Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 120
zusätzliche konjunkturbelebende Mittel geben wird.
Doch da ist nichts, absolut nichts passiert, obwohl
wir – hören Sie zu, denn das steht natürlich nirgends drinnen, man kann es nur irgendwie
herauslesen, wenn man jahrelang hier ist – 460 Millionen EUR an
Rücklagen haben. 460 Millionen EUR, und wir setzten nichts zusätzlich
ein. Wir hätten damit ein Steuerungsinstrument für den Arbeitslosenabbau und
für die Wohnungssuchenden in der Hand.
Ich habe mir zum Beispiel das Berichtsjahr 2003
hergenommen. Bei Wiener Wohnen haben wir viele Vormerkungen. Wir haben bereits
19 800 vorgemerkte Wohnungssuchende. 19 800 Vorgemerkte! Und jetzt
soll mir noch einer sagen, dass wir – außer diesen Problemen der
Arbeitslosigkeit im Bereich der Bauwirtschaft, außer dem Nachholbedarf im
Sanierungsbereich – nicht auch im Neubaubereich zusätzlich etwas brauchen. Das
gilt vor allem für den billigen Genossenschaftsbereich, wo Baurechte dafür
sorgen, dass wir niedrige Kosten für die zukünftigen Benützer haben.
Da ist nichts geschehen, diese Mittel werden nicht
eingesetzt. Ich finde das eigentlich unsozial und verantwortungslos gegenüber
den Wohnungssuchenden, vor allem gegenüber den Menschen in Not. Diese Statistik
ist ja klar und deutlich und wird jedes Quartal ausgewiesen, und wir haben also
eine gigantische Steigerungsrate.
Ich möchte aber betonen, dass wir natürlich nicht nur
diese Rücklagen haben, diese 460 Millionen EUR, sondern wir haben
natürlich durch dieses Budget weitere 490 Millionen EUR zur
Verfügung. Und diese 490 Millionen EUR, meine Damen und Herren, sind
Förderungsgelder, die – ich habe es immer wieder gesagt und ich betone es immer
wieder – vom Bund kommen und an das Land Wien gegeben werden. Da ist kein
einziger Euro Landesanteil. Das heißt, vom Land kommt nichts aus irgendeiner
Quelle dazu. Alles sind Bundesmittel, die dem Land gegeben werden.
Und jetzt wird mir eigentlich sehr bange, denn vor
einiger Zeit wurde bei IFES eine Studie in Auftrag gegeben, wo über Reformen im
Sozialbereich nachgedacht werden sollte. Meine Damen und Herren, das ist klar,
dass wir über das nachdenken sollen, doch am 3. Oktober wurde eine Studie
präsentiert, bei der "Chancengleichheit" und "Eigenverantwortung"
unter Anführungszeichen gesetzt wurde. Und diese Studie besagt, dass die teuren
Wohnbauförderungsgelder überdacht werden sollen. Abgeschafft sollen sie werden.
Stellen Sie sich das vor! (GR Johann
Driemer: Wer sagt das?) Warten Sie einmal, warten Sie, Herr Kollege. Ich
und Sie auch, wir weisen das entschieden zurück. (GR Johann Driemer: Sagt das der Finanzminister?) Ich weise das
entschieden zurück. (Beifall bei der
ÖVP.)
Wissen Sie, wer das gesagt hat? Ihr Vorsitzender
Gusenbauer, und ich kann es Ihnen genau belegen. Am 3. Oktober hat Ihr
Vorsitzender Gusenbauer gesagt, man muss über die Wohnbauförderung nachdenken,
ob sie nicht gestrichen gehört. Das ist nicht in Ordnung im Sinne von Wien. (Beifall bei der ÖVP. – GR Johann Driemer:
Aber Nachdenken kann man ja immer!) Herr Kollege, Sie glauben es nicht.
Dann gehen Sie einmal ins Internet, suchen Sie sich die vielen Meldungen
heraus, zum Beispiel jene aus Oberösterreich, wo der Herr
Landeshauptmann-Stellvertreter von Ihrer Fraktion gesagt hat: Ein Wahnsinn, was
der Vorsitzende macht!
Aber wissen Sie, was noch tragischer ist, was noch
viel tragischer ist? Der Herr Bgm Häupl hat nicht einmal ein einziges Wort dazu
verloren. Er hat ihn nicht zurechtgewiesen. Das ist der noch viel größere
Skandal. Er ist damit konfrontiert worden – er hat gar nicht nachgedacht, er
ist damit konfrontiert worden –, es soll einfach gestrichen werden. Und er
denkt nicht einmal darüber nach: Wo bleiben diese vielen Alleinerzieherinnen,
diese vielen Leute, die ich Ihnen da genannt habe, diese 20 000
Wohnungssuchenden, diese jungen Menschen?
Sehen Sie, wir von der ÖVP wollen haben, dass die
Wohnbauförderung bleibt, egal, in welchem Modus sie ist, aber sie soll bleiben.
Da befinden wir uns im Gegensatz zu Ihrem Vorsitzenden Gusenbauer. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Abschaffer, Herr Kollege, ist nicht die ÖVP,
nicht unser Schüssel, auf den wir sehr stolz sind, sondern Ihr Gusenbauer. (GR Johann Driemer: Wir sind auch stolz auf
ihn!) Nehmen Sie das zur Kenntnis und sagen Sie es auch bei jeder Gelegenheit,
bitte! Zum Beispiel gab es gestern eine Information für die Bevölkerung, wo es
um eine Projektvorstellung gegangen ist. Da wurde immer wieder gesagt, es wird
so tragisch werden, denn die böse Bundesregierung wird die
Wohnbauförderungsmittel abschaffen. Der Gusenbauer will sie abschaffen. Sagen
Sie das in Zukunft! Nehmen Sie es jetzt endlich zur Kenntnis und polemisieren
Sie nicht! (Beifall bei der ÖVP. – GR
Johann Driemer: Der Grasser wollte das! Gehört der Grasser jetzt zur
Bundesregierung oder nicht?)
Wir sagen nein zu diesen Vorschlägen, wir sagen
entschieden nein zum negativen Konzept von Gusenbauer, und ich glaube einfach,
dass diese Förderungsmittel in Zukunft fließen werden, egal, auf welche Art, ob
jetzt der Bund hergeht und sagt, das Land kriegt entsprechende Steuerrechte
dafür, egal wie, aber sie werden fließen. Oder Sie wollen es nicht wie
Gusenbauer. Ansonsten müssen Sie sich auf die Füße stellen. Machen Sie es nicht
so wie der Herr Bgm Häupl, sondern schauen Sie als Gewerkschafter auch für Ihre
Leute, damit das Bau- und das Baunebengewerbe auch entsprechend Arbeit hat.
Dann sitzen Sie hier auf dem richtigen Platz. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Bei dieser SPÖ-Panikmache
bezüglich des Abschaffens der Förderungsmittel machen wir nicht mit. Es ist
anscheinend eine Strategie, einerseits überall aufzutreten und zu sagen, diese
Bundesregierung wird uns diese Förderungsmittel nicht geben, andererseits gibt
es aber den Herrn Gusenbauer, der sagt: Das gehört weg! Das gehört weg! Das ist
Strategie.
Leider haben Sie in anderen Bereichen keine Strategie, zum
Beispiel im Bereich der Arbeitsplatzsicherung und im Bereich des Wohnbaus, wo
man auch Mittel für
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