Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 98
Gegenteil. Der Herr Hacker
schreibt uns einen Brief, dass er sie auf unser Ersuchen hin noch einmal ändern
wird. Also was jetzt? Entweder sind sie geändert oder nicht? Aber nein, der
Stadtsenat sagt uns ja die ganze Wahrheit, und das muss man sich auf der Zunge
zergehen lassen.
Was also
hat der Stadtsenat beschlossen? "Mit Wirkung vom 16. Dezember
2003" – bla, bla, bla und so weiter – "gibt es ein neues Präsidium
des Fonds." Und warum? Weil sonst am 15. Dezember die Zusammensetzung
ausgelaufen wäre. Daher wird am 16. ein neues Präsidium und ein neues Kuratorium
bestellt, aber das gilt nur bis 31. Dezember, denn dann sind die
Fondssatzungen geändert, und dann muss man wieder neue Leute bestellen. Also
das ist super! Zehn Monate Zeit, um die Fondssatzung zu ändern, um Gesetze zu
machen, um Prozesse zu definieren – ich weiß nicht, was man alles machen hätte
können –, aber man bringt es nicht einmal zusammen, das Kuratorium und das
Präsidium in einem zu bestellen. Nein! Am 16. Dezember müssen sie für die
Zeit vom 16. bis 31. Dezember bestellt werden, denn mit 15. läuft die Periode
aus, und nach dem 31. Dezember müssen neue Leute bestellt werden. Man
nennt das in der Verfassung "Beschluss auf Vorrat".
Aber ich
will jetzt kein verfassungsrechtliches Seminar machen, dass das alles nicht
geht. Ihr würdet das eh nicht verstehen. Ist eh Wurscht. Nur der Punkt ist: Das
ist ja lachhaft, das ist wirklich lachhaft. Für 15 Tage bestelle ich die
Leute und dann bestelle ich wieder neue, obwohl ich zehn Monate Zeit gehabt
habe, das alles zu tun.
Meine
Damen und Herren! Das ist ein Trauerspiel! Ihre Vorgangsweise im Zusammenhang
mit dem Fonds Soziales Wien ist ein Trauerspiel. Es wäre ja lustig, man könnte
es wirklich als lustig ansehen, aber es ist überhaupt nicht lustig, denn es
geht um viel Geld, es geht um viele Betroffene, es geht um 50 000 Bescheide
– für die, die sich ein bisschen mit der Rechtsordnung auseinander setzen
wollen –, und es geht darum, dass weiterhin viel Macht vorhanden sein wird.
Allerdings nicht in dem Organ, wo sie hingehört, im Gemeinderat, sondern
außerhalb. Und es geht darum – das muss ich zum Abschluss einfach noch einmal
sagen –, dass hinter dem allen am Schluss an der Spitze ein Verantwortlicher
steht, der mit uns nie darüber diskutiert, dem das vermutlich alles wurscht
ist, der aber ständig die Fäden zieht, und dieser Mann heißt Michael Häupl, ist
hier Bürgermeister, ist auf Tauchstation oder was weiß ich was. Er beschäftigt
sich nur nicht mit dem, was seine ureigenste Aufgabe ist, nämlich mit der
Geschäftseinteilung.
Aber es
kommt ja schon sein Pflichtverteidiger, der Gemeinderatsvorsitzende
Hundstorfer. Der wird mir das dann sicher alles wieder erklären, denn ich
verstehe das ja nicht. (GR Rudolf
Hundstorfer: Nein, jetzt nicht!) Oder diesmal nicht. Kein Angebot mehr,
dass Sie mir es erklären? (GR Rudolf
Hundstorfer: Oh ja, unter vier Augen!) Aha, unter vier Augen. (GR Rudolf Hundstorfer: Denn es wäre an der
Zeit, dass Sie das endlich einmal kapieren!) Ich habe ja kein Problem
damit, wenn Sie mir etwas sagen, was ich nicht weiß. Ich hätte nur gerne, dass
wir es dann machen, wenn wir uns dazu durchgerungen haben, es zu machen,
nämlich in den so genannten Informationssitzungen. Aber dort kommt ja nichts.
Dort hab ich ja genau das gefragt. Ich meine, ich freue mich, dass Sie meine
Frage nachträglich nachgelesen haben und dass Sie es mir heute sagen. Das ist
ja wirklich nett. Aber warum haben Sie es nicht dort gesagt? Warum hat es denn
dort keiner sagen können? Warum hat es denn dort keiner gewusst? (GR Rudolf Hundstorfer: Ich habe es Ihnen
dort auch gesagt! Hätten Sie einmal zugehört!) Na bitte, Herr Hundstorfer,
ich höre immer zu. Ich höre zwar schlechter als Artillerist, aber ich höre
immer zu.
Und eines
muss ich auch sagen zum Antrag der ÖVP – ich habe nur noch 30 Sekunden
Zeit –: Der Antrag ist okay. Wir werden ihm zustimmen, aber er sagt genau aus,
worum es geht. Im Antrag drinnen ersuchen wir irgendwen – ich weiß nicht, wen
–, denn es heißt, "es möge eine Änderung geben". Ihr ersucht im
Antrag irgendwen, dass die Satzungen des Fonds so geändert werden mögen, dass
wir nachher wieder Rechte haben. Und das bringt es eigentlich genau auf den
Punkt. Wir geben unsere Recht ab ein für allemal und müssen dann hoffen,
bitten, betteln oder was auch immer, damit irgendwer anderer vielleicht wieder
mit uns redet, und zwar so, dass es auch ich verstehe. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau Dr Neck-Schaukowitsch gemeldet. Ich erteile
ihr das Wort.
GR Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau
Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es fällt
mir ja eigentlich sehr schwer, auf meine Vorredner einzugehen, aber ich möchte
trotzdem ein paar Bemerkungen dazu hier fallen lassen. Denn wenn ich mir das
angehört habe, was der Herr Kollege Barnet gesagt hat, so empfinde ich das, wie
er hier geredet hat, als politische Verhöhnung, nämlich als politische
Verhöhnung dieser Stadtregierung, die ihre Aufgabe sehr ernst nimmt und die –
das hat sie auch dieses Mal gezeigt und auch die Wahlen haben uns Recht gegeben
– für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt im Sinne einer politischen, aber
auch einer sozialen Verantwortung tätig ist. Und das ist es, was Sie
ignorieren, was Sie hier verhöhnen. Sie verhöhnen damit auch unseren
Bürgermeister (GR Günther Barnet: Wo ist
er denn?), der seine Aufgaben sehr wohl wahrnimmt, wofür ihm auch die
Bevölkerung und die Öffentlichkeit – auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen –
sehr wohl gebührend Anerkennung zollt. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich möchte auf das Schärfste zurückweisen, dass die SPÖ
sozusagen außerhalb einer Rechtskultur steht, denn ich habe ja fast das Gefühl,
dass Sie Ihre Erfahrungen aus dem, wie die Bundesregierung mit Gesetzgebungen,
Ausgliederungen et cetera umgeht, hierher übertragen (GR Heinz-Christian Strache: Ja, jetzt kommt wieder die
Bundesregierung! – Amtsf StRin Mag Renate
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