Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 82
entwickeln zu können. Ich brauche in diesem Zusammenhang nur den Aufnahmestopp als Beispiel bringen, der im Übrigen nicht nur von dieser Bundesregierung erfunden worden ist, den gibt es schon seit längerem. Das heißt, hier ist überhaupt eine Diskussion ausgelassen worden, die notwendig gewesen wäre, um zu erörtern, wie überhaupt Exzellenz an den österreichischen Universitäten, an den Wiener Universitäten im System entstehen und gefördert werden kann.
Und dann geht man her und plant abseits, also neben
den Universitäten, eine Exzellenz-Universität, wo man dann plötzlich sozusagen
aus dem Nichts oder auch aus dem Ausland Exzellenzen importiert, man kann
sagen, einführt und am Ende des Tages verwundert es überhaupt nicht, wenn man
sich anschaut, was dabei herauskommt.
Die Seifenblase ist geplatzt. Es gibt keinen Namen,
es gibt keine Wissenschaftler, es gibt nicht einmal im Ministerium einen
führenden Beamten, der dafür zuständig ist, denn spätestens seit dem Absprung
von Anton Zeilinger ist es vollkommen klar, dass dieses Projekt in der Luft
hängt und höchstwahrscheinlich auch überhaupt nie realisiert wird.
Ich verstehe, dass es jetzt für die SPÖ sehr, sehr,
sehr verlockend ist, sich darauf zu stürzen. Das ist natürlich ein gefundenes
Fressen, denn in der Tat, die Abteilung für Peinlichkeiten und für
Vogel-Strauß-Politik verschließt sich der Wirklichkeit und plakatiert jetzt
auch schon so Jubelplakate “Exzellenz-Universität in Klosterneuburg“, weil
“Gugging“ darf man ja nicht sagen. Ja, mehr oder weniger bietet sich da ja
gerade der Sozialdemokratie ein gefundenes Fressen an, auf das man sich stürzen
kann und wo man sagen kann: Schaut her, so sieht die Forschungs- und
Wissenschaftspolitik der ÖVP aus. So sieht es aus, wenn ein schwarzes
Ministerium gemeinsam mit dem Kanzler versucht, eine Exzellenz-Universität aus
dem Nichts entstehen zu lassen. So sieht es aus, wenn eine Seifenblase platzt.
Nun aber, ich denke, dass es fast verlorene und
vertane Zeit ist, von hier aus dieses Thema zu erörtern, denn viel, viel
spannender wäre für uns die Diskussion, was man in Wien tun kann, um in der Tat
den Wissenschafts- und Forschungsstandort Wien zu verstärken. Was kann man tun,
um Exzellenz in den Universitäten und an den Universitäten zu fördern, denn
schlussendlich weist jeder aus dem Wissenschaftsbereich, der ein bisschen etwas
davon versteht, darauf hin und es ist in den Diskussionen der letzten Wochen
auch vielfach darauf hingewiesen worden, dass Exzellenz nur innerhalb des
Systems entstehen kann und dass natürlich diese Exzellenz hinzustellen,
gefördert werden muss.
Wir GRÜNEN haben uns an dieser Debatte mit einem
durchaus konstruktiven Vorschlag beteiligt. Wir haben gesagt, die Stadt sollte
die Finanzen, die sie in die Hand nimmt, auch direkt in den Universitäten
investieren. Wir haben den Vorschlag unterbreitet, hier Graduiertenkollegs
entstehen zu lassen, die mit einer Million Euro pro Jahr und Kolleg
gefördert werden, wo 10 bis 20 Graduierte die Möglichkeit haben, sich
an konkreten Forschungsprojekten zu beteiligen, dafür auch entlohnt werden und
hier auch Exzellenz entwickeln und wo es durchaus möglich gewesen wäre, mit
einer international besetzten Jury den Entscheidungsprozess so zu gestalten,
dass die Politik sich hier nicht einmischt.
Des Weiteren haben wir vorgeschlagen, hier auch
interdisziplinäre Forschung und Entwicklung von Exzellenz zu fördern, indem es
für Exzellenzcluster sechs Millionen Euro Förderung pro Jahr seitens der
Stadt gibt.
Meine Damen und Herren, ich denke, dass es an der
Zeit ist, dass die Stadt nicht nur spricht und feiert, dass es in Wien schon
Universitäten gibt, sondern auch direkt in diesen Universitäten in die
Förderung von Exzellenz investiert. Und ich denke, es ist auch an der Zeit,
dass hier insgesamt eine Forschungsstrategie der Stadt Wien vorgelegt wird und
darüber auch debattiert wird. Einen entsprechenden Antrag werden wir
einbringen. Viel Spaß noch bei der Erörterung der Seifenblase Gugging! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau StRin Mag Cortolezis-Schlager. Bitte!
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich danke dem GR Ludwig für sein Marketing, das er
für die Bundesregierung macht. Ich danke Ihnen, denn so penibel wie Sie heute
aufgelistet haben, was diese Bundesregierung für Forschung und Bildung tut, so
etwas habe ich in diesem Gemeinderat in dieser Qualität noch nicht gehört! (Beifall
bei der ÖVP. – Heiterkeit bei GR Dr Michael LUDWIG.)
Sie haben in Ihrer ganzen Aufzählung nämlich eines
vergessen, was alles in Wien stattfindet und dass das alles, was Sie aufgezählt
haben, die Forschungsquote in Wien... (GR Mag Thomas Reindl: Sie haben
geschlafen!) Herr Gemeinderat, wenn Sie zuhören können, die Forschungsquote
in Wien wird zu 99 Prozent aus Bundesmitteln finanziert! Danke der
Bundesregierung für den Wiener Standort! (Beifall bei der ÖVP.)
Die beeindruckenden Spitzenleistungen (Aufregung
bei GR Mag Thomas Reindl.) unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter
- ich zeige Ihnen gerne die Budgets, ich gebe Ihnen gerne Nachhilfe, ich halte
viel vom lebenslangen Lernen. Auch Sie sollen davon profitieren, damit Sie die
Wissenschaftspolitik dieser Bundesregierung endlich einmal begreifen und
verstehen. (Aufregung bei der SPÖ. - Beifall bei der ÖVP.)
Unsere Wissenschaftsministerin sorgt dafür, dass
dieser Standort jene Spitzenqualität und jenen Spitzenruf bekommt, den Sie
nicht in der Lage sind zu sichern, denn in der Frühförderung… (Weitere
Aufregung bei der SPÖ.) In der Frühförderung, dort wo Begabungsförderung
angesagt wäre, meine Damen und Herren, dort wo Sie Begabungsförderung leisten
könnten in den Pflichtschulen, dort lassen Sie die Decke den Schülern auf den
Kopf fallen! So schaut Ihre Bildungspolitik aus! (Beifall bei der ÖVP. – GR
Franz Ekkamp: Wissen Sie, was Sie reden?)
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