Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 120
Frau Noch-Sozialstadträtin Laska. Die Probleme erbt Ihre
Kollegin Pittermann und wie sich noch herausstellen wird, millionenschwere
Probleme.
Davor möchte ich aber noch gerne
darauf eingehen, inwiefern Sie hier in der Vergangenheit die Wahrheit oder
besser gesagt, die Unwahrheit gesagt haben. Ich erinnere mich noch an Ihre
Anfragebeantwortung in der Sitzung vom 4. November, wo zur Frage, ab welchem
Zeitpunkt haben Sie eigentlich gewusst, von Ihnen ausgeführt wurde: „Die
Vorgangsweise dazu ist ausführlich unter Punkt 1 und 2 erläutert, sowie
klargestellt, dass zur richtigen Zeit die entsprechenden Veranlassungen
getroffen wurden. Im Hinblick auf die Beobachtung der laufenden Entwicklung des
ersten Halbjahres 2003 im Zusammenhang mit der Voranschlagserstellung, ...“ und
so weiter, also erst 2003, das haben wir immer gesagt. Vorher hatten Sie keine
Kenntnis davon, dass in Wirklichkeit die Sozialkosten explodieren, deshalb war
es auch nicht Ihre Weisung, sondern der Kollege Podkowicz hat von sich aus
gearbeitet und die Weisung erteilt, dass ein Einsparungsprogramm erstellt
werden muss, und so weiter.
Ja,
Frau Stadträtin, und dann ist mir leider ein Brief in die Hände gefallen, der
datiert ist vom 9. August 2002, Budgeterstellungsprozess 2003. Ja, Geschichte
wiederholt sich, so wie wir darauf gekommen sind, dass das 40-Millionenloch,
über das ich später noch reden werde und auch über Ihre Verantwortung zu diesem
40-Milli-onenloch, sich auch schon das zweite Mal wiederholt. Nur 2003 hat es
noch niemand gewusst und so wiederholt sich auch die Geschichte bei den
Belastungspaketen. Und es wird sich herausstellen, Frau Stadträtin, Sie haben
bewusst und vorsätzlich falsch budgetiert und nicht so, wie es die Haushaltsordnung
vorsieht, dass die zu veranschlagenden Einnahmen und Ausgaben zu errechnen,
beziehungsweise wenn dies nicht möglich ist, gewissenhaft zu schätzen sind.
Was steht denn in dem Brief vom 9. August 2002? “In
Anbetracht der vorgelegten Mehrerfordernisse an Budgetmittel für das Jahr 2003
in der Höhe von 62 Millionen EUR ersuche ich, mir bis spätestens
16.8.2002 schriftlich und detailliert nachstehende Fragen zu beantworten:
1) Welche zielführenden Maßnahmen grundsätzlicher Art hätte die
MA 12 für die einzelnen Budgetposten zu treffen, um die Budgetvorgabe für
das Jahr 2003, das sind rund 384,7 Millionen EUR“ - das ist in etwa
die Summe die dann budgetiert wurde – “ohne Personal- und Pensionslasten
einhalten zu können, und zwar getrennt nach gesetzlichen, vertraglichen und
freiwilligen Leistungen.“
Dann kommen noch zwei, drei andere Fragen, aber dann
kommt eine ganz spannende Frage: „Wie wird sich die Einnahmen- und
Ausgabensituation in den Jahren 2004 bis 2007 unter der Annahme eines
gleichbleibenden sozialen Umfeldes entwickeln?“
Und jetzt hören Sie bitte zu, wie es weiter geht:
“Wobei auch hier gesellschaftliche Szenarien für eine Verringerung von
Sozialleistungen vorzuschlagen sind.“
Wer, glauben Sie hat den Brief unterschrieben? Ist
das ein Brief, der von einem Abteilungsleiter auf Abteilungsleiterebene
ergangen ist? Ist das eine Weisung von Bereichsdirektor Podkowicz? Oder trägt
dieser Brief, in dem angeordnet wird “wobei auch gesellschaftliche Szenarien
für eine Verringerung von Sozialleistungen vorzuschlagen sind“, trägt dieser
Brief die Unterschrift von Sozialabbaustadträtin Laska? Wissen Sie es Frau
Kollegin Wehsely? (GRin Mag Sonja
Wehsely: Sicher!) Er trägt die Unterschrift von Frau Sozialstadträtin
Laska.
Und dann stellen Sie sich hin und behaupten wochen-
und monatelang, dass Sie nicht über die Budgetdaten Bescheid wissen. Frau
Kollegin Wehsely, ich weiß, was die MA 12 und der Bereichsdirektor darauf
geantwortet haben. Die MA 12 hat ganz offensichtlich geantwortet: “Die
gesetzlichen Leistungen im Bereich der Allgemeinen Sozialhilfe sind rund
97,3 Prozent, wir benötigen dazu für 2003“, wohl gemerkt, “auf Ansatz
4110 182 Millionen EUR.“
Was hat der Herr Bereichsdirektor gemacht mit
Rückendeckung der Frau Stadträtin? Er hat diesen Betrag um mehr als 20,
ungefähr 25 Prozent, einfach gekürzt. Er hat gesagt, schreiben wir einfach
hin 141,907 000 EUR in den Voranschlag 2003.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, eine solche Budgeterstellung
ist verlogen und entspricht in keiner wie immer gearteten Art und Weise den
Haushaltsordnungen. Und die Nachdotation, die wir jetzt bislang schon
beschlossen haben, und die Nachdotationen, die wir noch beschließen werden,
werden im gesamten Bereich der hier angeführten Posten nicht ganz die
62 Millionen EUR Mehrausgaben erreichen, aber ungefähr die Grenze von
53 bis 55 Millionen EUR, insbesondere wenn man die Nachdotationen
dazu nimmt, die auch noch im Rechnungsabschluss erfolgen werden.
Sind Sie tatsächlich der Meinung, dass es in Ordnung
ist, so zu budgetieren? Was fehlt, sind nicht Budgeterstellungen, sondern die
Taten. So in etwa hat Kollege Lindenmayr Kollegen Rieder zitiert.
Ja wozu erstellen wir ein Budget, jetzt ganz
ernsthaft. Da könnte man sagen, die Stadt Wien hat 9,3 Millionen EUR
zur Verfügung, am Ende rechnen wir ab. (GR
Ebinger: Das machen sie ja ohnedies!) Das ist ja lächerlich, was Sie da
machen. (GR Blind: Das ist Kameralistik!)
Und die Geschichte wiederholt sich. Für 2004 ist es ganz
genau so abgelaufen wir für 2003 und mittlerweile wird klar, die Frau
Sozialstadträtin hat ihr Belastungspaket für 2004 bekommen, und nur der Druck
der Opposition war es, der verhindert hat, dass dieses Belastungspaket
umgesetzt wurde. Nichtsdestoweniger wird ... (GRin Mag Sonja Wehsely:
Arrogant!) Liebe Sonja Wehsely, es stellt sich heraus, dass die Schätzungen
der MA 12 im Großen und Ganzen richtig sind. Bereichsdirektor ist aber
immer noch der Herr Podkowicz, und das, weil er Märchenzahlen geschrieben hat,
die der Frau Stadträtin Spaß gemacht haben, trotz steigender Sozialausgaben,
trotz steigender Anzahl von Betreuungsfällen. Und Sie werden mir doch sicher
Recht geben, dass
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