Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 98
Jahren
entwickeln kann und entwickeln soll, und welche Entwicklungen wir im Besonderen
unterstützen wollen; nämlich unter anderem die Internationalisierung bei
gleichzeitiger Beibehaltung einer Bandbreite von Theaterformen, das Aufbrechen
von Spartengrenzen zwischen Tanz, Theater, klassischem Sprechtheater, aber auch
Theater für junges Publikum. Und – das finde ich auch sehr wichtig – wir haben
uns deutlich bekannt zur kulturellen Diversität dieser Stadt und dazu, dass wir
auch im Jahr 2003 neue Ansätze dafür finden müssen, dass die Stadt ja
bekanntlich nicht mehr kulturell homogen, sondern sehr, sehr breit auch in ihren
kulturellen Lebensformen ist.
Ein
weiterer Punkt, den ich für ganz zentral halte und auf den wir, glaube ich,
stolz sein können, ist, dass wir Grundsätze formuliert haben, scheinbare
Selbstverständlichkeiten, die ab sofort für alle Theater in dieser Stadt und
für all jene Theater gelten, die von der Stadt Wien Geld bekommen. In aller
Kürze: Transparenz und Einheitlichkeit im Vergabeverfahren, Gewährung von
Förderung ausschließlich auf Grund eines Antrags, regelmäßige Evaluierungen
durch Fachgremien und begrenzte Laufzeiten von Intendanzen und Förderverträgen.
Das
klingt so selbstverständlich, aber, meine Damen und Herren, das ist es nicht in
dieser Stadt. Ich bin daher sehr froh darüber und stolz darauf, dass es uns
gelungen ist, diese vier Grundsätze in diesem Theaterleitbild zu verankern und
sicherzustellen, dass sie nicht nur für jene gelten, für die die
Evaluierungskriterien bis jetzt auch schon besonders streng waren, nämlich für
die Kleinen, sondern dass diese Grundsätze auch für die großen Bühnen dieser
Stadt, wie etwa das Volkstheater und andere, gelten.
Trotzdem,
sehr geehrte Damen und Herren, ist all das nur ein erster Schritt, und eines
ist klar: Ich verordne uns politisch Verantwortlichen Diskussion, Kommunikation
und Vermittlung dessen, was wir hier erreichen wollen. Das ist, glaube ich,
etwas, was wir noch einmal verstärken müssen: Wir müssen noch stärker mit den
Kulturschaffenden, mit den Theaterschaffenden in dieser Stadt in einen Dialog
über diese durchaus zentralen Veränderungen treten, und wir müssen auch in den
kommenden Diskussionen über die präzisen Förderrichtlinien einige, glaube ich,
wichtige Punkte beachten, denn - und ich glaube, daran werden wir zu Recht
gemessen werden - die Förderinstrumente dieser Theaterreform müssen besser sein
als die zuvor, sie müssen transparenter sein, sie müssen nachvollziehbarer
sein, sie müssen argumentiert sein, und sie müssen für die Theaterschaffenden
eine Verbesserung der Situation bringen.
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik (unterbrechend):
Frau Kollegin, bitte kommen Sie zum Schluss. Sie haben schon über fünf Minuten
lang gesprochen.
GRin
Mag Marie Ringler (fortsetzend): Dazu gehören unter anderem
Unvereinbarkeitsregelungen für die Mitglieder der Jury und Theaterkommission,
dazu gehören öffentliche Sitzungen der Entscheidungsträger in diesen
Kommissionen und Jurys. Wir sollten auch darüber nachdenken, ein Punktesystem
als Basis unserer Bewertung beziehungsweise der Bewertung der Jury und
Kommission anzudenken, und - und das ist, glaube ich, auch ein interessanter
Gedanke - ...
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik (unterbrechend):
Frau Mag Ringler, das war jetzt das Schlusswort, nehme ich an. Es sind
schon über zwei Minuten.
GRin
Mag Marie Ringler (fortsetzend): Ich komme zum letzten Satz,
Frau Vorsitzende: Und ich wünsche mir auch, dass wir in den nächsten Wochen und
Monaten auch mit den Kulturschaffenden und den Theaterschaffenden darüber
diskutieren, wie diese Richtlinien in ihrem Sinne noch besser werden können.
Ich
freue mich über diese Theaterreform! - Auf Wiederhören! (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Meine Damen und Herren! Ich möchte darauf
aufmerksam machen, dass die Redezeit fünf Minuten beträgt. Ich glaube, sagen zu
können, dass alle unsere Vorsitzenden mehr als tolerant sind, aber wenn ich
einmal schon darum bitte, zum Schluss zu kommen, und Sie tun so, als ob ich
nicht da wäre - was bei meiner Größe fast unmöglich ist (Heiterkeit) -,
dann muss ich mich schon fragen, ob Sie glauben, dass ich nur aus Jux und
Tollerei für Sie hier sitze.
Ich
würde darum bitten, dass sich alle an das halten, was hier vorgegeben ist, und
ich glaube, im Namen aller Vorsitzenden sprechen zu dürfen, wenn ich sage, dass
wir wirklich alle tolerant sind, aber uns nicht häkerln lassen.
Als
Nächster ist Herr GR Dr Salcher zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR
Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Es
ist natürlich immer besonders schwierig, wenn die Vorrednerin gerade so gerügt
wurde, aber ich verspreche, dass ich mich hier sehr respektvoll verhalten
werde.
Die
Theaterreform hat aus Sicht der ÖVP drei wichtige Ziele: Das erste besteht ganz
simpel darin, dass wieder mehr Menschen ins Theater gehen. Wir haben in den
letzten Jahren einfach damit zu kämpfen gehabt, dass es sinkende Besucherzahlen
gibt. Wir haben in der Ära Marboe versucht, dieser Entwicklung mit dem
Theaterdienstag entgegenzuwirken. Und damit ist es hoch an der Zeit, dass wir
hier weitere Schritte setzen. Es ist überhaupt keine Frage, dass das Theater
einem besonderen Konkurrenzdruck ausgesetzt ist, einerseits durch die neuen
Medien, andererseits aber natürlich auch durch die Filmindustrie, und sich
daher bewähren muss. Das erste Ziel lautet daher: Mehr Besucher.
Zweites
Ziel: Wenn dann mehr Besucher in das Theater kommen, dann soll auch die
Wahrscheinlichkeit, dass sie dort einen spannenden, einen außergewöhnlichen
Abend erleben, sehr groß sein, denn dann werden sie positiv darüber reden, und
das erhöht dann das Wiederkehrvermögen. Und das ist auch für die Künstler sehr
wichtig, und ich sage es klar und deutlich: Wenn man in der darstellenden Kunst
tätig ist, dann heißt das, sich auf eine Bühne zu stellen und für Menschen
etwas zu tun - und daher ist es auch sehr wichtig, dass diese Menschen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular