Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 82
beispielsweise gewährleistet worden ist…
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer
(unterbrechend): Herr Gemeinderat, bitte zum Schlusssatz zu kommen.
GR Dr Michael Ludwig (fortsetzend): In der
Tat ist es so, dass es das Angebot der Stadt Wien öffentlich gibt. Von
Niederösterreich haben wir dieses Angebot öffentlich nicht gehört.
Wenn ich einen Schlusssatz
noch machen darf. Man kann der Bundesregierung nur raten, den Diskurs mit den
Wissenschaftlerinnen und den Wissenschaftlern zu suchen, so wie wir das in der
Stadt Wien machen. Wir führen Diskussionen und Gespräche mit jenen Menschen,
die in der Wissenschaft tätig sind. Das kann ich der Bundesregierung nur
empfehlen! Auch hier ist Wien anders. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Ich darf in Erinnerung bringen, dass bei den nächsten Wortmeldungen die
Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist.
Herr StR DDr Schock!
StR DDr Eduard Schock:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Es ist natürlich das Recht
einer Regierungspartei, Herr Kollege Ludwig, in einer Situation, wo Wien
wirtschaftlich immer mehr zum Schlusslicht wird, in einer Situation, wo Wien in
der Technologiepolitik zurückfällt (GR Dr
Michael LUDWIG: Stimmt nicht!), hier
zur Verteidigung anzusetzen und den Schwarzen Peter jemand anderem in die
Schuhe zu schieben. Es wird jede Regierungspartei auf der ganzen Welt natürlich
abstreiten, dass sie selbst durch hausgemachte Fehler auch schuld an diesem
Zurückfallen ist. (GR Dr
Michael LUDWIG: Das stimmt ja nicht!)
Aber, Herr Kollege Ludwig,
ich gebe schon zu, es bietet sich der Schwarze Peter hier geradezu an, weil in
einem Zusammenspiel eines schwarzen Bundeskanzlers, einer schwarzen Ministerin
und eines schwarzen Landeshauptmanns der Versuch gemacht worden ist, an der
Sache vorbei zu entscheiden und einen schwarzen Landeshauptmann im
parteipolitischen Interesse zu begünstigen. Es ist diese Elite-Universität, so
meine ich, durch diese Vorgehensweise wahrscheinlich von Anfang an bereits
gescheitert, denn - und in Wien ist das ja ein geflügeltes Wort - kein Wiener
will in Wirklichkeit nach Gugging. Und man kann es daher den Wissenschaftlern
nicht verdenken, wenn sie mit einer Stimme nicht nach Gugging wollen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Ich meine aber trotzdem,
es ist zu leicht, den wirklich sehr Schwarzen Peter in diesem Fall nur in eine
Richtung zu schieben. Sie sollten lieber auch ein bisschen vor Ihrer eigenen
Türe kehren, denn es sind ja hier in diesem Haus gerade die Versäumnisse in der
Technologiepolitik, in der Forschungspolitik, die dazu geführt haben. Sie haben
hier alle unsere Warnungen ignoriert! Wir haben uns hier jahrelang mit
Vorschlägen in der Technologiepolitik den Mund fusselig geredet. Sie haben alle
unsere Vorschläge, Technologiezentren im großen Maßstab rechtzeitig in Angriff
zu nehmen und für Projektentwicklung von Technologieparks und Forschungsparks
zu sorgen, ignoriert. Und, Herr Kollege Ludwig, hätten Sie unsere Vorschläge
hier couragiert umgesetzt, dann hätten wir jetzt fertige Objekte zur Verfügung
und nicht Aspern in zehn Jahren, sondern jetzt fertige Objekte!
Wir haben den Bahnhof
Wien, den überbauten Westbahnhof, den Nordbahnhof und eben auch Aspern vor
vielen Jahren vorgeschlagen. Und hätten Sie hier zugegriffen, dann hätten wir
hier die Objekte, in denen sich Technologieparks und ein Forschungscampus
großzügig entwickeln könnten.
Meine Damen und Herren von
der SPÖ, aber auch Herr Kollege Ludwig, wir haben hier in Wien gerade in der
Technologiepolitik wirklich Feuer am Dach. (Aufregung bei der SPÖ.) Was
waren denn die letzten warnenden Sachverhalte? Wir haben in der Biotechnologie
etwa die Firma Baxter verloren. Wir haben Sandoz nach München verloren, wo ein
riesiges Biotechnologiezentrum ist. (GR Mag
Thomas Reindl: Das stimmt ja gar nicht!) Baxter
hat sich gegen den Standort Muthgasse entschieden, Herr Kollege! Sandoz hat
sich für München entschieden! Sie haben jetzt die neue Elite-Universität
verloren! Sie verlieren laufend Arbeitsplätze, weil Niederösterreich rund um
Wien Gewerbeparks plant, Technologiezentren plant, und damit die Arbeitsplätze
von uns aus Wien weg eben nach Niederösterreich absaugt!
Und, meine Damen und Herren,
Herr Kollege Ludwig, es droht bereits der nächste Rückschlag: Die Universität
für Bodenkultur will ebenfalls mit einem ganz wesentlichen Bereich absiedeln
und zwar nach Tulln.
Ich meine daher, durch
Ihre Versäumnisse ist Wien hier auf die Kriechspur gelangt! Während Ihrer
Regierungsmehrheit ist Wien in der Technologiepolitik immer mehr von
Niederösterreich überholt worden. Sie haben es zu verantworten, dass Wien hier
immer mehr Schritt für Schritt zurückgefallen ist.
Die Freiheitliche Fraktion
fordert Sie daher auf: Handeln Sie jetzt in der Technologiepolitik, bevor es zu
spät ist! Und wenn Sie selbst nicht mehr weiter wissen, wenn Sie selbst mit
Ihrem Latein am Ende sind, dann nehmen Sie doch einmal auch andere Vorschläge
von anderen Parteien an, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Danke.
Als nächste Rednerin ist
Frau GRin Mag Vassilakou am Wort, bitte.
GRin Mag Maria Vassilakou
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Verehrte Damen und
Herren!
Die Pleite rund um Gugging ist
symptomatisch für die bildungs-, die wissenschafts- und die
forschungspolitische Pleite im Österreich der letzten Jahre und ganz besonders
für die wissenschafts- und forschungspolitische Pleite dieser Bundesregierung.
Denn es kommt nicht von ungefähr, dass man an den Universitäten spart, dass man
sie finanziell jahrelang aushungert, dass man für junge WissenschaftlerInnen
und junge ForscherInnen kaum die Bedingungen zur Verfügung stellt, die sie
brauchen, um hier tatsächlich exzellente Leistungen
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