Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 98
Charme und diesen Bereich vor allen Dingen betrifft, ein
bisschen kälter werden wird. (GR Godwin
Schuster: Mit Charme hat man noch nie etwas bewältigt!) Wie? Mit Charme hat man was? (GR Godwin Schuster: Mit Charme hat man noch
nie etwas bewältigt, nur mit konkreten Maßnahmen!) So oder so nicht. Mit
Charme nicht, sondern nur mit konkreten Maßnahmen, aber da befürchte ich leider
Gottes, dass auch die ausbleiben werden.
Was die Vereine betrifft, so möchte ich auch die ganz
kurz ansprechen. Es ist natürlich schon eine Situation, wo ich heute ein
bisschen den Eindruck gehabt habe – auch die ÖVP, auch die Grünen bewegt das zu Recht –, in
Zukunft werden SPÖ-nahe Trägervereine bevorzugt behandelt werden. Die werden
halt dann die Förderung genießen, die werden die Subventionierung genießen. Die
Vereine, die nicht SPÖ-nahe sind, die kleineren Vereine, die lässt man quasi
links liegen, die werden ausgehungert. Da treten dann natürlich schon auch die
ÖVP und die Grünen auf den Plan,
denn da wird es dann wichtig, dass natürlich die eigenen Vereine hoffentlich
schon auch irgendwie bedacht werden, auch im Pot dabei sind, auch eine
Finanzierung finden. Klar, da versucht man dann, sich das eine oder andere noch
rechtzeitig auszuschnapsen mit der absoluten Mehrheit in diesem Haus. Aber ich
befürchte, dass am Ende, nach dem Aushungern nicht-SPÖ-naher Vereine, eventuell
dann Verteuerungen in den Strukturen auf der Tagesordnung stehen könnten. Das
befürchte ich.
Und ich befürchte noch ganz etwas anderes. Kollege
Margulies hat das angesprochen, dass da die EU-weite Ausschreibung umgangen
wird. Also das ist für mich schon ein kritikwürdiger Punkt. Denn eigentlich ist
das ja schön, und wenn wir innerhalb der Europäischen Union schon gewisse
Richtlinien haben, dann sollte man doch die Ausschreibung befürworten, positiv
sehen, dann sollte man die Möglichkeiten sehen, dass es in anderen europäischen
Ländern teilweise wesentlich bessere Qualitätsmodelle gibt als bei uns, dass es
die Möglichkeit gibt, wesentlich effizienter in gewissen Bereichen tätig zu
werden. (GR Dipl Ing Martin Margulies:
Das ist genau dieser Bereich!) Mit dem Fonds Soziales Wien wird man
sozusagen von der Subventionierung mehr in die Förderpolitik wechseln als
Zieldefinition, wie uns erklärt wurde. Man wird das umschiffen, und das halte
ich auch nicht für den richtigen Weg.
Zum Abschluss: Ich habe schon den Eindruck, dass man
sich hier in Wirklichkeit Zeit geschaffen hat, Zeit geschaffen hat für zwei
Ressorts, die in den letzten Monaten nicht besonders erfolgreich gearbeitet
haben, Zeit geschaffen hat, sich wieder mehr und noch verstärkter den Events zu
widmen, weil ja die Verantwortung in Zukunft schön abgeschoben ist und man sich
in Zukunft so wie Pontius Pilatus die Hände weißwaschen kann oder glaubt, sie
weißwaschen und reinwaschen zu können nach dem Motto: Wir sind nicht die
Sozialabbaupartei, das ist, wenn, der Fonds Soziales Wien.
Aber ich kann Sie nicht aus dem Vorwurf entlassen,
dass Sie in Wirklichkeit mit der Maßnahme, die Sie in diesem Bereich setzen,
die Sozialabbaupartei in dieser Stadt sind, weil Sie gerade in diesem Bereich
die soziale Verantwortung und Verpflichtung gegenüber den Schwächsten in der
Gesellschaft wegschieben und damit auch die Einsparungen, die in diesem Bereich
auf uns zukommen werden, zu verantworten haben. Das wird Ihnen niemand abnehmen
können, und das werden wir den Menschen auch sagen.
Wir als Opposition sind dazu degradiert, den Menschen
gar nicht mehr helfen zu können, wenn sie in Zukunft zu uns kommen. Wir können
ja gar nicht mehr helfen, weil wir ausgeschaltet wurden durch Sie. Wir können
nur mehr darauf verweisen, dass der Fonds Soziales Wien jetzt dafür
verantwortlich ist und dass sie dort als Bittsteller auftreten können, dass wir
als Gemeinderäte und als Landtagsabgeordnete aber gar nicht mehr die
Möglichkeit haben, für sie tätig zu werden. Das ist ein sehr, sehr trauriger
Umstand, wie man letztlich mit den Bedürfnissen der sozial Schwachen in der
Gesellschaft umgeht, wie man mit Rechtsansprüchen umgeht und wie man versucht,
die Menschen zu Bittstellern zu degradieren.
Das ist ein sehr, sehr trauriger Umstand, der uns
schon ernst werden lassen sollte, auch wenn Sie vielleicht lachen, Frau
Kollegin Wehsely. Das zeigt halt, dass Sie immer abzulenken versuchen. Bei
allem, was es an Themen gibt, wird von Ihnen immer abgelenkt in Richtung
Bundesregierung. Doch hier haben Sie einen Verantwortlichkeitsbereich, da sind
Sie verantwortlich und niemand anderer, und da haben Sie gelebt, wie man es
nicht tun sollte, wie man demokratisch nicht umgehen sollte mit
Oppositionsrechten, da haben Sie gelebt, wie man in diesem Bereich der
Kontrollrechte beraubt wird, das haben Sie ganz extrem gelebt. Sie haben
gelebt, Information nicht weiterzugeben, indem Sie uns zehn Monate lang dumm
sterben haben lassen, uns für dumm und blöd verkauft haben. Dann haben Sie noch
dazu Sitzungen so angelegt, dass sie sich überschneiden, sodass man, da man
sich nicht zweiteilen kann, nicht bei beiden Sitzungen anwesend sein konnte.
Zudem wurde über Tagesordnungspunkte abgestimmt, obwohl Sie uns noch nicht
einmal erklärt haben, wie die Organisationsstrukturen aussehen.
Das alles zusammen ist ja eigentlich wirklich nicht
nur ein schlechter Witz, sondern das ist eigentlich wirklich ein Affront dieses
Hauses, und dieser Affront dieses Hauses, den Sie gelebt haben, der ist
eigentlich in keine Worte zu kleiden. Sie demütigen wirklich die Menschen in
diesem Haus, nämlich abseits ihrer Regierungsmannschaft, Sie demütigen die
Menschen in dieser Stadt, und das sollten Sie wirklich schleunigst beenden. Das
sollten Sie wirklich schleunigst beenden, denn wer auf dem hohen Ross sitzt,
wird irgendwann einmal herunterfallen.
Momentan sitzen Sie noch auf dem hohen Ross, aber die
Menschen spüren, dass es kälter wird in dieser Stadt, und wir werden Sorge
dafür tragen, dass es in Zukunft wieder eine herzliche Wärme in dieser Stadt
gibt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau Mag Wehsely gemeldet. Ich
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