Gemeinderat,
36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 53
Denn kein Thema eignet sich schlechter für eine
Fünf-Minuten-Diskussion als dieses! Kein Thema wird in der öffentlichen
Meinung, in der veröffentlichten Meinung und in der tatsächlichen Realität
widersprüchlicher und mit größerem Unverständnis behandelt. Alles mögliche kann
man vielleicht erreichen, aber zu einer gedeihlichen, politischen Diskussion
ist eine Aktuelle Stunde zu diesem Thema absolut nicht die richtige Grundlage.
Was wollen Sie von den Freiheitlichen erreichen
können, fragen wir einmal so? Sicherlich keine Steigerung des subjektiven
Sicherheitsgefühl bei den Bürgern, sicherlich keine bessere Dotierung der
Therapiemaßnahmen, sicherlich keine Sympathie für die anständigen Asylanten und
sicherlich kein Verständnis für die wirklichen Probleme bei Drogenmissbrauch
und Suchtgifteinnahme. (StRin Karin Landauer: Sie reden so einen Stuss
zusammen! Das gibt es ja nicht! – Aufregung bei der FPÖ.)
Was können Sie erreichen, meine sehr geehrten Damen
und Herren von den Freiheitlichen? Mehr Verunsicherung bei der Bevölkerung, ein
trotziges Bestehen der SPÖ auf ihre Maßnahmen, eine weitere Vergiftung der
Atmosphäre gegenüber Ausländern und noch tieferes Missverständnis gegenüber dem
gesamten Komplex psychotropher Stoffe. (Beifall bei der ÖVP, der SPÖ und den
GRÜNEN. – Große Aufregung bei der FPÖ. – GR Mag Christoph Chorherr: Was ist
denn los, Kollege Pfeiffer?)
Ich danke vielmals, aber es ist meine Zeit, ich muss
auch nicht von jeder Seite zu diesem Thema Applaus bekommen. (GR Mag
Christoph Chorherr: Ja was ist denn los, Kollege Pfeiffer?) Es war
entbehrlich (Weitere große Aufregung bei der FPÖ.), eine wahrlich
entbehrliche Bilanz der Freiheitlichen! Wir, meine sehr geehrten Damen und
Herren...
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend):
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist klar, dass dieses Thema Emotionen
hervorruft. Ich ersuche trotzdem, den Redner ausreden zu lassen.
GR Gerhard Pfeiffer (fortsetzend):
Wir von der Volkspartei halten uns hingegen an sachdienliche Arbeit.
In den Leitlinien zur Drogenpolitik haben wir bereits
1993 die Grundlagen für die Politik zum Handeln festgelegt, die die Politik zum
Handeln berechtigt und auch verpflichtet. Drogen sind Substanzen, die den
freien Willen und den Gebrauch der Vernunft einengen. Sagen wir das einmal klar
so. Und eine Freigabe dessen ist schon aus diesem Grund eine wirklich dumme
Forderung, wenn ich schon Ihre Verbalinjurien, die Sie heute hier gesagt haben,
ebenfalls wiederholen darf. (GR Mag Christoph Chorherr: Dann müssen Sie
Alkohol auch verbieten!)
Drogen sind missbräuchlich verwendet für den
einzelnen, für die Familie und für die Gesellschaft schlecht. Da sind wir uns
auch einig. (GR Mag Christoph Chorherr: Da müssen Sie den Alkohol aber auch
verbieten! – GR Günter Kenesei: Alkohol! Sie müssen auch den Alkohol verbieten!
– GR David Ellensohn: Alkohol! Alkohol auch!)
Die Gesellschaft hat das Recht und die Pflicht,
schädliche Einflüsse in einem gesetzlichen Rahmen abzuwehren. Das ist das, was
uns insbesondere unterscheidet, denn wir stehen zum Suchtgiftgesetz und all
dessen, was darin festgehalten ist. (Beifall bei der ÖVP. – StRin Karin
Landauer: Suchtmittelgesetz! Es heißt Suchtmittelgesetz!) Ich weiß, liebe
Frau Landauer, es heißt Suchtmittelgesetz. Dazu hätte ich Ihrer nicht bedurft.
Im Anschluss haben wir die Grundsätze und ein
Viersäulenmodell damals schon 93 errichtet, das auch schließlich und endlich
die Grundlage für unsere Koalitionsvereinbarungen war, wo wir ein neues
Drogenkonzept mitbeschlossen und vor allem eingeführt haben, wo wir den
Drogenbeirat gefordert haben und wo wir die Zusammenfassung sämtlicher Mittel
und die Evaluierung verlangt haben. Und all das ist erfüllt worden und daher sage
ich Ihnen: Wien könnte viel schlechter da stehen, würden wir nicht eine moderne
Drogenpolitik auch und insbesondere auf Grundlage des ÖVP-Programme
verwirklicht haben! (Beifall)
Dazu gehört auch unser Maßnahmenkatalog mit der
Ablehnung jeglicher offener Szene, das ist das erste, mit der Ablehnung der
Verschreibung und Abgabe von Suchtgiften, insbesondere von Heroin durch
Apotheken, keine Freigabe von Cannabis und Folgeprodukten, das Festhalten an
der Eigenverantwortlichkeit des einzelnen und des Menschen an sich, die
Unverletzlichkeit der Würde der anderen und der Unrechtcharakter der Verletzung
des Suchtmittelgesetzes. Das ist es, was unsere Drogenpolitik kennzeichnet.
Die Wiener Volkspartei bleibt der Vordenker bei der
Bekämpfung von Suchtgiftkonsum und Drogenmissbrauch zum Wohle der Jugend und
aller Menschen in unserer Stadt! (Beifall bei der ÖVP. – GR Mag Christoph
Chorherr: Prost! Prost! Trinken wir ex! – GR Günter Kenesei: Ja, trinken wir
ex! Prost, prost!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR
Kurt Wagner, bitte zum Rednerpult.
GR Kurt Wagner (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Meine
Damen und Herren!
Der Kollege Pfeiffer hat hier in sehr großen
Bereichen mir auch aus dem Herzen gesprochen, was die Beiträge zur Aktualität
betrifft, die uns die Freiheitlichen in diesem Hause seit Jahren im Bereich der
Drogenbekämpfung und Drogenprävention liefern.
Da darf ich vielleicht drei Bemerkungen anbringen: Es gibt
in der Drogendiskussion sehr sinnvolle Debattenbeiträge. Es gibt in der
Drogenpolitik durchaus fachliche Beiträge, die man unterstützen kann und dann
gibt es wieder verzichtbare Debattenbeiträge. Das, was hier zu Beginn die
Kollegin Schmalenberg gebracht hat, würde ich meinen, wäre so ein verzichtbarer
Beitrag. Aber, meine Damen und Herren der freiheitlichen Fraktion, es wundert
mich ja nicht. Ein besonders politisches Talent Ihrer Fraktion, das schon in
vielen Bereichen tätig war, einmal im Nationalrat, dann im Bundesrat, der John
Gudenus, der hat vor einiger Zeit ja überhaupt den besten Debattenbeitrag geliefert,
indem er meinte: Das
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