für Wien, sondern
auch für viele andere Städte, wo immer verglichen wird, wie sich die Relation
zur Belastung der Bevölkerung in New York darstellt. Ich nehme damit Bezug auf
eine Äußerung, dass Wien nach dieser Studie mittlerweile in der Verteuerung vom
19. auf den 16. Platz quasi vorgerückt ist. Aber hier wird deutlich
gemacht, dass gerade im Bereich der Utilities, also der
Versorgungseinrichtungen, oder der Wohnkosten Wien exzellent abschneidet. Unser
Sprung in der Verteuerung ist absolut nicht auf die sozusagen eigenproduzierten
Verteuerungen zurückzuführen, sondern hat natürlich mit Währungsveränderungen
im internationalen Vergleich zu tun, hat mit den Energiepreisveränderungen und
vielem mehr zu tun.
Ich glaube daher, dass man sich davor hüten sollte,
wo immer man auch steht, pauschal, wie es jetzt in den letzten Wortmeldungen
gewesen ist, über Wien herzufallen. Wir haben es nicht notwendig, meine sehr
geehrten Damen und Herren, im Gegenteil, wir können mit Fug und Recht auch
international bestehen, dass unser Standort wirtschaftspolitisch, touristisch
und vor allem, was die Lebensqualität der Menschen in Wien betrifft,
hervorragend ist. Das sollten wir uns, aus welchem Motiv auch immer, keineswegs
schlecht machen lassen! (Beifall bei der SPÖ.)
Der Klubobmann der Freiheitlichen Partei, der leider
jetzt den Saal verlassen musste, aber sicherlich die Unterlagen der heutigen
Sitzung eifrig nachstudieren wird, hat hier auf die Frage der Energiepreise
Bezug genommen. Ich möchte daher dazu hier auch etwas sagen. Kein
österreichischer Landesstromversorger mit Ausnahme von Wien Energie hat im
Jahr 2005 die Strom- und Gaspreise nicht erhöht. Jeder
Landesenergieversorger hat die Strom- und Gaspreise im Jahr 2005 erhöht. (StR DDr Eduard Schock: Weil dort keine
Landtagswahlen waren! Weil nur bei uns Landtagswahlen waren! Daher haben Sie es
bis nach den Wahlen verschoben, Herr Vizebürgermeister!) Herr DDr Schock,
hören Sie zu! Sie können dann noch einmal reden! Hören Sie einmal zu! Die
Gaspreiserhöhungen im Doppelschritt hat es in Oberösterreich und im Burgenland
gegeben. Es hat also zwei Energieversorger gegeben, die nicht nur einmal,
sondern zweimal im Doppelschritt ihre Erhöhungen vorgenommen haben. (StR DDr
Eduard Schock: Die waren ehrlich und haben keinen Wahlbetrug vorgenommen! Sie
haben das bis nach den Wahlen verschoben und haben daher einen Wahlbetrug
vorgenommen!) - Entschuldigen Sie, das passt sozusagen zu dem Niveau Ihrer
vorangegangenen Wortmeldung! Denn sonst kann ich es eigentlich nicht verstehen,
dass Sie nicht endlich begriffen haben, dass es sich bei Wien Energie, bei der
EnergieAllianz, nicht um irgendein ferngesteuertes Unternehmen handelt, sondern
dass hier die Preise nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten gestaltet
werden! (StR DDr Eduard Schock: Mit dem
Schmäh, Herr Vizebürgermeister, beeindrucken Sie niemanden!) Hören Sie
einmal zu, dann können Sie sich ein Bild machen! (StR DDr Eduard Schock: Das ist das nächste Märchen!)
Im Bereich der Stromgroßhandelspreise ist es im Jahr
2005 zu einer Steigerung um 60 Prozent gekommen. 60 Prozent sind die
Stromgroßhandelspreise in einem Jahr in die Höhe gegangen. Da zu behaupten,
dass es irgendeinen Energieversorger in Österreich geben sollte, der nicht
gezwungen ist, in diese Preiserhöhungen einzusteigen, stößt sozusagen in den
Bereich der billigen Polemik. Die Netzpreissenkungen, die Wien Energie in den
Jahren 2004 und 2005 durchgeführt hat, sind zur Gänze an die Konsumenten
weitergegeben worden. Trotz der von Ihnen kritisierten Erhöhungen liegt Wien
Energie mit den Strompreisen weiterhin im unteren Drittel und beim Gaspreis im
Mittelfeld.
Jetzt kommen wir einmal zu einem
Märchen, das Sie verbreiten, weil Sie uns immer unterstellen, dass wir Märchen
erzählen. Sie haben eine Broschüre an die Haushalte ausgesendet, in der Sie
unter anderem behaupten, und Sie haben das auch heute wieder getan, dass ein
Haushaltskunde, der wechselt, sich durch den Wechsel 100 EUR ersparen
könne. Wir haben das nachrechnen lassen, wie das ist, ob es tatsächlich möglich
ist, dass sich jemand, der ein Durchschnittskunde ist, das ersparen kann. Wir
können das nicht nachvollziehen. Ich bin ganz sicher, dass die Beschwerden, die
bei Ihnen einlangen werden, von jenen, die sich tatsächlich an Ihre Hotline
gewendet haben sollten, sage ich einmal vorsichtig, darauf zurückzuführen sind,
dass diese Einsparung nicht erzielbar ist. Es müsste schon jemand einen
Jahresstromverbrauch von 6 200 kW haben, um zu einer
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