Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 98
Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Noch ist es nicht selbstverständlich für die, die
länger hier in diesem Haus sind, dass der Präsident des Rechnungshofs uns hier
Rede und Antwort steht - es ist das zweite Mal erst -, und das ist gut so. Das
ist der Abschluss einer Entwicklung, die seit der Veränderung der
Bundesverfassung im Jahr 1929 nur zizerlweise vor sich gegangen ist. Erst
damals ist der Rechnungshof Organ des Wiener Gemeinderates geworden und wir
haben uns viele, viele Jahre als Oppositionspartei, als Volkspartei, bemüht,
dass vom Rechnungshof auch durch ein Minderheitsvotum geprüft werden kann und
dass uns der Präsident des Rechnungshof hier Rede und Antwort stehen kann. Das
war ein Ergebnis der Verhandlungen, die wir dann in der Koalitionsregierung
geführt haben, und ist ein Ergebnis unserer Kontrolltätigkeit während unserer
Regierungstätigkeit, auf das wir sehr stolz zurückblicken. (Beifall bei der ÖVP)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch dieser
Tätigkeitsbericht des Rechnungshofs - und wir haben in der Präsidiale ja
vereinbart, dass all das, nicht nur das vorliegende Geschäftsstück, Gegenstand
dieser Diskussion ist – zeigt, mit welcher Konsequenz der Rechnungshof nicht
nur einzelne Fehlverhalten aufzeigt, sondern bewusst auch auf die
Strukturmängel hinweist und zeigt, wie sich die Strukturen kostengünstiger -
vor allem für den Steuerzahler - entwickeln sollten. Daher ist jeder
Rechnungshofbericht immer eine Fundgrube, eine Fundgrube für Verbesserungen in
der Verwaltung, gerade bei der Stadt Wien.
Und ich möchte auf einige Punkte eingehen, die in
diesen Rechnungshofberichten festzustellen sind. Etwa, was die
Sicherheitsanlagen der U1 betrifft. Hier weist der Rechnungshof darauf hin,
dass eben die U1 nicht den Standard der U3, was die Sicherheit betrifft,
aufweist. Hier gibt es auch eine entsprechende Anmerkung des Kontrollamtes,
aber gerade das was der Rechnungshof hier hinsichtlich Brandschutztüren und
Ähnlichem sagt, sollte dringend übernommen werden.
Ein zweiter Punkt, die Baupolizei. In diesem
Rechnungshofbericht ist die Rede von zwölfjährigen Aktenrückständen, es ist
davon die Rede, dass hier einiges in den Strukturen zu ändern ist. Und das, was
bei der Reform der Baupolizei hier aufgezeigt wird, ist ein gut gemeinter – und
wir können bei Alfred Polgar nachlesen, dass gut gemeint oft das Gegenteil von
gut ist -, aber schlecht durchgeführter Akt von Verwaltungsreform.
Ein weiterer Punkt, den der Rechnungshof hier
aufzeigt, sind die Medizinisch-technischen Akademien der Stadt Wien und die
Gesundheitsschulen. Auch hier wird darauf hingewiesen, dass Vieles effizienter
erfolgen sollte, gerade im Bereich des Krankenanstaltenverbundes. Ein Thema,
mit dem wir uns in diesem Haus in den letzten Wochen und Monaten intensiv
auseinandergesetzt haben.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, der
Rechnungshof weist überhaupt in diesem Bericht sehr stark auf Mängel im
Gesundheitswesen hin, beispielsweise auf das viel zu teure Hanusch-Spital.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, er weist aber
auch darauf hin, was grundsätzlich in der Ausbildung, etwa der Amtsärzte,
österreichweit zu verbessern wäre und dass hier eine Vereinheitlichung
notwendig wäre.
Er weist darauf hin, dass eine Forcierung von
Qualitätssicherungsmaßnahmen in den Krankenanstalten notwendig ist.
Und er weist darauf hin, dass eine Berücksichtigung
der Gesundheits- und Krankenpflegedienste im Rahmen von Vorschriften der
öffentlichen Gesundheitsdienste zu erfolgen hätte.
Hier gibt es wesentliche Anregungen dafür, wie das
Gesundheitswesen in Österreich und in Wien effizienter werden kann: Durch eine
Reform der Krankenanstaltenfinanzierung, durch Lösung der Frage, wie eine
langfristige Eindämmung der überproportionalen Kostensteigerungen erfolgen
kann, und durch kürzere Verweildauer der Patienten. Das ist ein Hinweis, wie
lange Patienten bei uns verweilen, wie das in anderen Ländern geregelt ist, und
wie hier, unter dem Gesichtspunkt der Kosten, entsprechend effizient
vorgegangen werden müsste, etwa bei der Bettendichte, die in Österreich 6,2
beträgt, im europäischen Schnitt aber 4,6.
Und die Hinweise, die der Rechnungshof hier liefert,
beziehen sich auch auf ein Kapitel, das zu Recht gestern hier sehr intensiv
diskutiert wurde, nämlich das Problem der Landeslehrer, das Problem der
Besoldung, und wir sind gerade in den letzten Wochen damit konfrontiert
gewesen, dass es offensichtlich nicht auffällt, dass 700 Lehrer zu viel in
Wien angestellt gewesen sind.
Wenn alle Regeln, die hier der Rechnungshof aufstellt
und die Hinweise entsprechend wahrgenommen worden wären, beispielsweise dass
eine Übersicht über die tatsächliche Verwendung aller Lehrer lediglich am
Anfang des Schuljahres im Wiener Stadtschulrat bestanden hat in diesem
Prüfungszeitraum, dann wäre es sicherlich nicht möglich gewesen, dass einfach
700 Lehrer über den Stand angestellt gewesen sind.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben hier
sehr Vieles an Anregungen, was für unsere tägliche Arbeit, vor allem aber für
die Regierung dieser Stadt eine entsprechende Handlungsanleitung bietet. Ich
möchte daher an dieser Stelle dem Präsidenten des Rechnungshofs persönlich, ihm
aber auch für den Rechnungshof recht herzlich danken, für das was er uns hier
geliefert hat, was er an Anregungen geliefert hat. Das ist ein Beitrag, damit
diese Stadt effizienter verwaltet werden kann. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Barnet gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Günther Barnet (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Herr Rechnungshofpräsident! Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Bei aller gebotenen Kürze, auf Grund der vorweihnachtlichen
Stimmung und der schon etwas innigeren Debatte am Vormittag und zu Mittag werde
ich mich
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