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Gemeinderat, 36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 53

 

absoluten Macht weht, schwer. Das ist ein Naturgesetz. Die Hoffnung, dass gerade absolute Macht Generosität und Souveränität generiert, die auch den anderen Ideen, dem Geist, der aus den verschiedensten Richtungen weht, Platz gibt, ist im Wesentlichen eine leere Hoffnung. Wien ist keine Ausnahme von diesem Naturgesetz. Der einzige Unterschied besteht darin, dass überall in der Welt, wo diese absolute Macht die anderen Ideen und den Geist vertreibt, das aus Hochmut heraustut. In Wien geschieht es aus Demut. (Beifall bei ÖVP und Teilen der GRÜNEN.)

 

Meine Damen und Herren, da ist es schon ein durchaus ermutigendes Signal, dass es auch anders gehen kann. Die Bestellung von Peter Marboe zum Intendanten des Mozartjahres ist so ein Signal. Ich bin weit davon entfernt, der Gefahr zu erliegen, diese Stellung des neuen Mozartintendanten zu überschätzen. Ich bin aber noch viel weniger bereit, der Gefahr zu erliegen, diese neue Rolle für Peter Marboe und die Bedeutung für die Stadt zu unterschätzen. Das hat nicht so sehr damit zu tun, oder viel zu vordergründig, weil ich sage: "Aha, in einer SPÖ-Alleinregierung wird ein ÖVPler etwas!" Wir freuen uns darüber. Das ist überhaupt keine Frage, aber das wäre viel zu vordergründig. Ich bin auch als leidenschaftlicher ÖVPler nicht bereit, zu sagen: "Überall wo ÖVP draufsteht, ist schon Geist drinnen!" (Beifall und Heiterkeit bei den GRÜNEN.)

 

Es stimmt schon, dass natürlich auch die Bestellung von Peter Marboe eine Anerkennung seiner Arbeit in dieser Stadt und eine Anerkennung dessen ist, dass Peter Marboe aus unseren Reihen kommt. Ich sage aber gleichzeitig, wir brauchen den Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei nicht dazu, zu wissen, dass wir richtige Personalentscheidungen getroffen haben und dass wir richtige Politik machen! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Die Bestellung von Peter Marboe, meine Damen und Herren, ist aus einem ganz anderen Grund ein ermutigendes Signal. Peter Marboe war wie kaum ein anderer Politiker vor ihm jemand, der Politik gemacht hat, der seiner Politik ein ganz bestimmtes Fundament an Geist und Stil und einen Überbau an Geist und Stil gegeben hat. Damit meine ich nicht Ideologie, obwohl ich Ideologie nie als Schimpfwort betrachtet habe. Ich halte nichts davon, mit Ideologie immer die falschen Ideen der anderen zu bezeichnen und die eigenen Ideen immer als Philosophie und Wissen auszugeben. Es tut mir durchaus Recht, dass wir wieder zu einer Reideologisierung der Politik kommen. Ich meine damit nicht, meine Damen und Herren, dass Peter Marboe auf einem besonderen Wertefundament ruht – ein Wertefundament haben Gott sei Dank viele Politiker –, sondern es ist eben der Stil und der Geist des Peter Marboe, der ihn so einzigartig in dieser Stadt und für dieses Land gemacht hat.

 

Ich möchte ganz kurz beschreiben, was die Ingredienzien dieses speziellen Stils und diesen speziellen Geists von Peter Marboe sind:

 

Zunächst ist besonders auffällig, dass Peter Marboe mit seinem ganzen politischen Handeln eigentlich versucht hat und es auch teilweise gelungen ist, die Sehnsucht des Menschen zu stillen, dass der Mensch nicht allein vom Brot lebt. Das ist natürlich für jemanden, der eine Agende wie Peter Marboe abzuhandeln hat, nämlich Kunst und Kultur, leichter als für einen Verkehrsstadtrat oder einen Wohnbaustadtrat. Trotz allem hat es Peter Marboe auch als Kulturstadtrat in einzigartiger Weise gemacht, diese Sehnsucht, dass Leben mehr als nur das Leben von Brot ist, zu verdeutlichen.

 

Das Zweite, was mir an Peter Marboe immer imponiert hat: Auch wenn er mir manchmal Schwierigkeiten in meiner Eigenschaft als früherer Parteiobmann bereitet hat, hat er bei aller Sanftmut, die er an den Tag gelegt hat, wie ein Löwe dafür gekämpft, wenn es darum gegangen ist, sein Amtsverständnis und seine persönliche intellektuelle Identität zu verdeutlichen. Er hat mir als Parteiobmann dadurch nicht immer die Üblichkeit meines Führungskomforts erhöht. Als Parteiobmann habe ich ihn ein- bis zweimal sogar verflucht, aber wenn ich als Bernhard Görg sein Handeln auf meine Waage der intellektuellen Redlichkeit gelegt habe, hab ich ihm als Bernhard Görg Recht geben müssen. Peter, du sollst es auch als Kompliment sehen. Es hat in meiner Partei einige Funktionäre gegeben, die ich sowohl als Parteiobmann als auch als Privatperson Bernard Görg verflucht habe. (Beifall bei ÖVP, GRÜNEN, GR Dipl Ing Omar Al-Rawi und GR Harry Kopietz. – Allgemeine Heiterkeit. GR Dr Wilfried Serles: Ich bitte um Details diesbezüglich!)

 

Die dritte Eigenschaft, die Peter Marboe so herausragend gemacht hat, war seine Fähigkeit, sich voll und ganz für seine Künstler auszugeben, ohne den geringsten Versuch zu machen, die Künstler zu instrumentalisieren. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Wieso sind das seine Künstler?) Das war ein derartig großer Akt der Selbstlosigkeit, dass es schon wieder clever war. Peter, auch dazu herzliche Gratulation! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Das alles, meine Damen und Herren, mit einer Mischung aus Beredsamkeit, Bildung, Noblesse und Liebenswürdigkeit, die dich wirklich in dieser Stadt und in diesem Land zu einem Markenzeichen gemacht hat, von dem ich felsenfest überzeugt bin, dass es auch für das gesamte Land, nicht nur für die Stadt, in Zukunft von großer Bedeutung sein wird. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Meine Damen und Herren, in den vielstimmigen Chor all derer, die die Bestellung von Peter Marboe zum Intendanten des Mozartjahres begrüßt haben, haben sich auch ein paar kritische Misstöne gemischt. Die einen, weil sie sagen, wozu denn so ein Jahrtausendgenie wie Wolfgang Amadeus Mozart einen eigenen Intendanten braucht, wo sogar Helmut Zilk ohne Intendanten weiter unverwüstlich ist. (Allgemeine Heiterkeit.)

 

Ich erinnere mich an das erste Interview der Frau Ringler in "NEWS", als sie gerade frisch bestellte Kultursprecherin gewesen ist, wo sie bezweifelt hat, dass die Ikone Mozart in 100 Jahren auch noch eine Ikone der Musik sein wird. (GRin Mag Marie Ringler: So habe ich es nicht gesagt!) Liebe Frau Ringler, die ersten drei dieser 100 Jahre seit Ihrer Aussage hat Mozart recht gut überstanden. (Beifall bei der ÖVP. – Allgemeine Heiterkeit.)

 

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