Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 82
Finanzausschusssitzung war es nicht möglich herauszubekommen, wie eine solche Gebühr eigentlich berechnet wird. Liegt Ihnen eigentlich eine Berechnung vor, welche Mehrkosten bestehen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Ich denke, dass
es eine klassische Aufgabe des Ausschusses ist, diese Dinge zu klären. Ich bin
zutiefst davon überzeugt, nicht zuletzt auf Grund meiner eigenen siebenjährigen
Erfahrungen als Umweltstadtrat, als ich genau für diese Gebühren verantwortlich
gewesen bin. Ich weiß genau, dass sich all das sehr gut begründen und auch
herausrechnen lässt. Daher würde ich bitten, dass man die Arbeit dort erledigt,
wo sie hingehört, nämlich im Ausschuss.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. - Frau GRin Matiasek.
GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Die Versorgung jedes Bürgers dieser Stadt mit
Wasser und Energie, aber auch die Entsorgung von Abwasser und Müll ist ein
Muss. Jetzt trifft diese wirklich saftige Gebührenerhöhung, die Sie selbst noch
gegen Ende 2005 in Abrede gestellt haben, die aber auch Frau StRin Sima am
3. Jänner noch strikt in Abrede gestellt hat, vor allem viele sozial
schwächere Familien und auch viele ältere Menschen in dieser Stadt, und zwar
nicht nur als Gebührenzahler, sondern letztlich auch wieder als Konsumenten.
Gerade diese Menschen haben keine Möglichkeit, diese Belastung – salopp
gesagt – irgendwo draufzuschlagen.
In Anbetracht dessen, sehr geehrter Herr
Bürgermeister, frage ich Sie: Mit welchen konkreten und spürbaren Entlastungen
können denn die Wienerinnen und Wiener in nächster Zeit rechnen, nachdem diese
Belastungen auch das soziale Gleichgewicht wieder in ein Ungleichgewicht
bewegen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin! Ich habe großes Verständnis für Ihre Art und Weise der
Argumentation, vorausgesetzt, dass Sie mit einiger Sorgfalt angewendet wird.
Ich habe vor allem deshalb Verständnis dafür, weil Sie genauso argumentieren,
wie ein sozialdemokratischer Nationalratsabgeordneter im Parlament gegen die
unsozialen Gebührenerhöhungen der Bundesregierung argumentiert hat, der Ihre Partei –
ich will es freundlich formulieren – bis vor kurzem auch angehört hat und
die das folgerichtig auch mitzutragen hat.
In dem Antrag, den Sie hier eingebracht haben,
befindet sich gleich die nächste Skurrilität, denn Sie argumentieren, dass es
mehr als 50 Erhöhungen in Wien gegeben hätte. Wenn man das zusammenzählt,
was Sie taxativ aufzählen, sind es jedoch lediglich 34, von denen sechs
Erhöhungen wohlgemerkt auf Grund der Beschlüsse des österreichischen
Nationalrates erfolgen, wie zum Beispiel die Erhöhung des
Spitalskostenbeitrags. Also nicht einmal Sie bekommen in Ihrer eigenen
Aufstellung die 50 zusammen! Es ist aber sehr leicht nachzuvollziehen, dass es
weit über 50 Erhöhungen waren – und da sind die Einsparungen noch gar
nicht mitgerechnet! –, die die österreichische Bundesregierung dem
österreichischen Volk angetan hat. Und daran tragen Sie erheblich mit Schuld,
wenn ich mich daran erinnere, was die Freiheitliche Partei letztendlich alles
versprochen hat.
Im Gegensatz zu mir; jetzt lässt sich nämlich gleich
die nächste Unwahrheit ausräumen: Ich erinnere noch einmal an meine
Anfragebeantwortung vom 3. Oktober. Ich habe dort dezidiert eine Garantie
ausgeschlossen. Ich habe gesagt, dass im Bereich der Wiener Linien keine
Tariferhöhung geplant ist, was in der Tat damals am 3. Oktober richtig war
und auch heute richtig ist. Aber ich habe selbstverständlich dasselbe wie auch
heute gesagt – und das vor den Wahlen! –, dass ich selbstverständlich
keine Garantie über die Nichterhöhung von Gebühren abgeben kann. Und ich habe
das genauso begründet, wie ich es heute getan habe, weil ich es für unseriös
halte, hoch qualitative Dienstleistungen zu erbringen, höchste Zufriedenheit
bei der Bevölkerung zu erreichen und dies nicht mit der nötigen finanziellen
Ausstattung zu versehen.
Ich kann Sie also vorläufig nur bitten, dass Sie mit
diesen Ihren Unwahrheiten aufhören! Ich habe vor der Wahl keinen Tarifstopp
versprochen, und ich bitte Sie, das jetzt ein für alle Mal zur Kenntnis zu
nehmen! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr DI Margulies
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter
Herr Bürgermeister! Sie haben vorhin davon gesprochen, dass der Ausschuss der
richtige Ort für die Diskussion ist. Insofern würde ich Sie ersuchen, das auch
Ihren zuständigen StadträtInnen noch einmal mit auf den Weg zu geben, damit
nicht genau dann bei spezifischen Fragen im Ausschuss keine Antwort gegeben
wird, wenn es unangenehm wird, wie es im Zusammenhang mit ganz konkreten Fragen
zur Gebührenerhöhung im Ausschuss leider vorgekommen ist.
Aber ich werde Ihnen diesbezüglich auch eine ganz
konkrete Frage stellen: Nachdem sowohl die Erhöhung der Müllgebühren als auch
die Erhöhung der Abwassergebühren mit den steigenden Kosten in den jeweiligen
Bereichen und nicht mit allgemein notwendigen Finanzmitteln argumentiert
wurden, stellt sich für mich die Frage, wie es passieren kann, dass eine zwar
für Ihre kreativen Budgets bekannte, aber sorgfältig budgetierende Stadt wie
die Stadt Wien sich bei Punkten wie etwa der Änderung von Deponieverordnungen
und allen möglichen ähnlichen Punkten, die lang vorhersehbar sind, um 65
Millionen EUR irren kann.
Sie haben das Budget vor drei Monaten beschlossen,
und jetzt stellt sich heraus, dass Sie sich in diesen Bereichen bei Punkten,
die schon lange vorher bekannt waren, um 65 Millionen EUR geirrt haben. Wie
kann so etwas in einer ordnungsgemäß verwalteten Stadt passieren?
Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal bin
ich
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