Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 98
Querfinanzierungen ermöglichen könnte. Ich deute den
Vorschlag für ein entsprechendes Konstrukt hier nur an.
Wesentlich ist mir dabei, dass man darüber nachdenkt,
intensiv darüber nachdenkt, wie man dieses Problem der Gleichzeitigkeit des
Ausbaus von Straße und Schiene im Sinne letztendlich auch unserer Interessen,
aber auch des Generalverkehrsplans lösen kann. Da muss man sich zweifelsohne
bemühen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. Somit ist die 3. Anfrage beantwortet.
Wir kommen zur 4. Anfrage (FSP/05608/2003/0005-KVP/GM),
die von Herrn GR Walter Strobl an den Herrn Bürgermeister gerichtet ist: "Die Wiener SPÖ legt Wert darauf, bei der
Bestellung des nächsten Schwimm-Präsidenten gefragt zu werden. Sollte das nicht
passieren oder sollte ein Präsident installiert werden, der nicht unser
Vertrauen genießt, wird sich die Stadt Wien überlegen, aus Organisation und
Finanzierung der EM 2004 zurückzutreten." Wie stehen Sie zu diesen
parteipolitischen Aussagen, die von einem Beamten der Stadt Wien getätigt
wurden?
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Ich danke Ihnen für diese Frage. Sie ist ein weiterer
Punkt in unserer langen Zusammenarbeit, der – so hoffe ich jedenfalls - auch
zur Erheiterung beitragen kann, wiewohl ich nicht verhehle, dass meine
Erheiterung erst mit zunehmender Distanz zu dem Ereignis angestiegen ist und
zunächst nicht sehr hoch war. Ich darf daher ein paar Punkte dazu anmerken, um
unsere Erheiterung nicht ins Uferlose anwachsen zu lassen.
Erstens: Der von Ihnen apostrophierte Beamte hat
nachvollziehbar und glaubwürdig behauptet, dass er diese Aussage nicht getätigt
hat. Die Glaubwürdigkeit mag möglicherweise dadurch steigen, dass der
überwiegende Teil der von ihm angeführten Zeugen und auch die Zeugen, die dazu
befragt wurden, eher Parteigänger der ÖVP und nicht der SPÖ sind - was die
Glaubwürdigkeit, so hoffe ich, zumindest bei dir steigert. Ich nehme es einmal,
so wie es ist.
Zweitens: Dr Podkowicz ist kein Funktionär der
SPÖ und daher auch in keiner wie immer gearteten Weise autorisiert, für die SPÖ
zu reden. Ich kann dir allerdings auch die Haltung der SPÖ - und damit komme
ich schon zum dritten Punkt - sehr einfach darstellen:
Die SPÖ – die SPÖ Wien im Besonderen - geht die Wahl
eines Präsidenten eines Sportverbands nichts an. Wir werden uns daher auch
nicht einmischen, und wir werden jeden Präsidenten, der hinreichend Reputation
für den Verband und hinreichend Geld für den Verband bringt - eine sehr
wichtige Geschichte, wie wir wissen, für den Sport - herzlich begrüßen. Er wird
uns willkommen sein, und es ist mir vollkommen egal, wie er heißt.
Viertens: Selbstverständlich freut sich die Stadt
Wien - und damit natürlich auch die SPÖ als Teil dieser Stadt - über jede
internationale Sportveranstaltung, die nach Wien kommt, und wir werden selbstverständlich
jede internationale Sportveranstaltung, die nach Wien kommt, im Sinne der
Wünsche des jeweiligen Veranstalters - das ist einmal ein Verband, einmal ein
Organisationskomitee, was auch immer - unterstützen. Und daher werden wir
selbstverständlich - völlig unabhängig davon, wer irgendwann als Präsident des
Schwimmverbands gewählt werden sollte - die Schwimm-Europameisterschaft 2004
vorbehaltlos unterstützen.
Im Sinne der weihnachtlichen Güte erspare ich uns
beiden jetzt den fünften Punkt, den ich eigentlich noch dazu sagen wollte.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. – Ich bitte um die erste Zusatzfrage.
GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Sie machen es sehr kryptisch, was den fünften Punkt
betrifft. Ich darf Sie insofern apostrophieren, als Sie als ein sehr sensibler
Mann, aber auch als ein Mann der klaren Worte bekannt sind. Mich freut es, wenn
Sie sagen, Sie distanzieren sich, falls es, wie Sie meinen, vielleicht nicht
ganz so eindeutig in dieser Form, aber immerhin im Zusammenhang mit dem Wirken
des Beamten als Sportamtsleiter gesagt worden sein soll, insofern, als Sie
festhalten, dass dieser kein SPÖ-Funktionär ist. Es ist wichtig, dies hier
einmal als Erstes festzuhalten.
Meine Frage an Sie ist jetzt folgende: Ich vermisse
bisher derartige Stellungnahmen in den Medien, die diese Aussage kolportiert
haben - denn andere Zugänge sind ja sozusagen öffentlich auch nicht bekannt.
Ich gehe davon aus, dass Sie daher sehr konsequent in nächster Zeit
replizierenderweise auf die Äußerungen des Herrn Podkowicz im
"Kurier" reagieren werden.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal
verstehe ich es, dass es sehr wichtig ist, dass ich festgehalten habe, dass
Ferdinand Podkowicz kein Funktionär der Wiener SPÖ ist. Das stimmt, er ist
einfaches Parteimitglied. (Ironische Heiterkeit bei Gemeinderäten der ÖVP
und der FPÖ. – GR Mag Christoph Chorherr: Die sind gelegentlich einflussreich!)
Und sicherlich wissen auch eine ganze Reihe jener Herrschaften, die sich hier
in diesem Raum befinden, dass man gelegentlich mit einfachen Parteimitgliedern
seine Schwierigkeiten haben kann. (Allgemeine Heiterkeit.)
Zum Zweiten: Der Grund für die Dankbarkeit, die ich
einleitend für deine Frage empfunden habe, ist auch der, dass sie die
Möglichkeit schafft, dass vielleicht dann doch der eine oder andere auf diese
ausschließlich im "Kurier" erschienene Mitteilung etwas schreiben
wird. Von meiner Haltung sind die Herren Redakteure selbstverständlich in
Kenntnis gesetzt worden; mit Ausnahme von Frau Dr Riess-Passer, die dies im
heutigen "Kurier" fairerweise zum Ausdruck gebracht hat, hat es
allerdings niemand für wert befunden, das zu schreiben. (GR Gerhard
Pfeiffer: Uns würden die Worte interessieren, die Sie gesagt haben!) Ich
verstehe es auch: Eine Geschichte ist eine Geschichte - und die Antwort des
Wiener SPÖ-Vorsitzenden ist keine Geschichte; im Gegenteil, sie bringt sogar
eine Geschichte um.
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