Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 82
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Margulies gemeldet. Ich
erteile ihm das Wort.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Als einer der wenigen, die versucht haben, dem
Klubobmann der SPÖ tatsächlich zu folgen, eine kurze tatsächliche Berichtigung,
nicht weil es kleinlich ist, sondern weil es de facto ein Bild auf den Umgang
mit Zahlen wirft. Es geht de facto um 17 Millionen EUR.
Lieber Christian Oxonitsch, du hast gesagt, die
Einnahmen für die Müllgebühren sind 175 Millionen EUR - das stimmt -
und die Ausgaben sind 192,7 Millionen EUR. Das ist im Protokoll
problemlos nachzulesen. Das ist falsch. Die Ausgaben von 192 Millionen EUR
sind für den gesamten Ansatz. Am gesamten Ansatz sind allerdings die Einnahmen
220 Millionen EUR. Die Ausgaben für die Müllgebühren sind ebenfalls
175 Millionen EUR.
Aber wenn man so einfach, wie ihr es anscheinend
macht, 17 Millionen EUR vergisst, dann kommt man möglicherweise
tatsächlich darauf, dass man die Gebühren erhöhen muss. Wenn man sich aber das
Budget so anschaut, wie ihr es real vorgelegt habt, dann sieht man, es gibt
einen hundertprozentigen Deckungsgrad bei den Müllgebühren. - Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr StR DDr Schock hat sich zum Wort gemeldet. Ich
bitte ihn zum Rednerpult. Ab jetzt beträgt die Redezeit 20 Minuten.
StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Herr Kollege Oxonitsch, Herr Klubobmann, Sie haben in
Wahrheit einen gigantischen Wahlbetrug zu verantworten, einen Wahlbetrug, mit
dem Sie die Wiener Bevölkerung hinters Licht geführt haben, und Sie haben
gerade versucht, sich an diesem Betrug vorbeizuschwindeln!
Es ist interessant, der Bürgermeister hat in einem
Interview gemeint, die letzte Gebührenerhöhung ist neun Jahre her. Sie haben
heute gemeint, die letzte Gebührenerhöhung ist elf Jahre her. Der VBgm Rieder
hat im Finanzausschuss von überhaupt nichts gewusst. Sie sind offenbar auch mit
viel Detailmaterial von Ihrer Kollegin Sima verfolgt worden. Aber, Herr Kollege
Oxonitsch, Sie haben uns verschwiegen, dass die Müllgebühr erst vor vier
Jahren, erst im Jahr 2002, erhöht worden ist. Sie haben uns verschwiegen,
dass seit dieser letzten Erhöhung die Inflation nur 7 Prozent ausgemacht
hat, laut Ihrem eigenen Akt, Herr Kollege Oxonitsch, und dass Sie die Gebühr
aber um 20 Prozent gegenüber 7 Prozent Inflation hinaufschnalzen!
Herr Kollege Oxonitsch, ich meine, Sie sollten die Menschen in dieser Stadt
nicht unterschätzen! Sie haben heute auf das kurze Gedächtnis der Menschen
gesetzt. Sie spekulieren mit der Vergesslichkeit der Wähler bis zum Herbst.
Aber, Herr Kollege Oxonitsch, die Menschen in dieser Stadt haben diesen
Wahlbetrug bereits erkannt. Wir werden die Menschen auch informieren, wie Sie
sich im Herbst bei der Wahl wehren können, nämlich durch eine Stimme für die
Freiheitliche Partei, Herr Klubobmann! (Beifall
bei der FPÖ.)
Was hat denn der Bürgermeister nicht alles
versprochen? Was haben Sie nicht alles versprochen? Was ist vor der Wahl nicht
alles versprochen worden? Wie schaut die Realität aus? Wir stehen heute vor
einem riesigen Wahlbetrug, beim Strom plus 5 Prozent, beim Müll ein Plus
von 20 Prozent, Kanal, Abwasser ein Plus von 28 Prozent, beim
Kulturförderungsbeitrag ein Plus von 34 Prozent und beim Gas laut dem
Regulator Bolz in Wien sogar ein Plus von 37 Prozent beim Kubikmeterpreis.
Herr Kollege Oxonitsch, Herr Vizebürgermeister, ich habe vor dem Wahlkampf
genau auf diesen drohenden Wahlbetrug hingewiesen. Was war damals Ihre Antwort?
– „Alles nicht wahr! Alles nur Oppositionsgerede!" Was hat der
Bürgermeister gesagt? – „Alles nur Oppositionsmärchen, wird natürlich nie
eintreten!" Herr Vizebürgermeister, ich habe vor der Wahl vor allem diese
gigantische Gaspreiserhöhung vorausgesagt. Ich habe von diesem Pult aus im Juni
des Vorjahres vorausgesagt, dass der Gaspreis um 30 Prozent steigen wird.
Ich hab mich nur in einem einzigen geirrt, Herr Vizebürgermeister, es waren
nicht 30 Prozent, sondern es sind 37 Prozent beim Kubikmeterpreis
geworden.
Meine Damen und Herren von der SPÖ, Sie haben vier
Monate nach der Wahl all Ihre Wahlkampfversprechen gebrochen! Sie haben einen
gewaltigen Wahlbetrug zu verantworten! Herr Vizebürgermeister, ich fordere Sie
daher auf, nehmen Sie diese Preiserhöhungen zurück! Die freiheitliche Fraktion
fordert Sie auf, kommen Sie heraus zu diesem Pult und nehmen Sie diese
gigantischen Erhöhungen zurück! Stehen Sie auch nach der Wahl zu Ihrem Wort! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, die
Gaspreiserhöhung war ein ganz besonderes Sittenbild der SPÖ, das vor allem in
erschreckender Weise gezeigt hat, wie stark der direkte Durchgriff der SPÖ in
diesem Hause auf die Wiener Stadtwerke ist. Es ist dieser Einfluss der SPÖ ja
bewiesen worden, weil der Geschäftsführer von WIENGAS, Herr Altmann, den Hut
nehmen musste. Was war sein Verbrechen? Sein Verbrechen war, dass er gleich
nach der Wahl, zur Unzeit aus sozialistisch strategischer Sicht, diese
Preiserhöhung zugegeben hat. Da hat der Herr Altmann sofort seinen Hut nehmen
müssen, weil er gegen die sozialistische Strategie verstoßen hat, das alles
erst drei Wochen vor dem Inkrafttreten bekannt zu geben, in den Semesterferien,
so wie Sie es gemacht haben, Herr Bürgermeister. Am Beginn der Semesterferien,
als ganz Wien Schi fahren war, haben Sie geglaubt, Sie kommen damit durch, dass
Sie mit einer Pressekonferenz diesen gigantischen Wahlbetrug am Montag in den
Semesterferien klammheimlich an der Öffentlichkeit vorbeischwindeln können! Sie
sollten die Wähler in Wien nicht unterschätzen! Sie sollten nicht spekulieren,
dass das Gedächtnis der Menschen nicht bis zum Herbst reicht! Wir werden die
Wählerinnen und Wähler in diesem Herbst ganz sicher darauf hinweisen, dass sie
heuer, meine Damen und Herren, einem gigantischen
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