Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 82
solchen Größenordnung zu kommen. Nur dann ist das
überhaupt erreichbar. Also hören Sie auf, hier von Märchenerzählern zu reden,
sondern hören Sie mit Ihren eigenen Märchen und Betrügereien auf! (Beifall
bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die
Gebührenerhöhungen, die wir vorschlagen und vorschlagen müssen, sind
betriebswirtschaftlich nicht weiter aufschiebbar. Nach elf Jahren
beziehungsweise vier Jahren sind die Betriebskosten den eingefrorenen Gebühren
einfach davongelaufen. Es sind, das muss man dazusagen, die Möglichkeiten zur
Effizienzsteigerung und zu Einsparungen voll genützt worden. Es gibt im Bereich
der Abwasserentsorgung Personaleinschränkungen, Personalzurücknahmen. Es gibt
im Bereich der Müllentsorgung massive Leistungsausweitungen, ohne dass am
Personalstand etwas nach oben verändert worden wäre. Diese Gebührenerhöhungen
sind finanzpolitisch unvermeidbar. Das ist das, was ich versucht habe, Herrn GR
Margulies zu vermitteln, dass wir dann, wenn wir in einem Bereich
betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten haben, natürlich nicht von vornherein
den Weg der Gebührenerhöhung gegangen sind und auch nicht weiterhin gehen
wollen, sondern solange wir die Möglichkeit haben, aus dem Gesamtbudget
Zuwendungen in diesem Bereich aufzufangen. Wenn aber in einem anderen Bereich,
wie es derzeit der Sozialbereich ist, die Kostenentwicklung derart drastisch
ist, dann ist dieser Weg des Ausgleichs über die Finanzmittel nicht möglich.
Schließlich muss man auch sagen, dass diese Gebührenerhöhungen notwendig sind,
wenn wir nicht auf der anderen Seite zu Leistungsreduktionen kommen wollen.
In dem Zusammenhang eine Bemerkung an die Adresse des
Herrn Klubobmanns Tschirf: Sie haben hier eigentlich sehr kühn den KWK‑Zuschlag
kritisiert. Ich denke, dass Sie zunächst einmal daran erinnert werden sollten,
dass das auf das Ökostromgesetz zurückzuführen ist und nicht ein eigenwilliger
Akt aus eigener Produktion ist, sondern durch ein Gesetz geregelt ist, das auf
der Bundesebene beschlossen worden ist, also offensichtlich auch mit den
Stimmen Ihrer Partei. Das Zweite aber ist, dass sich dahinter eigentlich eine
angesichts der zunehmenden Anspannungen in der Energieversorgung sehr kritisch
zu beurteilende Oberflächlichkeit im Umgang mit erneuerbarer Energie ergibt.
Der KWK-Zuschlag ist eine der industriell am weitesten fortgeschrittenen
Maßnahmen, um zu einem ökologisch vernünftigeren Energieeinsatz zu kommen. Dass
das gesetzlich geregelt und gefördert wird, halte ich für eine positive
Maßnahme. Sich hier hinzustellen und dagegen zu polemisieren, ist deswegen
eigentlich sehr problematisch, wenn man Ihnen nicht unterstellt, dass Sie die
Ökostromentwicklungen überhaupt nicht ernst nehmen. Wenn man sie ernst nimmt,
dann muss man für die KWK-Förderung sein, die in Wien am stärksten und am
besten entwickelt ist und damit auch internationale Anerkennung findet. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte jetzt nicht zu lange werden, aber eine
Bemerkung nur, weil da so getan wird, als ob wir keine Gründe für die nötigen
Gebührenerhöhungen hätten. Wenn Sie beispielsweise im "KURIER" vom
14. Oktober 2005 nachlesen, dass dort der Energieversorgerverband generell
bereits angekündigt hat, dass es bei der Müllversorgung zu deutlichen
Teuerungen kommen wird, weil eben die Energiepreise gestiegen sind und die
Personalkosten steigen, dann sehen Sie, dass das nicht ein Problem ist, das
quasi, wie es GR Margulies gesagt hat, ein Argumentationsnotstand ist, sondern
wir haben die Notwendigkeit, in diesem Bereich verstärkt abzusichern, um eben
die Leistungsqualität, die wir hier bilden wollen, zu gewährleisten.
Letzter Punkt in diesem Zusammenhang: Die
Gebührenerhöhung ändert nichts daran, und hier unterstreiche ich einmal mehr,
was unser Klubobmann gesagt hat, dass trotz der Gebührenerhöhung das
Preis-Leistungs-Verhältnis von dem, was wir in der Abwasserentsorgung und in
der Müllentsorgung anbieten, zu dem, was abverlangt wird, noch immer um vieles
besser und günstiger als in den meisten Umlandgemeinden sowie Städten im In-
und Ausland ist. Wir könnten das jederzeit statistisch belegen, aber sie
brauchen nur einige Zweitwohnsitzbewohner in Umlandgemeinden zu fragen, die
Ihnen das sicher bestätigen werden.
Letzte Bemerkung: Der Herr Klubobmann der ÖVP hat
hier gemeint, es ist die Handschrift der ÖVP gewesen, dass es in den Jahren der
Koalition zu keiner Gebührenerhöhung gekommen ist. Wenn das so ist, dann ist es
aber offensichtlich auch die Handschrift der ÖVP, dass es zu drastischen
Gebührenerhöhungen auf Bundesebene gekommen ist. Dann muss man das auch auf die
Kappe der ÖVP nehmen. Sie hat dort, wo sie mit Sozialdemokraten in Koalition
gewesen ist, sehr wohl zu Stande gebracht, dass man ohne Gebührenerhöhung
durchgekommen ist. Aber dort, wo sie offensichtlich eine stärkere Position
gehabt hat, nämlich auf der Bundesebene, hat sie in keiner Weise eine Koalition
des Gebührenstopps eingeleitet. Dort, Herr Klubobmann der Wiener ÖVP, schaut Ihre
Handschrift ganz anders aus. Dort schaut die Handschrift der ÖVP so aus, dass
es zu drastischen Belastungen gekommen ist, die mit den Belastungen, die wir
hier auslösen, überhaupt nicht vergleichbar sind. Denn da trennen uns schon
noch Jahre. Das sollte man in dem Zusammenhang auch nicht vergessen, meine sehr
geehrten Damen und Herren! (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Meine
Damen und Herren, im Speziellen Herr StR DDr Schock, ich bitte wirklich um
Mäßigung in der Wortwahl. Sie sind auch Jurist und ich nehme an, Sie wissen,
was das Wort "Betrug" heißt, nämlich das ist das Delikt einer
strafbaren Handlung. (StR DDr Eduard
Schock: Ich habe ja "Wahlbetrug" gesagt!) Ich glaube, es ist in
diesem Hause nicht angebracht. Ich würde wirklich die Würde dieses Hauses
beachten, Herr StR DDr Schock. Das wollte ich zu diesem Thema sagen.
Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Dr
Tschirf gemeldet. - Bitte.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular