Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 134
genauso wie das viele zusätzliche Personal, das wir
aufgenommen haben, um die Arbeit des UVS zu ermöglichen und das mehrheitlich
auch mit Oppositionsparteien gemeinsam beschlossene neue Disziplinarrecht. Auch
hier sind sehr unsachliche Argumente gekommen. Den unabhängigen
Disziplinarsenat als von Gemeindebediensteten majorisiert zu bezeichnen ist
schlicht und einfach falsch. Es gibt hier, wie in einem Zwischenruf Kollege
Schuster schon festgestellt hat, sehr wohl dadurch, dass es ein
Dirimierungsrecht des Vorsitzenden gibt, auch eine mehrheitliche
Entscheidungsmöglichkeit der unabhängigen Richter und es hätte fast nur mehr
gefehlt, dass Sie uns auch noch versuchen einzureden, im Verwaltungsgerichtshof
würden auch mehrheitlich Gemeindebedienstete sitzen! Das ist wirklich keine
Diskussion, die zu so einem wichtigen Thema geeignet ist.
Abschließend noch zur Personalpolitik. Ich verstehe
schon, dass Herr Ulm nicht versteht, wie wir mit unseren Mitarbeitern und
Mitarbeiterinnen umgehen, denn im Gegensatz zum Bund, der seine Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen nur als möglichst schnell wegzurationalisierenden Kostenfaktor
sieht, sehen wir unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als Partner und Partnerinnen.
Wir lösen die Probleme, die es natürlich auch bei uns gibt, das ist völlig
klar, miteinander und Gewerkschaft und Personalvertretung werden nicht besser,
aber auch nicht schlechter als alle anderen behandelt. Selbstverständlich - und
dies nur als eine Randbemerkung - unterliegt auch Kollege Hundstorfer den
Bezugskürzungen, die für alle anderen gelten. Ich gehe davon aus, Sie wissen
das und ich hoffe, Sie sagen nicht noch einmal etwas Falsches in der
Öffentlichkeit.
Dass sich die ÖVP nicht vorstellen kann, wie wir mit
unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen umgehen, kann ich mir schon gut
erklären, denn Sie stehen ja für das System, das im Moment auf Bundesebene bei
der Personalpolitik umgesetzt wird: Unliebsame Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
zu degradieren und zu versetzen, auch dann, wenn es gesetzeswidrig ist, wie wir
mittlerweile von Entscheidungen wissen, Kritiker, sogar aus den eigenen Reihen,
mutlos zu machen, Tausende, egal, ob der Betrieb nachher noch funktioniert oder
nicht, in Frühpension zu schicken und was ich besonders schlimm finde, seitens
des Innenministers Reformen zu missbrauchen, um brutale Machtpolitik
umzusetzen. Das ist die Personalpolitik, für die die ÖVP steht! Wir sind ganz
anderer Meinung. Wir machen eine ganz andere Politik und dazu bekenne ich mich!
(Beifall bei der SPÖ.)
Gerade diese sogenannten Reformen des Innenministers
sind besonders schädlich und schlecht. Wir haben es bei der Diskussion über die
Sicherheitssituation in dieser Stadt gemerkt. Hier wird der Begriff Reformen
für zwei Dinge missbraucht: Einerseits um das Ministerium und die Polizei
dunkelschwarz einzufärben und andererseits um eine ganz primitive Sparpolitik
und Kürzungen umzusetzen. 700 Dienstposten der Polizisten und
Polizistinnen in Wien sind unbesetzt, allein bei der Sicherheitswache
über 100! Fast 130 Dienstposten beim Kriminaldienst sind unbesetzt!
Das sind 30 Prozent weniger als es noch vor wenigen Jahren waren.
Wenn hier über das Thema „Sicherer Schulweg“ geredet
wurde, wieso die Stadt das nicht bezahlt, so ist das ein typisches Beispiel
dafür, wo der Bund sich aus der Verantwortung gestohlen hat und die Stadt schon
die letzten Male eingesprungen ist. Der Bund hat sich vor der Verantwortung
gedrückt und die Stadt hat sich im Interesse der Sicherheit der Kinder
übernommen.
Es ist so, dass hier gefordert wird, die Stadt Wien
soll einspringen wenn der Bund unfähig und nicht in der Lage ist, für
Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Die Stadt muss einspringen, wenn die
Bundesregierung das soziale Gefüge dieses Landes kaputt macht. Die Stadt soll
einspringen, weil die Kulturmittel nicht mehr vorhanden sind, wie sie in einem
Kulturstaat Österreich notwendig sind. Die Stadt muss einspringen, weil die
Frauenpolitik des Bundes versagt und die Vereine nicht mehr unterstützt werden.
Sehr geehrte Damen
und Herren! Da bleibt nur ein Schluss übrig: Wenn jemand irgendwo einspringt
und sinnvoller Weise etwas übernimmt, dann ist es die Sozialdemokratie mit der
Regierungsverantwortung, denn diese schwarz-blaue Regierung ist unfähig und
schädlich für dieses Land, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der
SPÖ.)
Kollege Barnet hat
über die Verwaltungsreform gesprochen. Ich hoffe - Sie machen ja immer auch
eine sehr sachliche Auseinandersetzung -, Sie haben sich auch entsprechend
vorbereitet und haben auch die große Untersuchung und die großen Studien
gelesen, die es seitens der Stadt Wien gibt und die dieser Stadt ein sehr gutes
Zeugnis ausstellen. Wenn hier gesagt wurde, es gibt sehr viele Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen und die Dienstposten sind nicht radikal zurückgegangen, so ist
das richtig. Es ist aber auch nicht unser politisches Ziel, möglichst viele
Dienstposten abzubauen und die Leute hinauszuschmeißen. Unser Ziel ist, mit den
vorhandenen Mitteln möglichst gut und effizient und sparsam zu arbeiten. Und da
sage ich Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, das haben wir getan!
Wir haben einen
riesigen zusätzlichen Aufwand bei dem Thema „Kinderbetreuung“, das wir
ausbauen. Wir haben Maßnahmen, die wir ausbauen, und um nur eine davon aus
meinem Ressort zu nennen, den 24-Stunden-Frauennotruf, den es immer wieder und
neu und ausgebaut gibt. Wir haben ohne zusätzliche Dienstposten das Meldewesen
vom Bund übernommen. Wir haben das Passwesen vom Bund übernommen und wir haben
das Fundwesen vom Bund übernommen und das alles ohne zusätzliches Personal mit
den bestehenden Kollegen und Kolleginnen! (GR Günther Barnet: Der Harwanegg
hat gesagt, 32 zusätzliche Dienstposten!) Dass das so gut gelungen
ist, dazu kann ich nur einen einzigen Satz oder eigentlich nur ein einziges
Wort sagen, nämlich „Danke“ an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich gebe gerne zu,
Kollege Barnet, dass es von Ihnen viele sachliche Beiträge gibt. Komischerweise
verlassen Sie sie dann, wenn es um Integration und
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular