Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 109 von 120
Ich glaube, dass der "Talent" ein ganz wichtiger
Punkt für die Verbesserung des Nahverkehrs in Wien und natürlich auch für
Österreich ist. Es ist ja ein Fahrzeug, das nicht nur in Wien in Betrieb
gesetzt werden wird, sondern auch in anderen Bereichen. Es ist daher, glaube
ich, ganz besonders wichtig, dass die Stadt nun endlich diesen
Nahverkehrs-Vertrag mit den ÖBB abschließt, bei dem es um die Beschaffung
dieser 60 "Talent"-Fahrzeuge geht. Dies nicht zuletzt deshalb,
weil es bei den "Talent"-Fahrzeugen ja auch darum geht, dass damit
Arbeitsplätze in Wien erhalten werden - Arbeitsplätze, deren Anzahl keine
unerhebliche ist, insbesondere was das Werk Bombardier angeht, geht es hier
doch um 429 Mannjahre oder auch 143 Mitarbeiter. Was den Betrieb Elin
angeht, geht es um 213 Mannjahre oder 71 Mitarbeiter, und was die ÖBB
in Floridsdorf betrifft, so geht es hier um 50 Mannjahre beziehungsweise
um 20 Mitarbeiter. Das heißt, es geht insgesamt um 692 Mannjahre bei
234 Mitarbeitern.
Wenn Sie also nun nach einem Jahr diese Verhandlungen
nicht positiv abschließen, dann machen Sie sich als Stadtregierung auch
weiterhin schuldig daran, dass für 700 Mannjahre bei 234 Mitarbeitern
– dass heißt für 234 Mitarbeiter für drei Jahre – die Arbeitsplätze
weiterhin verloren gehen, dass also der Wirtschaftsstandort Wien weiterhin in
Mitleidenschaft gezogen wird.
All das würde es, glaube ich, überhaupt nicht
rechtfertigen, mit dem Abschluss der Verhandlungen noch länger zuzuwarten, ganz
im Gegenteil: Es wäre dringend notwendig, dass wir ein solches
Nahverkehrsmittel für Österreich und für Wien schaffen.
Aber machen wir uns nun, da wir sozusagen wirklich
zum Schluss unserer Budgetdebatte kommen und sich auch die Debatte über die
Geschäftsgruppe Verkehr nunmehr dem Ende zuneigt, auch ein bisschen Gedanken
darüber, was diese zwei Tage Budgetdiskussion in Wien gebracht haben und was
sie wirklich zeigen.
Zwei Tage Budgetdiskussion in Wien wurden geprägt von
dem Zugang, den Unterschied zwischen Bund und Wien darzustellen, dem Versuch,
Unterschiede aufzuzeigen, und dem Versuch, sich sehr oft teilweise mehr mit dem
Bund zu beschäftigen als mit dem, was hier in Wien passiert. Das haben ja von
Seiten der SPÖ schon mehrere versucht. Ich möchte im Folgenden ein Beispiel
dafür bringen, wie Sie von der SPÖ versucht haben, neue Beispiele vorzugeben
oder neue Gesichter zu zeigen.
Es war Ihr Parteivorsitzender Gusenbauer, der am
19. Februar 2000 neue Gesichter für eine Gegenregierung gefordert hat.
Alle Teile der SPÖ, aber auch alle Teile der besorgten Bevölkerung sollten mit
einbezogen werden. Für die ehemaligen SP-Minister wurde eine Neupositionierung
gesucht. Einer davon, Einem, liegt nun im Kampf mit Swoboda und die kommende
EU-Wahl.
Am 2.3.2000, also einen Monat später, hat er
Alt-Jusos um sich versammelt, um der Partei in Opposition eine Verjüngungskur
zu verpassen, und er hat mit Dörflinger einen "Manndecker" gefunden,
so wie er es hier bezeichnet hat, einen tollen Mann, mit dem man sozusagen die
weiteren Schritte für die SPÖ macht. "Eine moderne, offene,
unkonventionelle Einbindung von Leuten meiner Generation," so sprach er,
"ist eine Riesenchance für die SPÖ", gemeinsam mit dem
burgenländischen Parteichef Moser, dem oberösterreichischen Landesrat Ackerl
und Niederösterreichs SP-Chef Schlögl und Tirols Parade-Sozi Prock. - So steht
es im "Kurier" vom 2.3.2000.
Wenn wir ein bisschen nachdenken, dann stellen wir
fest, dass sich vieles geändert hat: Prock gibt es nicht mehr, Moser gibt es
nicht mehr, Dörflinger gibt es nicht mehr. Das Paradeteam ist sozusagen am
Ende. - Nach diesem Mal hat er noch mehrmals versucht, seine Schattenkabinette
vorzustellen: Am 27.11.2000 hat er es wieder angekündigt, am 22.7.2001
nochmals. Am 31.12.2001 hat er gemeint: Ich präsentiere diese Personen, wenn
ich es für sinnvoll erachte. - Er hat es am 2.5.2002 nochmals angekündigt.
"Das Schattenkabinett ist noch im Dunkeln", heißt es am 12.9.2002. (GRin
Marianne Klicka: ... mehr als ein Jahr vorbei! - GR Harry Kopietz – auf
das rote Licht am Rednerpult weisend -: Rotlicht!) - Ich habe ein bisschen
ein Zeitguthaben, denn am Anfang hat das Mikrophon nicht funktioniert! – Und
dieses Schattenkabinett suchen wir bis heute.
Wenn Sie sich gedacht haben, dass wir das vielleicht
hier mit dieser Budgetdebatte erreicht haben, so spricht Finanzstadtrat Rieder
es in einem Satz klar aus:
Bei diesem Budget, das er realisiert hat, ist es aus
seiner Sicht so, dass es "nicht das Beste" ist. "Sie haben
Recht, es liegt nicht daran, dass die Einnahmen weniger werden; das hat ja
niemand gesagt. Ich denke, es ist orientiert und sozial engagiert. Aber bei den
Bedingungen, die wir vorfinden, ist es unbestritten. Wir haben eines
hergestellt und gesagt, ... (GR Dr Kurt Stürzenbecher:
... Rotlicht! Die Zeit ist abgelaufen!)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner (unterbrechend):
Herr Kollege Gerstl, Ihre Redezeit ist abgelaufen!
GR Mag Wolfgang Gerstl
(fortsetzend): Das war es. So war das
Budget von allen! - Ich danke Ihnen ganz herzlich ...
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner (unterbrechend):
Ich habe gerade erwähnt, dass Ihre Redezeit abgelaufen ist - vielleicht habe
ich es zu leise ausgesprochen.
GR Mag Wolfgang Gerstl
(fortsetzend): ... für die Aufmerksamkeit
und beende diese Rede und wünsche Ihnen viel Erfolg! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR
Ing Wolfram zum Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Ing Gunther Wolfram (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
Stadtrat!
Irgendwie hatte ich jetzt das Gefühl, Herr Gerstl
hatte einen Wortdurchfall - ich bin schon ganz nervig gewesen. Dass das rote
Licht ihm das Ende seiner Redezeit anzeigte, war schon korrekt.
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