Gemeinderat,
36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 53
Kabel-TV habe ich bereits genannt. Ich finde, es gibt da
einen lustigen Zusammenhang mit einem großen Artikel, der heute in einer
Tageszeitung erschienen ist, und zwar darüber, dass sich eine Bürgerinitiative
oder Bewohner des Studentenheims Döbling aufregen und eine Maßnahme verlangen.
Was das Studentenheim Döbling macht, wäre hier, wenn es unmittelbar zu den
Betrieben der Gemeinde Wien gehörte, ein Thema. Es gehört zur Wiener Holding,
niemals diskutieren wir darüber, und da kann man das als
"Nebensächlichkeit" machen.
Ich verweise auf eine große Institution, eine
wichtige Institution, den Wiener Hafen. Im Übrigen: Da haben wir die Vereinten
Bühnen, da haben wir den Wiener Hafen, da haben wir das Kabel-TV, einen
wirklichen Mix, und dazwischen sitzt Peter Marboe und macht das Mozartjahr -
also eine wirklich politisch stringente, intelligente Ressortzusammenstellung!
Der Wiener Hafen ist fundamental wichtig für Wien, aus ökologischen Gründen,
aus verkehrlichen Gründen. Wo er hingeht: wo wird das diskutiert? Es gibt einen
zuständigen Stadtrat, und ich gehe davon aus, dass das diskutiert wird. Aber zu
sagen, dass der Gemeinderat irgendetwas damit zu tun hat, hier Visionen und
Richtungen zu diskutieren oder gar in einen Dialog mit dem Direktor des Wiener
Hafens zu kommen, das passiert nicht! Außer es wird wieder einmal im Zuge eines
Jubiläums ein Hafenbeauftragter eingesetzt, man bringt dann einen
Motivenbericht, und dann wird irgendjemand dafür eingesetzt. Sonst diskutieren
wir nicht darüber.
Ich werde jetzt hier nicht alles aufzählen, ich zähle
nur einige wenige Dinge auf. Dazu gehört auch die Wiener
Stadtentwicklungs-Holding, und damit so nebenbei eines der größten
innerstädtischen Gelände Wiens; dort ist der Schlachthof, dort wird jetzt das
T-Mobile-Gebäude errichtet, dort steht die Rinderhalle. Dort bin ich über
informelle oder politische Wege eingebunden, aber auch nur, weil ich mir sage:
Okay, das ist mir so wichtig, dass ich mich in außergemeinderätliche Geflechte
begebe, mir da sage: hallo, ich will da mitreden, das ist mir wichtig!, und
hier Öffentlichkeit schaffe. Das ist eine total wichtige Sache: die
Immobilienentwicklung Sankt Marx, die ganze Frage der Wiener Messe. Das war
eine "nebensächliche" Investition von - damals noch - zweieinhalb
Milliarden Schilling, weil einfach entschieden wurde, dies ohne
Architektenwettbewerb zu machen.
All das findet hier nicht statt, oder nur, wenn man
ganz laut aufschreit. Das ist der Grund, warum wir hier einerseits auch
zustimmen: dass wir es endlich auf der Agenda haben. Ich will es eben nicht als
Zeremonie hier haben, sondern ich will es dazu nutzen - und das ist der Sinn
meines Redebeitrags -, darauf aufmerksam zu machen, dass Demokratie nicht ein
behinderndes Bürokratiemerkmal ist, sondern eine wesentliche Errungenschaft der
Gestaltung, damit wir das nicht außer Acht lassen.
Insofern stimmt auch die Kritik an der Bestellung.
Das geht jetzt zwar nicht an die Adresse, aber auch in Richtung Peter Marboe:
Die Bestellung passt wunderbar ins System. Wem wäre etwas aus der Krone
gefallen, wenn gesagt worden wäre: die Stadt braucht jemanden, der als starker
Motor hinter dem Mozartjahr steht? Da muss man ja nicht immer nur anonyme
Ausschreibungen machen, sondern da kann man auch sagen: wir reden mit einigen
Personen, es sollen sich auch andere melden!, und ich kann mir leicht
vorstellen, dass man gut begründen kann, warum es schließlich ausgerechnet
Peter Marboe ist.
Aber nicht, dass man irgendwo sagt, darüber gibt es
vorher überhaupt keine Diskussion! In dem Fall nenne ich jetzt nicht den
Sozialdemokraten, der einmal in einem Gespräch darüber, wie es in einem Bereich
weitergehen wird, gesagt hat: aha, ich weiß da niemanden, aber wir machen da
etwas ganz Revolutionäres, wir machen eine Ausschreibung!, um in einem ganz
anderen Bereich jemanden zu suchen, wobei man - das ist ja so ungefähr noch nie
passiert - vorher noch nicht weiß, wen man quasi feudal dazu bestimmen will.
Was ist so schlimm daran, das zu einem Prinzip zu machen?
Es geht also um diese - ich möchte es wirklich so
nennen - postfeudale Art, einen Anruf zu machen: "Marboe, sage uns einmal,
willst du das nicht machen?", und Marboe traut es sich zu und macht es.
Noch einmal: Das ist nicht gegen die Person gerichtet; im Gegenteil, ich werde
abschließend noch sagen, warum ich solche Personalentscheidungen für wichtig
erachte. Aber es ist dieses Feudale, das Politikverdrossenheit mit schürt! Ich
bitte hier noch einmal - und wir werden auch politisch daran arbeiten -,
demokratische Strukturen nicht unter dem Motto Bürokratisierung laufend
abzubauen, sondern sie auszubauen.
Ein
Letztes, weil ich glaube, dass das ein interessantes Instrument ist: Ich
glaube, dass so ein Posten, so eine Funktion etwas ist, was man in Wien
häufiger bräuchte. Ich muss auch begründen, woran es mangelt; weil jetzt Herr
StR Mailath-Pokorny hier sitzt, auch einiges zu seinem Ressort, da ich das hier
als konstruktiven Beitrag bringen kann.
Es
gibt eine Reihe guter Ideen, es gibt eine Reihe guter Projekte. Es gibt eine
Reihe von Projekte, die auf gutem Weg sind, und es gibt eine Reihe von
Projekten, die nicht auf gutem Weg sind. Ich glaube, jede Regierung in dieser
komplexen, schwierigen, auch widerständigen Welt braucht Menschen, die nicht
nebenberuflich, sondern hauptberuflich - und auch nicht eingebunden in die
Magistratsstruktur - konkrete Projekte mit Vehemenz vorantreiben. Das betrifft
alle Ressorts. Ich nenne dazu ein Beispiel - nein, ich nenne jetzt kein
Beispiel. weil ich nicht den Reflex hervorrufen möchte: Wenn ich das jetzt hier
sage, dann kommt es extra nicht.
Es gibt wichtige Bereiche, in denen wir schon viel weiter
wären, wenn jemand, dem oder der man die entsprechenden Fähigkeiten zutraut,
für zwei, drei Jahre einen Vertrag bekäme, in dem es heißt: Deine Aufgabe ist
jetzt nichts anderes, als diese Idee, die wir hier liegen haben, mit Vehemenz
voranzutreiben! Derjenigen oder demjenigen wäre ein unmittelbarer Zugang zu den
politischen Ebenen zu geben. Ich glaube, dass fünf, sechs,
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