Gemeinderat,
36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 53
technisch überhaupt möglich ist. Es war möglich. Bei den
ersten zehn Malen haben einzelne daran teilgenommen. Menschen im Rollstuhl sind
am gesamten Marathon beteiligt gewesen und dann war es irgendwann nicht mehr
möglich, weil es verwaltungstechnisch ein höherer Aufwand ist, weil man sie
vorher weglassen muss und weil sie schneller als die Läufer und Läuferinnen
sind. Wenn man sie hinten starten lässt, könnte man zwar die Zeit einsparen,
aber das wäre riskant und gefährlich, sowohl für die Läuferinnen und Läufer als
auch für die Rollstuhlsportler und -sportlerinnen.
Warum will man das nicht haben? Eine der häufigsten
Begründungen sind die Schienestraßen in Wien. Außerdem könnten sie im Herbst
beim Inline Marathon mittun, das genüge völlig. Das genügt nicht! Die
Behindertensportverbände in Österreich sehen das auch so, dass es nicht genügt.
Es wäre ein Leichtes, erstens genügend Menschen zu finden, die am
Rollstuhlmarathon teilnehmen wollen und zweitens das technisch durchzuführen.
In vielen Städten der Welt gibt es Marathon mit Beteiligung von
Rollstuhlfahrern und –fahrerinnen. In Wien gibt es das leider beim großen
Marathon nicht, sondern nur beim Herbstmarathon.
Ich komme schon zum zweiten Punkt. Der Inline
Marathon und Herbstlauf, der am 20. September und 21. September, wenn
ich es richtig in Erinnerung habe – die Veranstaltung ist auf zwei Tage geteilt
–, stattfindet, hat heuer eine Subvention von 106 200 EUR erhalten,
die wirklich zu hinterfragen ist. Diese Veranstaltung ist um eine Vielfalt
kleiner als der große Marathon im Mai. Noch einmal die Verhältnisse: 127 600 EUR
zu 106 200 EUR. Dort ist ein Bruchteil an Teilnehmern und
Teilnehmerinnen. Das TeilnehmerInnenfeld ist sogar von vornherein begrenzt. Die
Teilnahmegebühr beläuft sich immerhin auf satte 29 EUR für Leute, die sich
früh anmelden. Wenn man sich ein bisschen später anmeldet, kostet es sogar
39 EUR. Das ist ein satter Betrag für die Teilnahme.
Was mich stutzig macht und jedem, der einen Blick in
den Akt wirft, sofort auffällt, denn dazu muss nicht lange graben, es ist keine
Wissenschaft notwendig, sondern man muss nur des Lesens kundig sein, ist der
Antragsteller, nämlich Österreichischer Drachenbootverband, Sektion Laufen und
Inline Skating. Das klingt schon abenteuerlich genug, wenn man es nur sagt.
Eine Sektion Laufen und Inline Skating gibt es nicht bei dem Verein, die
existiert nicht. Sie existiert nur beim Subventionsansuchen, sonst gibt es sie
nicht. Den Drachenbootverband gibt es immerhin. Aber Drachenbootverbände sind
eigentlich nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie Dauermarathons oder Inline
Marathons veranstalten.
In diesem Fall sind es 106 200 EUR für
diesen Verein. Da könnten wir sagen, wir fördern halt indirekt den
Drachenbootsport in Österreich. Dem ist aber nicht so, weil das Geld fließt
eins zu eins, auch dem Akt zu entnehmen, nicht dem Drachenbootverband zu,
sondern geht sofort weiter an die Firma, die diese zwei Events im Herbst plant
und durchführt. Das ist die Vienna Communications. Das Interessante bei den
Anträgen ist, sowohl die Rechnung der Vienna Communications als auch das
Subventionsansuchen des Drachenbootverbands sind von der gleichen Person
unterschrieben. Das finde ich gut. Es fällt unter kuriose, schlecht
vorbereitete Sachen, wo man nicht gut aufgepasst hat. Zweimal die gleiche
Person unterschrieben, sollte nicht passieren, glaube ich. Eine nette Idee,
aber das fällt sofort auf. Irgendetwas läuft da unrund, da ist irgendetwas
passiert, sagt man dann. Es wird nächstes Jahr sicher intelligenter gelöst
werden und es werden zumindest zwei Namen auf den verschiedenen Rechnungen
auftauchen.
Wir, die Grünen, sind im Zuge der Debatte, die medial
bezüglich des Drachenbootverbands in "Krone" und "STANDARD"
bereits ausführlich stattgefunden hat, dem Argument begegnet, dass die Grünen
bei Vienna Communications selbst dabei, selbst irgendwie darin sind. Das ist
nicht ganz richtig, weil die Person, die beteiligt war, zu diesem Zeitpunkt
nicht mehr Geschäftsführer war, spielt aber keine Rolle, sondern das macht
genau den Unterschied zwischen den Grünen und den anderen Parteien aus. Es ist
uns halt einfach egal, wer den Antrag stellt. Wenn der Antrag nicht in Ordnung
ist und wenn die Vorgangsweise nicht in Ordnung ist, dann nehmen wir keine
Rücksicht darauf, ob das irgendjemand aus dem grünen Umfeld, ein grünes
Parteimitglied oder sonstiger Funktionär oder sonstige Funktionärin bei uns
ist, sondern wir entscheiden ausschließlich nachdem, ob der Akt einen Sinn
macht oder nicht. In diesem Fall macht er keinen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich sage nur nebenbei, dass ich mich bei meiner
Fraktion bedanke, aber auch bei allen anderen, dass ich einstimmig zum
Schriftführer gewählt wurde. Wahrscheinlich wird es bei vielen anderen
Funktionen im Haus nicht gelingen, die Einstimmigkeit zu erzielen. Es scheint
sich um ein Amt zu handeln, das nicht wirklich umstritten ist. (StR Dr
Helmut GÜNTHER: Das ist jedem vergönnt!) Es ist jedem vergönnt. Es kommen
auch noch alle bei uns an die Reihe.
Wir können dem Akt bei beiden Marathons, obwohl wir
beide Veranstaltungen unterstützen – das möchte ich unbedingt für das Protokoll
festhalten –, nicht zustimmen. Wir kennen die Vorgangsweise. Es wird natürlich
nachher heißen, die Grünen sind gegen den Marathon im Frühling und gegen den
Inline Marathon, obwohl sie selber ein Friday Night Skating machen. Wir
unterstützen beide Veranstaltungen.
Wir glauben, wenn die Stadt Wien 127 600 EUR für
einen großen Marathon im Frühling bereit hält, sollte sie auch in der Lage,
eine Diskussion zu führen, und zwar ernsthaft zu führen, nicht ein Telefonat
mit dem Herrn Konrad, falls überhaupt eines stattgefunden hat, der erklärt, er
wolle das nicht, das brauche er nicht, das seit ihm zu kompliziert, sondern
dass man sich ernsthaft damit auseinander setzt. Ich hätte mir auch eine
Basisförderung von – Hausnummer – 100 000 EUR und dann ein paar
Bedingungen, die man daran knüpft, vorstellen können, wie zum Beispiel
Jugendläufe, die Staffelläufe, die es bereits gibt, und auch die
Teilnahmemöglichkeit
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