Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 98
eine Finanzierungshilfe von 6 000 EUR, um das Büro
auszustatten, abgelehnt worden. Das kann doch nicht wirklich sein, meine Damen
und Herren! Wie gesagt, auch die Unterstützung dieser Arbeit ist eine Form von
Restitution, und zwar an uns alle, und eine Schuld, die wir zu begleichen
haben, aber auch ein Geschenk für Wien und für Österreich, für das kulturelle
Leben hier, und nicht nur ein gezwungenermaßen lustloses Hervorholen von
verfolgter Kunst aus Schuldigkeit. Bitte bedenken Sie das und handeln Sie
danach. - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr
Salcher. Ich erteile es ihm.
GR Dr Andreas Salcher
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Nachdem meine Vorrednerin, Frau GRin Cordon, ohnehin
sehr eloquent und ausführlich die Bedeutung der Exilkultur dargestellt hat,
kann ich nur sagen, dass der Verein Orpheus Trust wirklich eine sehr wichtige
Aufgabe erfüllt. Ich glaube, dass es ein ganz entscheidendes Signal wäre,
diesem Verein zumindest jenes Geld seitens der Stadt Wien zur Verfügung zu
stellen, das der Verein fordert, nämlich 144 000 EUR, und ihm nicht
nur die Hälfte zu geben, vor allem weil das ein Betrag ist, der schon seit
vielen Jahren nicht mehr valorisiert worden ist.
Ich stelle daher gemeinsam mit meinem Kollegen Mag
Alexander Neuhuber und mit Cecile Cordon von den GRÜNEN folgenden
Abänderungsantrag:
"Die Subvention an den Verein Orpheus Trust für
die Aktivitäten 2004 wird in der Höhe von 144 000 EUR genehmigt. Die
Bedeckung ist auf der Haushaltstelle 3813/757, Kulturförderungsbeitrag,
laufende Transferzahlungen an private Organisationen ohne Erwerbszweck, zu
Lasten des Voranschlages 2004 sicherzustellen."
Ich ersuche Sie um Ihre Unterstützung. (Beifall bei der ÖVP und den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Mag
STEFAN. Ich erteile es ihm.
GR Mag Harald STEFAN
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ein Teil des jetzt zu behandelnden Stückes betrifft
das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, eine Organisation,
die "ein Klima des Gesinnungs- und Meinungsterrors" schürt (GR Dr
Kurt Stürzenbecher: Na geh!), die "im Wege gewaltiger
Geschichtsfälschungen und -verdrehungen" operiert (GRin Inge Zankl: Das
ist ungeheuerlich!), die "gesinnungsterroristische Kampagnen gegen das
angebliche Umfeld des Rechtsextremismus" durchführt (GRin Mag
Heidemarie Unterreiner: Ein Zitat!), eine "kommunistische
Tarnorganisation" (GR Mag Rüdiger Maresch: Oh!), eine Art
"Privat-Stasi". (Zwischenruf
des GR Mag Rüdiger Maresch.)
Ja, es ist gerichtlich festgestellt, dass das
zulässigerweise über das Dokumentationsarchiv gesagt werden darf. Ich zitiere
es ganz bewusst genüsslich und werde Ihnen gleich sagen, warum. (GR Dipl Ing
Martin Margulies: Und ihr habt ja den "Ziehvater des
Rechtsextremismus" in euren Reihen! Das darf man auch sagen!)
Ein Beispiel für die Verwendung von
"Geschichtsfälschungen und -verdrehungen" durch das
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes sind zum Beispiel
vollkommen falsch zugeordnete Bilder. Sie erinnern sich an die erste
Wehrmachtsausstellung, die ja wegen dieser Fälschungen und falsch verwendeten
Bilder zu Fall gebracht wurde und aufgehoben werden musste. Ein gut Teil dieser
Bilder kam vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, vom
Leiter Neugebauer höchstpersönlich überreicht - er musste es später
peinlicherweise eingestehen! Daher ist die Bezeichnung, dass hier mit
"Geschichtsfälschungen" operiert wird, offensichtlich klar belegt.
Jährlich Hunderte, oft absurde Anzeigen, die Ausfluss
einer gewissen Paranoia über eine rechtsextreme Gefahr sind, sind auch belegt.
Zur Erinnerung: Es ist dieser Tage zehn Jahre her,
genauer gesagt, es war am 3. Dezember 1993, als die ersten Briefbomben in
Österreich explodierten. Schlagartig heizte die heraufkommende Terror-Hysterie
das politische Klima an. Rot und Grün beschuldigten damals die FPÖ, den
Nährboden für den Bombenterror aufbereitet zu haben und daher mit verantwortlich
dafür zu sein. (Zwischenruf des GR Dipl Ing Martin Margulies.)
Das Dokumentationsarchiv trat sofort auf den Plan, eben nicht umsonst als
"Privat-Stasi" bezeichnet, ein Lehrstück der Meinungs- und
Gesinnungsschnüffelei von Amts wegen fand statt. Staatspolizei und vor allem
Innenminister Caspar Einem benützten ein Täterprofil des Dokumentationsarchivs
des österreichischen Widerstandes für ihre Tätigkeiten.
Dieses Täterprofil, das wirklich haarsträubend war
und sich letztlich auch als vollkommener Unsinn herausgestellt hat, stellte
fest, dass die Bezieher der "Aula" - das ist die Zeitschrift des
freiheitlichen Akademikerverbandes - offenbar die Täter sein müssten. Es wurde
ein Antrag auf Hausdurchsuchung und Beschlagnahmung gestellt, daraufhin wurde die
Bezieherkartei beschlagnahmt, und es wurden tatsächlich alle Bezieher der
"Aula" in Kärnten und der Steiermark verhört und wie Schwerkriminelle
behandelt. Es waren durchwegs unbescholtene Bürger, Rechtsanwälte, Manager,
Professoren. Leute, die sich nie etwas haben zuschulden kommen lassen und einen
Beitrag zu dieser Gesellschaft leisten, wurden allesamt verhört, in
peinlichster Weise. Ein 93-jähriger Universitätsprofessor wurde um fünf in der
Früh aus dem Bett geholt, um ihn zu verhören - weil er ja offenbar eine
"Gefahr" für den Staat darstellte!
Das alles geschah auf der Grundlage des Täterprofils
des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Ja, es war
natürlich verständlich! Die rote Reichshälfte wollte auf diesem Weg mit Einschüchterung
und Kriminalisierung das national-freiheitliche Lager erreichen. Die links
orientierte Jagdgesellschaft arbeitete mit Gesinnungs- und Meinungsterror, wie
immer. (Zwischenrufe bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
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