Gemeinderat,
36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 53
GR Georg Fuchs
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Bürgermeister, es ist eine Tatsache, dass am 3. Oktober Ihr
Vorsitzender Gusenbauer eine Aussage gemacht hat, wo er über die
Sozialleistungen nachdenken möchte oder auffordert nachzudenken, und ich nehme
an, er hat auch Ihre Fraktionsleute in Wien dazu aufgefordert, weil er auch der
Meinung ist oder er ist der Meinung, dass hier einige Dinge in ein richtiges
Lot gelenkt werden müssen. Die Aussage natürlich des Herrn Fraktionskollegen
aus Oberösterreich Haider war natürlich genau jene Aussage, die ich mir
eigentlich von Ihnen erwartet hätte, dass man halt gesagt hätte, nein, es darf
überhaupt zu keiner Reduzierung einer Förderung kommen, weil wir sie brauchen.
Das habe ich bei Ihnen für Wien vermisst, weil Sie ja immer wieder bei jeder
Veranstaltung sagen, wir brauchen diese Wohnbauförderung. Jetzt glaube ich
natürlich, dass zwischen Ihnen - weil Sie ja ein gewichtiges Wort haben, Herr
Bürgermeister - und dem Herrn Gusenbauer doch keine Diskrepanz besteht und Sie
natürlich Ihre Meinung immer wieder durchbringen. Aber doch ist in der SPÖ die
Diskussion da, wie Einsparungen im Sozialbereich vorgenommen werden können und
da wurde ganz konkret die Wohnbauförderung genannt.
Sehen Sie auch hier eine Notwendigkeit für
Einsparungen im Bereich der Wohnbauförderung?
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Herr Gemeinderat! Unrichtige Behauptungen werden durch ständige Wiederholungen
nicht wahr.
Es gibt in der SPÖ keine Diskussion über die Frage
der Einsparungen bei der Wohnbauförderung. Es gibt eine Diskussion darüber -
und ich halte das durchaus auch für sinnvoll -, dass man über die
Wiedereinführung der Zweckbindung oder zumindest von Teilen davon spricht, denn
in der Tat werden Wohnbauförderungsgelder ja allzu oft für Bereiche verwendet,
die auch außerhalb von Wohnbau beziehungsweise dazugehöriger sozialer
Infrastruktur liegen. Also ich bitte Sie einfach zur Kenntnis zu nehmen: Die
SPÖ denkt nicht daran, Wohnbauförderungsgelder zu kürzen und hat das auch nicht
vorgeschlagen.
Ich habe nie behauptet, dass solche Missverständnisse
ausschließlich auf eine Fraktion oder auf eine Person beschränkt seien.
Selbstverständlich sind solche Sachen fraktionsübergreifend, das ist ja gar
keine Frage. Ich habe es nur im Regelfall immer so gehalten, dass ich mir
schlicht und ergreifend Sachen zuerst anschaue, was hat einer gesagt, und dann
habe ich es kritisiert oder auch nicht.
Meine Haltung zur Wohnbauförderung kennen Sie: Sie
ist unabänderlich und ich darf Ihnen versichern: Sollte der
Bundesparteivorsitzende der SPÖ auf die Idee kommen, ernsthaft die Kürzung der
Wohnbauförderungsgelder vorzuschlagen, dann hat er mich auch am G’nack. Das ist
gar keine Frage. (Heiterkeit bei GR Mag Hilmar Kabas.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
Die 2. Zusatzfrage ist von Herrn GR Josef Wagner. Bitte
GR Josef Wagner
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Bürgermeister! Ihre Aussagen betreffend die Sicherstellung der Wohnbauförderung
beruhigen etwas, sage ich.
Bgm Dr Michael Häupl (unterbrechend): Dazu bin ich in
erster Linie da.
GR Josef Wagner (fortsetzend) Richtig.
Ich habe auch so wie Sie die Gefahr, wenn Dr Gusenbauer als Opposition im Bund
etwas fordert, nicht als groß gesehen, dass durch so eine Forderung schon etwas
abgeschafft werden kann. Ich sehe allerdings, dass Dr Gusenbauer mit seinen
Vorstellungen zur Wohnbauförderung nicht ganz alleine ist, auch wenn Sie hier
seine Vorstellungen etwas klarer gefasst haben. Aber es gibt zwei Personen, die
eigentlich der ÖVP zuzuordnen sind, und das ist der Wiener Landesparteiobmann
und Finanzstaatssekretär Dr Finz, der zuletzt ganz klar die Abschaffung der
Wohnbauförderung auf Bundesebene gefordert hat, und das ist auch der
Rechnungshofpräsident Dr Fiedler, der hier in dieses Konzert eingestiegen ist.
Nachdem Dr Finz einer Regierungspartei angehört und
der Rechnungshofpräsident vielleicht auch ein gewichtiges Wort hat, stelle ich
Ihnen die Frage, ob Sie mit dieser Vehemenz, mit der Sie gegen Ihren
Bundesparteivorsitzenden bei der Wohnbauförderung auftreten, auch gegen den
Herrn Finanzstaatssekretär Finz und gegen den Rechnungshofpräsidenten auftreten
werden?
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Zumindest was den Bundesparteivorsitzenden der SPÖ
betrifft bitte ich Sie, den Konjunktiv zu verwenden „auftreten würde, wenn“ er
tatsächlich die Abschaffung gefordert hätte, was er nicht getan hat.
Aber in der tatsächlichen Frage, was für die
präventive Umsetzung von Vorschlägen gewichtiger ist, wenn der
Bundesparteivorsitzende der SPÖ und Oppositionsführer solches verlangen würde
oder der Staatssekretär im Finanzministerium, bin ich noch ein bisschen
unentschieden, was sozusagen ein größeres Problem für die Wohnbauförderung
darstellen würde. Es ändert nichts an der Tatsache.
Ich will jetzt dem Herrn GR Fuchs nicht mit der
Retourkutsche kommen, sein eigener Landesparteiobmann hat ja die Abschaffung
der Wohnbauförderung gefordert. Ich habe es auch vorhin in einem Anfall von
extremer Vornehmheit – das möchte ich schon hinzufügen - gar nicht erwähnt (Heiterkeit
bei den GRÜNEN.), denn es ist ja normalerweise nicht so selbstverständlich,
dass ich bei politischen Argumentationen vornehm zurückhaltend bin. Ich bin es
im gegenständlichen Fall, weil ich ja aus Gesprächen mit dem Herrn
Finanzstaatssekretär weiß, dass er die Wohnbauförderung eigentlich ohnehin
erhalten will. Also er ist offensichtlich noch nicht ganz eins mit sich. Aber
das passiert ja bei anderen Dingen auch, dass er mit sich nicht ganz eins ist,
zum Beispiel in der
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