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Gemeinderat, 36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 28 von 53

 

Für die nächsten drei Jahre wird schon der Peter Marboe sorgen. (Allgemeine Heiterkeit.) Dann bleiben immer noch 94 Jahre, aber ich mache mir eigentlich relativ wenig Sorgen um Wolfgang Amadeus Mozart.

 

Andere kritisieren, dass Peter Marboe nur ein Oberkoordinator ist und es schon so viele Köche gibt, die sowieso den Brei verderben können, weil zu viele kommen.

 

Meine Damen und Herren, Kultur und Kulturpolitik besteht nicht darin, dass die handelnde Person darüber entscheidet, ob den Idomeneo Seichi Ogawa oder Nicolaus Harnoncourt dirigiert und besteht auch nicht darin, zu entscheiden, ob im Mozartjahr mehr Peter Scheffer oder mehr Franzobel an den Wiener Bühnen gespielt werden soll, obwohl ich davon überzeugt bin, dass Peter Marboe in seiner Koordinationsrolle mit all diesen Institutionen eine exzellente Arbeit leisten wird. Ich kenne die Jobdescription des Peter Marboe nicht, aber aus meiner Sicht ist die größte Herausforderung, die größte Aufgabe von Peter Marboe – und niemand in dieser Stadt ist wie er in der Lage, dieser Aufgabe gerecht zu werden – den Wienerinnen und Wienern die kulturelle Identität dieser Stadt, das kulturelle Selbstbewusstsein dieser Stadt beizubringen und ihnen am Beispiel Mozart – weil wir brauchen immer wieder, um etwas zu transportieren, Symbolfiguren – klarzumachen, wie stark die Musik dieser Stadt diese Stadt geprägt hat, auch für die Zukunft dieser Stadt, und zwar nicht nur aus touristischen Gründen, nicht nur aus Marketinggründen, sondern aus unserer eigenen Sehnsucht heraus, dass wir nicht nur vom Brot allein leben. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Peter Marboe für diese Position die richtige Person ist! (Beifall bei ÖVP und Teilen der SPÖ.)

 

Meine Damen und Herren, Johann Wolfgang Goethe hat einmal gesagt: "Wer Kunst und Kultur hat, der hat Religion. Wer sie nicht hat, der habe Religion." – Peter Marboe ist in der glücklichen Lage, von sich sagen zu können, er hat Kunst, Kultur und Religion, und zwar im doppelten Wortsinn, und er ist jemand, der in der Vielzahl derer, die weder Kunst und Kultur noch Religion haben, herausragt!

 

Lieber Peter, ein letztes Wort. Jessie Jackson, der große amerikanische Bürgerrechtler hat einmal gesagt: "Der Unterschied zwischen Begeisterung und Nichtbegeisterung ist der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage." – Ich bin davon überzeugt, dass du die große Begeisterung für diese Aufgabe aufbringen wirst, sodass alle, die im Jahr 2007, nach Abschluss des Mozartjahres, hier im Saale sitzen auch die, die heute an dieser Bestellung Kritik üben, sagen können, dass es sich für die Stadt, für das Land und für den Geist in dieser Stadt ausgezahlt hat, dass du bestellt worden bist! – Alles Gute! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Meine Damen und Herren, der Applaus zeigt die Wertschätzung des Dr Marboe.

 

Zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Mag Stefan. Ich erteile es ihm.

 

GR Mag Harald STEFAN (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Dazu muss man noch kurz etwas sagen, damit das, was da in der Luft hängt, wieder ein bisschen verfliegt. Ich habe es nicht vorgehabt, aber jetzt muss es sein.

 

Vorweg: Offenbar hat vor kurzem ein Gespräch zwischen dem Kollegen Görg und dem Herrn StR Mailath-Pokorny stattgefunden, das den Stadtrat dann so überzeugt hat, dass er Peter Marboe bestellen muss. Das hat dann zu dem geführt, was wir heute sehen. So muss es gewesen sein, denn diese Unverzichtbarkeit, die dargestellt wurde und die offenbar auch der Stadtrat anerkannt hat, scheint zumindest über eineinhalb, zwei Jahre nicht bekannt gewesen zu sein. Da muss also irgendwo eine Information gelaufen sein und ich bin sehr froh, dass es jetzt über diese vier Meter Distanz funktioniert hat und dass es zu dieser Intendanz kommen konnte. Also wunderbar und vielleicht etwas spät, aber Gott sei Dank endlich! (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ich habe geglaubt, Sie sind dagegen!)

 

Noch ein Wort dazu: Die Bestellung von Peter Marboe als Intendanten hätte es unter einem StR Marboe nicht gegeben, wenn ich den Worten glauben darf, die wir gehört haben. Denn es hat da eine massive Entpolitisierung stattgefunden und er hätte sich sicherlich nicht die Blöße gegeben, einen Politiker zu einem Generalintendanten zu bestellen. Aber bitte, sein Nachfolger macht es möglich und ist glücklich darüber.

 

Noch ein Wort dazu: Peter Marboe hat sich immer sehr um seine Künstler gekümmert. Ich hoffe er nimmt sie nicht mit. Weil was macht der neue Stadtrat, wenn er keine Künstler mehr hat, da Peter Marboe alle seine Künstler mitgenommen hat? Damit bin ich aber schon mit der Person fertig.

 

Um nicht ein falsches Bild zu machen, wir haben sehr vielen Initiativen, die zum Mozartjahr bereits getroffen wurden, zugestimmt und sind sehr damit einverstanden, dass hier Akzente gesetzt werden. In dem vorliegenden Punkt muss man jedoch schon sagen, es ist schwer vorstellbar, dass die Bestellung von Peter Marboe ein normaler Vorgang war, denn wenn das von langer Hand geplant gewesen wäre, einen Generalintendanten zu suchen, hätte man voraussichtlich schon längst einen Beschluss gefasst. Man hätte zumindest eine Information gehabt. Man hätte auch eine Organisationsstruktur, die nicht systemwidrig ist und nicht entgegen den normalen Usancen läuft, gefunden.

 

Hier ist es so gelaufen, dass man angeblich schon immer gewusst hat, dass man einen Generalintendanten braucht. Man hat ihn auch fieberhaft gesucht und es hat offenbar wegen der Distanz – es sind fünf Meter bis zum Peter Marboe – so lange gedauert, bis man erkannt hat, dass die richtige Person eigentlich in der Nähe ist. Man hat wahrscheinlich weit gesucht, im ganzen europäischen Kulturbereich, ist dann draufgekommen, dass er eh ganz in der Nähe sitzt und hat dann schnell zugeschlagen. Man hat das sehr kurzfristig gemacht und hat das innerhalb von wenigen Tagen durchgezogen, mit Kulturausschusssitzung um 8 Uhr in der Früh. Man hat

 

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