Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 110 von 120
Ich möchte, bevor ich zu meinen eigentlichen Ausführungen
komme, auf das Thema Schwarzenbergplatz eingehen, das auch von Frau StRin
Rothauer schon angesprochen wurde. Ich habe mir das auch vor wenigen Tagen
angesehen, und es fehlt mir durchaus der Charme, den man sich erwartet hätte –
das zeigt sich, bei fortgeschrittener Bauzeit, auch heute schon. Man hat - und
das kann man fast jetzt schon sagen - einiges versäumt; nicht nur, dass man die
schamlosen Lampen dort anbringt - wir wollten ja historische, die hätten dort
viel besser hingepasst. Der Platz kann nicht mehr viel besser werden. Herr
Stadtrat Schicker, um nach Farkas zu zitieren: Schauen wir uns das an, wenn es
fertig ist! - Also ich kann mir nicht vorstellen, dass es viel besser wird.
Herr GR Maresch hat vorhin sehr viel über den
Masterplan und über die Zukunftsbezirke über der Donau gesprochen. Daher bleibt
mir für meine Rede eigentlich nur, etwas über die "weißen Flecken"
der westlichen Bezirke zu sagen, die in der Stadtentwicklung sehr
vernachlässigt wurden und eigentlich gar nicht vorkommen.
Es ist grundsätzlich einmal gut, dass es den
Masterplan gibt, und darin sind positive Ansätze festzustellen. Jedoch weist er
- und das ist jetzt meine Kritik - viele "weiße Flecken" auf: weiße
Flecken, wenn es um die verbesserte Aufschließung durch die U-Bahn im Westen
und Nordwesten Wiens geht. Hier hat die Stadtplanung nichts vorgesehen.
Ich möchte nur ein paar Punkte herausgreifen - es ist
schon spät -, die im Masterplan sehr wohl Berücksichtigung finden hätten
müssen: Da ist zum Beispiel keine Idee von einer Verlängerung der U4 in
Richtung Auhof. Natürlich entwickelt sich alles nach dem Süden und nach dem
Osten und Nordosten. Aber dort, wo am Rande am Wienerwald ein Industrie- und
Einkaufszentrum von beträchtlicher Größe entstand - ein schwedisches Möbelhaus
soll demnächst auch noch hinkommen -, führt nichts hin! Daher gehört raschest -
und nicht erst am Sankt-Nimmerleins-Tag - die Projektierung und Realisierung
der U4-Verlängerung nach Auhof vorangetrieben! (Beifall bei der FPÖ.)
Es ist dabei darauf zu achten, dass auf der Höhe Wolf
in der Au eine Verknüpfung in Form einer Haltestelle für Westbahn und U-Bahn
entstehen muss, damit die Pendler problemlos mit der U4 in die Stadt gelangen.
Ebenso muss dort und im Auhof eine Park-and-Ride-Anlage gebaut werden. So kann
der Einpendlerverkehr bereits ganz im Westen Wiens gestoppt werden - das hat ja
auch Kollege Gerstl in seiner Rede vorgeschlagen -, um die westlichen Bezirke
vom Einpendlerverkehr und von parkenden Autos zu entlasten. - Im Masterplan ist
da ein weißer Fleck.
Auch bei der Endstelle U3 in Ottakring - als
Ottakringer darf ich das ja noch sagen - hat man viel versäumt. Nicht nur, dass
die Wendeanlage pikanterweise in einer Wohnhausanlage in Hochlage endet, man
hat auch eine Verlängerung durch einen in der Ottakringer Straße quer stehenden
Wohnbau - ursprünglich war nämlich dort eine Gasse - unmöglich gemacht. Ich
will gar nicht von der fast einen Kilometer langen Parallelführung der U3 mit
der Schnellbahn sprechen. Ich will aber davon reden, dass man die U3 einige
hundert Meter von wichtigen Einrichtungen in Ottakring weg geplant hat:
Da muss man, wenn man in das Wilhelminenspital
gelangen will, von der U3-Endstelle noch zwei Stationen mit der Straßenbahn
fahren und dann noch einige Minuten gehen, weil das Wilhelminenspital an keinen
öffentlichen Verkehr angeschlossen ist. - Zum Ottakringer Friedhof: zwei bis
drei Stationen mit dem Bus. - Zum Pensionistenheim: ebenso zwei Stationen mit
dem Bus. - Zum Ottakringer Bad: vier Stationen mit dem Bus. - Zur Volksschule
und zum Realgymnasium in der Maroltingergasse: eine Station mit dem Bus oder
mit der Straßenbahn.
Dieses Umsteigen auf andere Verkehrsmittel wäre mit
einer Verlängerung der U3 zum Wilhelminenspital nicht mehr notwendig gewesen.
Die technischen Voraussetzungen waren und sind auch heute noch vorhanden.
Diese Verlängerung der U3 um nur eine Station haben
wir Freiheitlichen schon während der Planung vehement gefordert. Abgeschmettert
wurde diese Forderung vom damaligen Finanzstadtrat und VBgm Mayr mit den
Worten: "Seid froh, dass die U3 überhaupt bis nach Ottakring geführt
wird!" - Das waren seine Worte.
Das Wendegleis in der Hochlage - ich habe es schon
erwähnt - bringt außer der fragwürdigen Optik auch eine unerträgliche
Lärmbelästigung mit sich. Bei der Eröffnung hat Josef Broukal moderiert. Josef
Broukal ist nämlich am Wohnbau der Wendeanlage wohnhaft und sesshaft gewesen.
Er hat in launigen Worten das Rattern und Quietschen und Pfeifen bei der
Wendeanlage geschildert. Er sagte, seine Lebensqualität habe sich dadurch ein
bisschen verändert. - Er hat bereits die Konsequenz gezogen, ist dort
ausgezogen, und seine Lebensqualität hat sich wirklich verändert: Er lebt jetzt
in einer ruhigen Villengegend in Ottakring. - So viel zum Wendegleis der U3.
Im Masterplan sind keine Vorkehrungen für eine
Verlängerung ersichtlich - nur weiße Flecken!
Von der U5 steht ebenfalls nichts im Masterplan.
Dabei wäre diese U-Bahn so wichtig für die dicht besiedelten Wohngebiete der
Bezirke 9, 8, 17, 16 und 18 tangierend. - Der dritte weiße Fleck!
Der Westen und Nordwesten Wiens, was den öffentlichen
und ganz besonders den U-Bahn-Verkehr betrifft, wird im Masterplan nicht
erwähnt und auch nicht im Stadtentwicklungsplan. Man muss sich vorstellen,
meine Damen und Herren: Der Masterplan ist immerhin die Grundlage für den
Verkehr der nächsten 10 bis 20 Jahre. Und er zeigt in diesen Bereichen, im
Westen und Nordwesten Wiens, nichts auf!
Herr Stadtrat! Gehen Sie in der Stadtplanung weg von Ihrer
Einstellung "Im Westen nichts Neues"! Herr Stadtrat, lassen Sie die
weißen Flecken aus dem Masterplan verschwinden, denn die Bewohnerinnen und Bewohner
der westlichen Bezirke brauchen dringend die von mir zuvor genannten
Verkehrsmaßnahmen!
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