Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 120
massiv in Kultur und sie unterscheidet sich dadurch
nachdrücklich und nachhaltig von anderen Städten in diesem Land. Der Ernst
Woller hat vorhin darauf hingewiesen. Ich empfehle Ihnen in der Tat, schauen
Sie sich die Kulturbudgets der anderen Landeshauptstädte an! Diese Stadt
investiert in Kultur und unterscheidet sich dadurch nachhaltig überhaupt auch
von anderen Städten vor allem im deutschsprachigen Raum, aber auch im
restlichen Europa. Ich empfehle Ihnen hier, schauen Sie sich doch auch die
Zahlen an und sprechen Sie mit den Menschen! Alle, die hierher nach Wien kommen
- und wir haben immer wieder Delegationen von Politikern und im Übrigen auch
anderer Fraktionen –, sagen, und das ist nicht nur einmal in Berlin in einer
Zeitung gestanden als ich dort war: „Da kommt der Stadtrat aus dem Paradies“,
sondern es ist in der Tat so, dass es hier ein grundlegend anderes
Kulturverständnis, ein kulturpolitisches Verständnis gibt, das nämlich Investitionen
in die Kultur als Investitionen in die Zukunft versteht. Ich bin froh und
glücklich einer Stadtregierung anzugehören, die das tatsächlich so macht, die
das dann auch in die Hand nimmt und die das dann auch tatsächlich in
Budgetzahlen umzusetzen versteht! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, fahren Sie doch durch die
Stadt und schauen Sie sich an, was in den letzten Jahren hier geschehen ist!
Wir machen Strukturreformen. Wir gehen längst überfällige Reformen an und ich
danke, dass hier allgemein das anerkannt wird, was die großen Theater
anbelangt. Das ist ja nun tatsächlich seit Jahrzehnten diskutiert worden, die
„Vereinigten Bühnen Wien“, und das ist, liebe Frau Kollegin Ringler, nicht nur
eine Frage von Hochkultur. Ich verstehe schon, dass Sie das gerne reduzieren
würden und sagen: Naja, da wird wieder repräsentative Kultur gemacht. Dann
bitte beschäftigen Sie sich doch tatsächlich damit, was die Damen und Herren
vorhaben. Auch beim Mozartjahr, was es da bereits an Programmlinien gibt und -
was ich hoffe - das der Peter Marboe dann natürlich intensivieren wird und noch
weiter betreiben wird, und was der Peter Sellers vorhat! Das ist nicht
repräsentative Hochkultur! Da geht es um nachhaltige Projekte für diese Stadt,
die auch weit außerhalb von Musik und Hochkultur sind. Da geht es um
Architekturprojekte, um Filmprojekte, da geht es um nachhaltige Neuerungen in
dieser Stadt. Wenn das nicht so wäre, dann wäre ich auch gar nicht so dahinter,
dass dieses Mozartjahr etwas Wichtiges ist und deshalb freue ich mich, dass ich
mich mit dem Peter Marboe vor allem auch in diesem einen Punkt besonders
verstehe, dass es um Nachhaltigkeit geht und nicht nur um ein gewissermaßen
seelenloses Abspielen des Köchelverzeichnisses, sondern das sind wiederum Investitionen
in die Kultur und zwar im umfassenden, weiten Sinn gedacht in die Kultur dieser
Stadt. Diese Stadtregierung unternimmt es, diese Strukturreformen auch in
Angriff zu nehmen.
Wir haben auch - und auch darauf wurde
dankenswerterweise hingewiesen - die so genannte Off-Theaterszene. Ich will das
jetzt gar nicht wiederholen. Wir sind alle dabei. Sie sitzen alle dabei und ich
bin froh, dass es hier eine ganz wichtige Kulturinitiative in der Stadt gibt,
die wir einmal gemeinsam versuchen, wo wir das auch diskutieren, wo wir auch
eine offene Diskussion mit allen Beteiligten haben. Aber das ist letztendlich
auch eine langfristige und nachhaltige Reform für diese Stadt, in der es jetzt
nicht nur um diese 200 Initiativen geht, sondern es geht da auch grundlegend
um das Klima, wie Reformen in dieser Stadt umgesetzt werden. Nicht einfach,
indem man drüberfährt. Nicht einfach, indem man irgend etwas dekretiert,
sondern indem wir mit den Beteiligten diskutieren und dort ihre Anliegen auch
ein bisschen ernst nehmen. Deshalb ist für mich diese Theaterreform weit über
den unmittelbaren Anlass hinaus auch eine Frage des Umgangs mit den
Kulturschaffenden in dieser Stadt und ich stelle mich dieser Diskussion. Ich
bin froh, dass diese Diskussion auch geführt wird und ich werde mich auch in
Zukunft dieser Diskussion stellen. Das ist nichts Risikoloses, aber wir gehen
diese Reform auch an.
Dasselbe, meine Damen und Herren, die Kinolandschaft
- es wurde auch schon darauf hingewiesen -, hier hat Politik reagiert, hier hat
Politik eingegriffen. Hier hat Politik nicht einfach etwas durch die
Marktmechanismen geschehen lassen, sondern wir haben gesagt, es ist Aufgabe der
Kulturpolitik, eine vielfältige Kinolandschaft in Wien sicherzustellen und das
ist uns zumindest einmal in einem ganz wichtigen Ansatz auch gelungen.
Das Gedächtnis oder die Gedächtnisse der Stadt - ganz
besonders wichtige Einrichtungen -: Das Archiv, die Bibliothek, die Artothek,
das Museum - grundlegende wichtige Einrichtungen meines Geschäftsbereichs. Alle,
alle befinden sich in einem grundlegenden Erneuerungsprozess!
Das Archiv, das dankenswerterweise von meinem
Vorgänger bereits angegangen wurde, ist neu positioniert. Herr Dir Opll ist,
glaube ich, stolzer Leiter dieser ganz wichtigen Einrichtungen in einer
grundlegend neu eingerichteten Umgebung.
Die Bibliothek, da sind wir jetzt dabei und das ist
das große Lebenswerk auch von Ihnen – ich glaube, ich kann es so nennen, lieber
Dir Obermaier -, das wir jetzt neu gestaltet haben. Wir sind in Wahrheit mitten
drinnen. Jetzt haben wir die Benützerräumlichkeiten eröffnet. Es geht darum,
das Depot neu zu schaffen. Wir werden im nächsten Jahr oder Ende des nächsten
Jahres auch die Bibliothek in einem grundlegend erneuerten Zusammenhang
präsentieren können.
Das Museum ist mit einem neuen Gesetz auch inhaltlich
neu gestaltet und positioniert und mit einer Valorisierung versehen. Auch das
ist einmalig. Also auch diese Bereiche sind wir angegangen, versuchen sie zu
erneuern und der Zeit anzupassen und ich meine, wir sind auf einem guten Weg.
Und noch etwas: Wir bleiben nicht nur in unseren alten
Förderstrukturen befangen, sondern wir versuchen, auch mit neuen
Fördermechanismen Geschäftsgruppen übergreifend ganz neue Förderformen zu
finden. Ich bin froh und das ist letztendlich auch Ausdruck dieser gemeinsam
gut arbeitenden Stadtregierung, dass wir uns
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