Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 116 von 134
gesagt nicht mehr, was leider Gottes passieren müsste, dass
sich das in irgendeiner Form im nächsten Jahr als Reaktion budgetär abbildet,
als Maßnahme auf etwas. Ich möchte Pars pro toto nur die wesentlichsten Punkte,
oder die mir wesentlich erscheinen, herausgreifen.
Punkt eins, logischerweise Lainz und alles, was damit
zusammenhängt: Man muss leider Gottes oder präziser sagen, was im Juli, August
passiert ist, sind Dinge, die bekannt geworden sind, die wir aber schon längst
gewusst haben. Sie wurden durch eine – wie soll ich sagen? – ordentliche Art
und Weise an die Öffentlichkeit herangetragen, aber wir wissen zumindest seit
dem Pflegeheimplan 2001 ziemlich genau, was wir in Wien brauchen. Wir
bräuchten 2005 mindestens 4 000 zusätzliche Pflegebetten in Wien. Ich darf
Sie daran erinnern, dass wir von 1995 bis 2003, acht Jahre, gebraucht haben, um
zum Beispiel das Pflegezentrum Süd mit schlanken 120 Betten zu errichten.
Dies zeigt, wo es eigentlich fehlt. Wir bräuchten innerhalb kürzester Zeit
mehrere tausend Einheiten und brauchen vergleichsweise Jahre, um nicht zu sagen
Jahrzehnte, um ein paar Dutzend Pflegebetten zu errichten.
Aber der Herr Bürgermeister hat ohnedies die
Pflegemilliarde angekündigt. Ich bin geneigt die Worte und insbesondere die
Ankündigungen des Herrn Bürgermeisters ernst zu nehmen, nur die Budgetisten
haben das offensichtlich nicht getan, weil sich diesbezüglich nichts
wiederfindet. Ich gebe zu, zwischen der Ankündigung Mitte Oktober und dem
Vorliegen des Budgets, jetzt, ist erst ein gutes Monat verstrichen. Die Sache
ist auch nicht so dringlich, daher muss man nicht so schnell reagieren. Ich
habe manchmal das Gefühl, der Herr Bürgermeister hätte vor drei Jahren auch
eine Pflegemilliarde als Reaktion auf die Ereignisse angekündigt. Damals waren
es Schilling, heute sind es Euro. Dass der Faktor von ungefähr vierzehn Platz
greift, ist nicht so wesentlich, Milliarde ist Milliarde.
Meine Damen und Herren von der Regierungsfraktion,
wir werden uns in den nächsten Jahren sehr genau anschauen, was wirklich von
einer Pflegemilliarde übrig geblieben sein wird. Wir werden uns das sehr genau
anschauen, dass Sie uns nicht schon geplante Investitionen sozusagen als
Pflegemilliarde unterjubeln. Auf den additiven Faktor werden wir großen Wert
legen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn wir von dieser Pflegemilliarde reden, dann
müssten sich gesiebentelt auf 2010, weil es angekündigt war, dass das bis 2010
stattfinden soll, im nächsten Budget zusätzliche 140 Millionen EUR,
für Traditionalisten etwa 2 Milliarden S, wiederfinden. Wie gesagt,
davon ist keine Rede. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann sind im
Wirtschaftsplan des Krankenanstaltenverbunds diesem Thema zwei Zeilen gewidmet,
dass es in dieser Richtung Absichten gibt. Das haben wir heute schon mehrfach
gehört, dass es Absichtsbekundungen gibt, aber Konkretes gibt es diesbezüglich
nicht.
Der Herr Bürgermeister und andere haben gelegentlich
von privaten Investoren gesprochen. Wo die privaten Investoren, bei aller Liebe
für das Private, sind, kann ich nicht erkennen. Was ich allerdings schon
erkennen kann, ist, dass auch die ÖVP massiv und wiederholt darauf hingewiesen
hat, dass private Pflegeeinrichtungen wesentlich kostengünstiger gestionieren
und sich auch die Stadt einiges ersparen würde, wenn sie hier von öffentlichen
zu privaten Einrichtungen transferiert. Der in dieser Frage sicher
unverdächtige Pflegeanwalt Dr Vogt hat erst kürzlich wieder konzediert, dass er
bei seinen Besuchen durchaus feststellen musste, dass in den privaten
Einrichtungen die Dinge sehr gut laufen und dass das Arbeitsklima besser als in
den öffentlichen Einrichtungen ist, sich allerdings die Personalausstattung
umgekehrt proportional verhält.
Was wir brauchen, ist eindeutig mehr Geld im
Pflegebereich. Diesbezüglich findet sich nichts im Budget. Wenn ich mir die
größeren Investitionsvorhaben anschaue, dann sind das allesamt
Fortschreibungen, die umgekehrt auch alle im Akutbereich stattfinden. Es findet
sich im Budget keine nennenswerte Position und insbesondere keine neue
Position, die etwa der notwendigen Prioritätensetzung einer forcierten
Verlagerung vom stationären in den ambulanten Bereich Rechnung trägt. Frau
Stadträtin, wo sind die Projekte, die derartiges forcieren könnten und sollten?
Das letzte diesbezüglich Projekt ist schon wieder zwei drei Jahre alt.
Evaluationen dazu sind mir nicht bekannt. Es hat, glaube ich, vor ein oder zwei
Jahren eine groß angekündigte Zusammenarbeit zwischen Wiener Ärztekammer,
Gebietskrankenkasse und der Stadt Wien gegeben. Ich glaube, mehr als die
Presseaussendung dazu gibt es im Wesentlichen nicht, aber ich habe das damals
erwartet, eigentlich befürchtet.
Wir wissen, dass jeder Euro im stationären Bereich
drei Euro im niedergelassenen Bereich Wert ist. Wir sollten uns bemühen,
nachhaltige Verlagerungen zu machen. Es fehlt uns an betreuten Wohnformen im
niedergelassenen Bereich, gerade für Senioren, Einrichtungen, die wiederum die
Pflegeheime, würde ich sagen, dramatisch entlasten könnten. Diese Entlastung
würde wieder dem Akutbereich zu Gute kommen, weil bekanntermaßen gerade auf den
Internen Abteilungen oft Personen liegen, die eigentlich schon in den
Pflegeeinrichtungen sein sollten, aber dort ist wiederum kein Platz, weil
entsprechende ambulante Einrichtungen nicht existieren. Diese Kette, wenn Sie
so wollen, diese Wertschöpfungskette, gehört aufgemacht, gehört forciert und
gehört entsprechend dotiert.
Schließlich ein dritter Bereich, Frau Stadträtin, der Ihnen
gerade als Ärztin ein großes Anliegen sein müsste: Die Wiener sind gemeinsam
mit den Niederösterreichern absolute Vorsorgemuffel. Zum Beispiel gehen in
Vorarlberg dreimal so viele Menschen zu Vorsorgeuntersuchungen als in Wien.
Wien bildet mit Niederösterreich das Schlusslicht in Österreich und das ist
absolut nicht zu akzeptieren. Wir sind auch bei den Haltungsschäden von
Jugendlichen Schlusslicht in Österreich. Wir wissen das. Wir sollten dagegen
etwas unternehmen. Wir gehören, was das Rauchen gerade von jungen Frauen
anbelangt, auch zu den Schlusslichtern in Österreich. Auch hier sollten wir
massive Kampagnen fahren und uns das
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