Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 98
Andersen zitiert wurde und diese auch die Grundlage war,
worauf man, von Rust ausgehend, diese Auslagerung als sinnvoll erachtet hat. Da
hat die eigene Magistratsabteilung 47 die Schlussfolgerungen, die in der
Studie dargelegt worden sind, teilweise als unmotiviert angesehen, Kernaussagen
nicht als schlüssig betrachtet, hat das kritisiert. Faktum ist, dass SR Dr
Friedrich Leitner schon im November in Pension geschickt worden ist, obwohl wir
erst heute die Ausgliederung beschließen. Das ist auch wieder so ein Vorgriff,
wo man von Seiten der Stadtregierungspartei weiß: Wir haben die absolute
Mehrheit, das beschließen wir. Keine Frage. Das sei noch außer Streit zu
stellen.
Was aber dann zum Streit führen muss, ist etwas
anderes: Es geht nicht darum – das wurde auch von Frau Dr Neck-Schaukowitsch
erwähnt –, dass Sie nicht entscheiden sollen. Natürlich müssen Sie als
Stadtregierung entscheiden, und wenn es in gewissen Bereichen keine Einigung
mit den Oppositionsparteien gibt, dann werden Sie das alleine entscheiden, denn
Sie haben ja auch die absolute Mehrheit. Das ist nicht die Frage. Wir wollen
nur diskutieren, wir wollen nur rechtzeitig informiert werden und wollen die
Möglichkeit haben, rechtzeitig zu wissen, was Sie vorhaben. Das ist das
Entscheidende, und das haben Sie der Opposition auch in diesem Bereich
verwehrt; einfach mit der Kaltschnäuzigkeit, wie Sie vorgegangen sind.
Das muss
man einfach aufgreifen, denn es hat am 5. Dezember den
Integrationsausschuss gegeben, und alleine die Situation damals zeigt, dass Sie
nach dem Motto, "Mir san mir, und alles andere ist uns eigentlich wurscht",
vorgegangen sind. Da wurde im Ausschuss gleich im ersten Tagesordnungspunkt
diese Ausgliederung behandelt. Eine Viertelstunde nach Beginn des
Integrationsausschusses war erst jene Sitzung des Sozial- und
Gesundheitsausschusses, in der wir erst die Prozesse und die
Organisationsstrukturen hätten vorgestellt bekommen sollen. Das hat allerdings
nicht geklappt, und auch diese Sitzung ist dann auf Grund der inhaltlichen
Unergiebigkeit abgebrochen worden. Es hat dann eine Vertagung stattgefunden.
Aber dass man einen Ausschuss macht, in dem man die Ausgliederung beschließt,
ohne uns vorher inhaltlich wirklich zu informieren, das entbehrt eigentlich
jeder Grundlage. Das ist nicht die Art und Weise, wie man regieren sollte.
Natürlich
war es so, dass wir dort Fragen stellen mussten, und es war auch so, dass
Kollege Godwin Schuster angerufen hat, damit die andere Sitzung nicht pünktlich
beginnt, sondern etwas verlegt wird. Keine Frage. Aber Faktum ist: Wir mussten
den Ausschuss verlassen, um bei der anderen Sitzung überhaupt dabei sein zu
können, um dort zu erfahren, wie die Organisationsstruktur aussehen wird. Das
ist Faktum. Und wir konnten nicht mehr beim Ausschuss dabei bleiben, obwohl es
unsere Verantwortung und Aufgabe gewesen wäre, als Gemeinderäte im Ausschuss zu
sitzen und die nächsten Tagesordnungspunkte mitzubeschließen. (GR Christian Oxonitsch: Aber ihr seid nicht
unter Protest ausgezogen!) Natürlich, wir haben ja unter Protest ausziehen
müssen (GR Godwin Schuster: Nein, nein,
ein Protest war es nicht!), weil die Sauerei der Zeitplanung von Seiten der
Stadtregierung, was den Ausschuss mit dieser Überschneidung der Vorstellung der
Organisationsstrukturen betrifft, uns letztlich nichts anders übriggelassen
hat.
Wenn dann
der Kollege Schuster einen Pressedienst macht, wo er sagt, er zeigt sich
verwundert (GR Godwin Schuster: Ja, weil
kein Protest stattgefunden hat! Sie haben nur gesagt, Sie gehen zur nächsten
Sitzung!), dann haben Sie wahrscheinlich höchstens Verwunderung über Ihre
eigene Vorgangsweise zum Ausdruck gebracht, denn etwas anderes ist nicht
verständlich. Das ist wirklich präpotent, Herr Kollege, es ist wirklich
präpotent, eine Sitzung so anzusetzen, obwohl man weiß (GR Godwin Schuster: Nein, nein!), dass Ausschussmitglieder nicht
der gesamten Sitzung beiwohnen können, weil sie einfach zu einer anderen
Sitzung müssen, die wichtig ist, denn sonst hätte man keine weiteren und
näheren Informationen zum Fonds Soziales Wien erhalten können. (Beifall bei der FPÖ. – GR Godwin Schuster:
Nein, wir haben das nicht abgestimmt!)
Und da
können Sie wie das Rumpelstilzchen hüpfen oder nicht – Sie hüpfen eh nicht, das
ist Ihnen eh wurscht –, das ist so die gelebte Demütigung gegenüber der
Opposition, die gelebte Demütigung gegenüber dem Bürger: Eh wurscht! Mir san
mir! Wir fahren da drüber, wir machen eh, was wir wollen. Information brauchen
die auch keine, die haben es zu schlucken. Wir haben die Mehrheit, wir fahren
drüber, wir rasieren da einfach drüber.
Zum
Kollegen Margulies möchte ich jetzt nichts sagen, denn das Kommunistische
Manifest, das er heute zu diesem Bereich verlesen hat, ist es, glaube ich,
nicht unbedingt wert, dass man darauf eingeht, aber das hat mir echt den
Eindruck vermittelt, das Kommunistische Manifest wurde heute hier zelebriert. (GRin Mag Sonja Wehsely: Das haben Sie aber
nicht gelesen!) Ich denke aber trotzdem, in einem Punkt hat er Recht
gehabt. Er hat Recht gehabt, dass die soziale Verpflichtung, die die
Stadtregierung eigentlich haben sollte, abgeschoben wird. Da hat er Recht gehabt,
da pflichte ich ihm bei. Da muss ich kein Kommunist sein, soziale Verantwortung
haben, glaube ich, alle Parteien in diesem Haus, und diese soziale
Verantwortung hat er Ihnen abgesprochen. Er hat gesagt, Sie lagern hier aus,
Sie wollen hier etwas abschieben (GR
Godwin Schuster: Da wird nichts abgeschoben!), und das ist natürlich schon
faktisch vorhanden. Diese Verpflichtung haben Sie abgeschoben, obwohl Sie das
Wort "Sozial" in Ihrem Parteinamen tragen.
Das ist aber Ihre Verantwortung in diesem Bereich, und ich
denke mir wirklich, es geht nicht an, sich dessen zu entledigen und
Sozialpolitik auszulagern, weil man weiß, dass man während der vergangenen
Jahrzehnte so viele Schulden angehäuft hat, weil man weiß, dass man vieles im
Sozialbereich nicht mehr finanzieren wird können. Sie wollen daher jetzt
rechtzeitig hergehen und, wissend, dass Einsparungen notwendig sind, zumindest
den Anschein erwecken: Wir haben damit in Zukunft
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