Gemeinderat,
36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 53
unpassend:
Sie haben betont, dass es Bundesmittel sind, die in
die Länder fließen und dort zur Verteilung kommen, im Speziellen in Wien. Ich
möchte Sie schon ein bisschen darauf aufmerksam machen, dass das kein Gnadenakt
egal welcher österreichischen Bundesregierung ist, sondern dass es sich hier um
die Verteilung so genannter Bundesmittel gemäß Recht und Gesetz handelt und
diese Wohnbauförderungsmittel Steuermittel sind, die für bestimmte
Aufgabenerfüllungen dann auch bereit gestellt werden!
Und ich möchte Sie schon darauf aufmerksam machen,
dass die Wienerinnen und Wiener und insbesondere die Wiener Wirtschaft mehr als
ein Drittel des österreichischen Steueraufkommens erwirtschaften und lediglich
18 Prozent zurückkommen! Wien ist ein Nettozahler! Ich bekenne mich zu
einer Solidarität hier bei uns, aber bitte argumentieren Sie mir nicht, dass
das ein Gnadenakt der Bundesregierung ist, die uns aus dem Füllhorn das eine
oder andere zufließen lässt, damit wir hier mit den Mitteln des Bundes
verschwenderisch umgehen können! Bitte verzichten Sie in Zukunft auf diese
Argumentation! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich
danke.
Die Fragestunde ist beendet.
Wir kommen zur Aktuellen Stunde.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Wie die Frau Vorsitzende schon erwähnt hat, kommen
wir zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle
Stunde mit dem Thema „Wiener SP-Drogenpolitik – Mit Vollgas in die falsch
Richtung unterwegs“ verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der
Geschäftsordnung auch ordnungsgemäß beantragt.
Ich ersuche die Erstrednerin, Frau GRin Mag
Schmalenberg, diese Aktuelle Stunde zu eröffnen. Sie weiß es ja, die Redezeit
beträgt zehn Minuten. Bitte schön.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Dass die SPÖ-Drogenpolitik auf ganzer Linie versagt,
das ist ebenso offensichtlich wie das Zunehmen der Drogenszene in ganz Wien.
Ihre Politik hat aber offenbar nicht nur versagt, nein, Sie sind noch bemüht,
Ihr Versagen damit zu kaschieren, dass Sie auch weiterhin mit Vollgas in die
falsche Richtung unterwegs sind.
Betrachten wir die Fakten: Weit über die Hälfte der
Drogentoten von Österreich verzeichnet Wien. Das sind jährlich rund
80 Menschen. Menschen, die nach jahrelangem Martyrium, nach oft
jahrzehntelangem menschenunwürdigen Dahinvegetieren selbst ihrem Leben ein Ende
setzen. Das bedeutet 80 Mal zerstörte Hoffnung, 80 Mal zerplatzte
Träume, 80 Leben in unserer Stadt und nicht zuletzt auch 80 Mal
politisches Versagen durch Wegschauen, Verdrängen und durch das Setzen völlig
falscher Signale für unsere Jugend. 80 ist nur die Zahl, die Sie als Äußerstes
zugeben, weil nur diejenigen gezählt werden, die im unmittelbaren Einfluss von
Drogen sterben. Das ist auch der Grund, warum sich der Drogenkoordinator
darüber beschwert, dass er nicht alle Obduktionsberichte auf den Tisch bekommt,
denn dann könnte er vielleicht den einen oder anderen Toten aus der Statistik
heraus reklamieren.
Wir wissen aber alle, dass die wirkliche Zahl um
einiges höher liegen dürfte. Während Sie sich als SPÖ als Stadtverantwortliche
darin gefallen, mit den GRÜNEN einen schaurigen Wettbewerb darin zu führen, wer
noch schneller, wer noch verharmlosender einer bedingungslosen Drogenfreigabe
das Wort redet, sollten Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst werden, sie ernst
nehmen und endlich handeln. (GRin Dr Claudia Laschan: Das ist eine
Unterstellung bitte!)
Ich verstehe die Wut der Menschen, wenn in der U-Bahn
und in der Straßenbahn offen gedealt wird. Ich verstehe den Zorn der
Wienerinnen und Wiener, wenn am helllichten Tag auf offener Straße ungeniert
gedealt wird. Ich verstehe vor allem die Angst der Menschen, wenn vor Schulen
und Einrichtungen, in der Kinder täglich ein- und ausgehen, ohne Hindernisse
offen gedealt und konsumiert wird. Sie schauen diesem Treiben tatenlos zu!
Nehmen wir uns als Beispiel den Urban-Loritz-Platz
her. Da haben wir voriges Jahr die neue Zentralbibliothek errichtet und
eröffnet. Wir sind sehr froh, denn viele Jugendliche nehmen die tollen Angebote
in dieser Einrichtung wahr und besuchen die Einrichtung regelmäßig. Das ist auch
wichtig, denn das Lesen gehört dazu, eine starke eigenständige Persönlichkeit
zu entwickeln. Gehen Sie doch einmal über den Urban-Loritz-Platz, dann werden
Sie sehen, was sich dort mittlerweile abspielt, denn die Jugendlichen müssen
durch wahre Horden von Drogendealern, die ihnen auch ungeniert Drogen anbieten!
Polizei aber werden Sie dort nie antreffen.
Fahren Sie doch nur ein einziges Mal mit der
U 6, dann werden Sie sehen, was in dieser Stadt abseits von Ihren
Jubelmeldungen und einschlägigen Einrichtungen wirklich passiert!
Wenn Sie heute in Broschüren der Stadt Wien davon
schreiben, dass die Jugendlichen nur lernen müssen mit Drogen umzugehen, wenn
Ihre Jugendorganisation die Experimentierfreudigkeit der Jugendlichen in diesem
Zusammenhang hervorstreicht, dann ist der Ausdruck, dass Sie mit Vollgas in die
falsche Richtung fahren, wohl nicht übertrieben.
Der einzig richtige Weg zu verhindern, dass Kinder
und Jugendliche überhaupt auf die Idee kommen, mit Drogen zu experimentieren
heißt, altersgemäße Prävention schon vom Kindergarten an. Aber genau diese
Maßnahmen setzen Sie leider nicht.
Es reicht nicht aus, mit einem lustigen Augenzwinkern den
Jugendlichen irgendwelche Geschichten über Tabak und Alkohol und Schokolade zu
erzählen. Es muss vielmehr eine echte Aufklärung über die Gefahren und den
zumeist tödlichen Ausgang beim Experimentieren mit Drogen geben. Es reicht auch
nicht aus zu sagen, na gut, dann bekommen die Betroffenen eben Methadon. Wir
alle sind aufgerufen dafür zu sorgen,
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