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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 5 von 120

 

gerade bei einem Budget und in einer Budgetdebatte.

 

Frau Kollegin Ringler hat das ja kurz und bündig, aber wieder einmal sehr überzeugend dargestellt. Sie wird mir als Vorrednerin fehlen. Sie hat mir eigentlich die Arbeit sehr erleichtert, weil sie immer schon so vieles gesagt hat, dass ich dann nur mehr die Lücken füllen durfte. Insgesamt war es aber dann doch ein oppositionelles Statement, das dieser Stadt gut getan hat. Ich möchte Ihnen auch dafür danken und weiterhin alles Gute wünschen in Ihrer wichtigen Funktion.

 

Außerdem – das möchte ich auch sagen – gehören die Erinnerungen an die Debatten mit der Finanz, auch mit den eigenen Kollegen, irgendwie zu den bleibendsten in meinem siebenjährigen Dasein als Stadtrat, davon rund zwei Drittel als amtsführender und rund ein Drittel in der Opposition. Ich möchte nicht sagen, dass dieses Gespräch mit der Finanz immer unaufregend war, ich möchte das aber zum Anlass nehmen, um den Beamten des Finanzressorts und des Kulturressorts dafür zu danken, dass es immer wieder gelungen ist, ein Budget zu erstellen, das dieser Stadt gut getan hat. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich möchte auch meinen drei Gegenüber danken. Ich habe gleich drei politische Gegenüber gehabt: Rudolf Edlinger, Brigitte Ederer und VBgm Rieder. Warum dieser Verschleiß so groß war, wenn es in dieser Zeit nur einen Kulturstadtrat gegeben hat, weiß ich nicht, es wird auch nichts mit mir zu tun gehabt haben, jedenfalls war es so. Ich möchte aber wirklich betonen, dass es, alles in allem gesehen, immer ein sehr faires und, wie ich meine, auch gutes Verhältnis war, das letztlich das Geld gebracht hat, das die Kultur in dieser Stadt immer wieder braucht.

 

Meine Damen und Herren! Der Zufall fügt es, dass es am heutigen Tag genau sieben Jahre sind, dass ich dieser Stadt und in dieser Stadt dienen durfte. Damals saßen meine Frau und meine kleine Tochter Anna, die damals zwei Monate alt war, da oben auf der Galerie, und bei meiner Angelobung habe ich eigentlich nur gezittert, dass sie irgendwie etwas hineinschreit oder hineinbrüllt. Das kann sie heute nicht tun, weil sie in der zweiten Volksschulklasse ist. Das zeigt, dass sieben Jahre im Leben einer Stadt vielleicht keine lange Zeit sind, im Leben eines Menschen eine ziemlich beachtliche. Es ist aber lang genug auch in einer Stadt, um im Sinne Karl Poppers zu versuchen, Schritt für Schritt die Dinge weiterzuentwickeln – in wie kleinem Ausmaß auch immer.

 

Deshalb drängt es mich, hier schon einmal mehr sozusagen auf die Liste der Kulturverantwortlichen zu verweisen, die alle auf ihre Art und in ihrer Zeit zu dieser Weiterentwicklung beigetragen haben: von Mailath-Pokorny über Pasterk, Zilk, Mrkvicka, Fröhlich-Sandner und Mandl bis zur Viktor Matejka. Gerade dieser Viktor Matejka war es ja, von dem wir alle viel lernen können. Er war ja nicht nur ein Kommunist, wie immer wieder in den Raum gestellt wird, er war auch ein Katholik, und in dieser Kombination hat er nach 1945 für diese Stadt sehr viel getan.

 

Ich möchte aber noch eines erzählen, eine wahre Geschichte. Nach dem Wechsel in der Stadtregierung, wo man doch noch ein paar Wochen lang – wie soll ich sagen – ein bisschen emotional irritiert ist, dass man eine Funktion, die man gerne ausgeübt hat, plötzlich nicht mehr ausüben kann, da hat mein Sohn Jakob seinen sechsten Geburtstag gefeiert. Das war Anfang Mai 2001. Ich sagte zu ihm so ein bisschen väterlich-freundschaftlich: Hast du noch irgendeinen Wunsch an mich, so einen Wunsch an den Papa, den nur ich erfüllen kann? Und er schaut mich an und sagt mit großen Augen: Oh ja, Papa, dass du einmal bei einer Geburtstagsfeier von mir dabei bist. Ich sage das nicht, damit Sie jetzt alle in Tränen ausbrechen, denn wir haben alle unsere Erfahrungen, sondern ich sage es, weil ich wirklich glaube, dass es uns ein Anliegen bleiben muss, im Zusammenhang mit Politik nicht immer gleich von Pensionen und von hohen Gehältern zu sprechen, sondern uns auch bewusst zu werden, dass Politik mit sehr viel Verzicht verbunden ist. Deshalb glaube ich auch, dass es wichtig ist, dort Dinge anzunehmen, von denen wir glauben, dass sie gut sind für unsere Gesellschaft.

 

Weil ich Viktor Matejka erwähnt habe. Er war es, der 1945 als erster mit großem Nachdruck die Rückholung, die Heimholung aus dem Exil gefordert hat. Und er war es, der vor dem Rathaus gestanden ist mit einem großen Hut in der Hand und – wie schon Bert Brecht geschrieben hat – den Vorübergehenden nahegelegt hat, doch etwas für die Kultur zu spenden. Das, meine Damen und Herren, war 1945 das erste Kulturbudget der Stadt Wien. Das soll jetzt die Kollegen von der Finanz nicht auf Ideen bringen oder den armen Kollegen Mailath irgendwie befürchten lassen, dass er vorm Rathaus stehen muss, um sein Kulturbudget auf den letzten Stand zu bringen, aber es zeigt doch diese unglaubliche Bereitschaft eines Menschen, weit über alle Grenzen einfallsreich zu sein, wenn es um solche Dinge geht.

 

Ich erwähne ihn auch deshalb, weil er uns gezeigt hat, dass es zwar wichtig ist, gerade in der Kulturpolitik Standpunkte zu haben, dass es aber gleichzeitig wichtig ist, sich von parteipolitischen Grenzen nicht einengen zu lassen. Ich glaube, erst wenn man das in sich trägt, kann man wirklich effizient dem kulturellen Leben in dieser Stadt dienen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich möchte auch den Kultursprecherinnen und Kultursprechern aller Fraktionen danken sowie den Mitgliedern des Kulturausschusses bis zum heutigen Tag, mit denen ich in dieser Zeit – ich wiederhole: zwei Drittel Amtsführung, ein Drittel sozusagen als ganz einfacher Stadtrat, aber auch da waren uns ja diese Dinge wirklich ein Anliegen – zusammengearbeitet habe. Ich möchte da vor allem auch meinen zwei fraktionellen Mitstreitern danken: dem Andreas Salcher, der mir jahrelang als Vorsitzender des Kulturausschusses zur Seite gestanden ist, und dem Johannes "Gio" Hahn, der ebenfalls damals Mitglied des Kulturausschusses war. Ihm möchte ich gleich von hier aus viel Glück für seine neue Aufgabe wünschen. Gio, alles Gute für dich für die nächsten Jahre! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich habe keine Sorge, dass die beiden nicht dafür

 

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